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Fangjagd

Fangjagd

Titel: Fangjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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den Plexiglasscheiben aus ihren Höhlen treten zu wollen. Er warf die Arme nach vorn und brach zusammen. Seine Greisenhände verkrampften sich, zuckten noch einmal und blieben dann so unbeweglich wie die ganze Gestalt.
    Fünf Minuten später kamen zwei Männer mit einer Tragbahre und schafften Jesse Kennedy fort.

34
    Gegen 19.30 Uhr herrschte auf dem Empfang eine angeregte, entspannte Atmosphäre. Inzwischen waren über hundert Gäste eingetroffen, die den Salon bis zum letzten Winkel füllten. Mit Newman im Schlepptau bahnte Nancy sich einen Weg durch die Menge bis zu Professor Grange, der in ein Gespräch mit Viktor Signer vertieft war. Sie baute sich vor Grange auf.
    „Ich bin Dr. Nancy Kennedy. Mein Großvater liegt als Patient in der Klinik Bern…“
    „Wollen Sie nicht telefonisch einen Termin vereinbaren, meine Liebe?“ fragte der Riese mit sanfter Stimme. Hinter getönten Brillengläsern starrten ausdruckslose Augen auf sie herab.
    „Dies ist wohl nicht der rechte Augenblick, um…“
    „Und außerdem mischen Sie sich hier in ein privates Gespräch ein“, erklärte Signer ihr in einem Tonfall, der deutlich verriet, daß er Frauen für minderwertig hielt.
    „Ach, wirklich?“ Nancy wandte sich an ihn und sprach lauter, so daß die Gäste in ihrer Nähe verstummten, um zuhören zu können. Dadurch war ihre Stimme noch deutlicher zu hören.
    „Möchten
Sie
vielleicht über die zeitlich sehr passende Hinrichtung Manfred Seidlers sprechen, der letzte Nacht oben im Jura erschossen worden ist? Schließlich sind Sie selbst dabei gewesen, Herr Oberst. Sie können allerdings auch einfach den Mund halten, während ich mit Professor Grange spreche…“
    „Unverschämtheit!“ kollerte Signer. „Ich…“
    „Vorsicht!“ unterbrach Newman ihn. „Erinnern Sie sich noch an mich? Lassen Sie sie ausreden.“
    „Daß ich mich um einen Termin bei Ihnen bemühe, hat wenig Zweck“, fuhr Nancy mit derselben klaren, tragenden Stimme fort, ohne Grange aus den Augen zu lassen. „In der Klinik verstecken Sie sich hinter Bruno Kobler. Sie sind niemals zu sprechen. Wovor haben Sie eigentlich Angst, Professor?“
    Die Augen hinter den getönten Brillengläsern blitzten wütend.
    Die Hand mit dem Champagnerglas zitterte. Grange kniff die vollen Lippen zusammen und rang um Selbstbeherrschung, während Nancy auf seine Antwort wartete. Die gespannte Stille breitete sich immer weiter aus, als die Gäste erkannten, daß hier etwas Ungewöhnliches passierte: Eine Frau bot dem berühmten Professor Grange die Stirn.
    „Ich habe vor nichts Angst“, sagte er schließlich. „Darf ich erfahren, was Sie eigentlich von mir wollen, Frau Dr. Kennedy?“
    „Da ich kein Vertrauen mehr zu Ihrer Klinik und Ihren geheimnisvollen Methoden habe, möchte ich meinen Großvater in eine andere Klinik bei Montreux verlegen lassen. Ich verlange, daß diese Verlegung innerhalb der nächsten vierundzwanzig Stunden stattfindet. Sie haben doch wohl nichts dagegen, Herr Professor?“
    „Sie zweifeln meine fachliche Qualifikation an?“
    Nancy ging nicht in diese Falle. „Wer hat
davon
gesprochen – außer Sie selbst?“
    Sie sprach jetzt so laut, daß alle Anwesenden sie mühelos verstehen konnten. “ Wollen Sie etwa behaupten, daß es hierzulande verboten oder auch nur ein Verstoß gegen den ärztlichen Ehrenkodex ist, in Zweifelsfällen einen zweiten Arzt hinzuzuziehen?“
    Der Chef der Klinik Bern mußte vermutlich zum erstenmal in seinem Leben – und noch dazu in aller Öffentlichkeit! – eine Niederlage einstecken. Das erkannte Newman an seiner unnatürlich starren Haltung und den Schweißperlen auf Granges hoher Stirn. Die Augen hinter den getönten Brillengläsern schienen sich fast hilfesuchend umzusehen, aber die übrigen Gäste erwiderten ihren Blick schweigend, ohne sich einzumischen.
    „Ich bin selbstverständlich bereit“, antwortete Grange zuletzt, „Ihnen Ihren Wunsch zu erfüllen. Darf ich Sie jedoch höflichst daran erinnern, daß wir hier zusammengekommen sind, um ein paar heitere Stunden miteinander zu verbringen?“
    „Dann wünsche ich Ihnen noch viel Vergnügen, Herr Professor…“
    Damit machte Nancy auf dem Absatz kehrt und stolzierte durch die Menge davon, die ihr bereitwillig Platz machte.
    Während Grange und Signer ihr nachsahen, ging die Amerikanerin geradewegs auf Beck zu und verwickelte ihn in ein Gespräch, so daß der Eindruck entstehen mußte, sie verschaffe sich Rückendeckung für das Professor Grange

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