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Fanny Hill

Fanny Hill

Titel: Fanny Hill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Cleland
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sie, ohne meine Antwort abzuwarten, und kam mit diesem sehr achtbaren Herrn zurück, dessen sehr achtbare Unterhändlerin sie wie bei vielen andern gewesen war.
    Der Herr machte mir beim Eintritt eine sehr höfliche Verbeugung, die ich kaum Kraft oder Geistesgegenwart hatte zu erwidern. Da nahm es die Wirtin auf sich, die Honneurs unserer ersten Zusammenkunft zu machen — denn ich hatte ihn, so weit ich mich erinnern konnte, niemals vorher gesehen — bot ihm einen Stuhl an und setzte sich selbst auf einen andern. Die ganze Zeit wurde kein Wort geredet; ein einfältiges Vor mich hinstarren war das ganze, was ich mit meinem Gesichte machen konnte.
    Der Tee war fertig, und die Wirtin, die keine Lust hatte, Zeit zu verlieren, sagte, als sie mein Schweigen und mein blödes Aussehen dem sonderbaren Fremden gegenüber sah, in einem grob vertraulichen Tone: »Nun Miss Fanny, halten Sie doch den Kopf hoch, mein Kind! Was heißt das: Sorgen sind nur für kurze Zeit gut! Seien Sie doch heiter. Hier ist ein sehr achtbarer Herr, der von Ihrem Unglück gehört hat und Ihnen helfen will —- Sie müssen besser mit ihm bekannt werden. Machen Sie mir jetzt nicht die Zimperliche, sondern handeln Sie, so lange es Zeit ist.«
    In dieser eben so feinen wie beredten Aufmunterung unterbrach sie der Herr, der wohl bemerkte, dass ich erschrocken und zornig aussah und unfähig war zu antworten. Er sah wohl, dass diese Art eher dazu führen würde, mich seinem Anliegen abgeneigt zu machen. Er wandte sich daher zu mir und sagte, er wäre von meinem Geschicke vollständig unterrichtet und dass die Umstände meines Malheurs sehr harte wären für eine Person von meiner Jugend und Schönheit; und er habe schon lange sein Wohlgefallen an mir gefunden, — dabei berief er sich auf Frau Jones — weil er aber gesehen habe, wie eng ich mit einem andern verbunden gewesen wäre, so hätte er alle Hoffnung verloren, bis er von dem plötzlichen Wechsel meines Schicksals gehört hätte; da hätte er der Hauswirtin ausdrücklichen Befehl gegeben, darauf zu sehen, dass es mir an nichts fehle; und wenn er nicht eine unaufschiebbare Reise nach Den Haag zu machen gehabt hätte, so würde er mir selber während meiner Krankheit aufgewartet haben — bei seiner gestrigen Rückkehr aber hätte er von meiner Wiederherstellung gehört und die Wirtin um ihre Vermittlung gebeten, ihn mit mir bekannt zu machen; er wäre aber sehr ärgerlich über die Art und Weise, wie sie ihm dieses Glück verschafft habe; um mir aber zu zeigen, wie sehr er ihr Benehmen missbillige, und wie weit er davon entfernt sei, aus meiner unangenehmen Lage Vorteil zu ziehen oder gar aus meiner Dankbarkeit sich Hoffnungen zu sichern, so wolle er auf der Stelle und vor mir die Schuld bei der Wirtin bezahlen und mir die Quittung geben, und dann sollte ich volle Freiheit haben, sein Gesuch anzunehmen oder abzuschlagen; er denke zu groß von mir, um meinen Neigungen irgendwie Gewalt anzutun.
    Während er so sprach, wagte ich kaum ihn anzublicken; ich sah nur, dass seine Gestalt die eines gut aussehenden Herrn von ungefähr vierzig Jahren und dass er gewöhnlich angezogen war. Der Glanz von einem großen Diamantring an seinem Finger fiel mir in die Augen, da er seine Hand während er sprach bewegte, wohl um mir damit großes Erwarten von sich beizubringen. Kurz, er war, was man einen stattlichen Mann nennt, mit einem Air von Geburt und Rang.
    Auf alles, was er sagte, antwortete ich nur mit Tränen, die mir zur Erleichterung notwendig waren, meine Stimme erstickten und mein Schweigen entschuldigten, denn ich wusste wirklich nicht, was antworten.
    Mein Anblick rührte ihn, wie er mir später erzählte, auf eine unwiderstehliche Art und um mir etwas weniger Grund zur Trauer zu geben, verlangte er Feder und Tinte, die die Wirtin schon in Bereitschaft hielt, und bezahlte ihr auf den Heller jede ihrer Forderungen; außerdem gab er ihr noch ein Geschenk, das er, ohne dass ich es wusste, dazulegte; die Quittung drängte er mir nun freundlich auf, schob sie mir in die Hand und die Hand in die Tasche.
    Ich war noch immer in dem gleichen Zustand der Betäubnis und Verzweiflung, und schon hatte, ehe ich es bemerkte, die schlaue Wirtin sich aus dem Zimmer gedrückt und mich mit dem Fremden allein gelassen; aber es verursachte mir das gar keine Beunruhigung — ich war so leblos und gleichgültig gegen alles.
    Der Herr war kein Neuling in diesen Sachen; er rückte näher an mich heran und trocknete mir, mich

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