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Fanny Hill

Fanny Hill

Titel: Fanny Hill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Cleland
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tröstend, mit seinem Taschentuch die Tränen ab, die mir über die Wangen liefen; und schon versuchte er es, mich zu küssen; ich widerstand nicht, willigte ein; ich saß ganz still, und da ich mich durch die vor meinen Augen geschehene Bezahlung als eine von vornherein Verkaufte ansah, so war es mir ganz gleichgültig, was aus meinem armseligen Körper wurde: ohne Leben, Kraft oder Mut, mich auch nur im geringsten zu widersetzen, selbst nicht einmal mit der unserm Geschlechte eigentümlichen Scham, litt ich alles, was dieser Mann mit mir vornahm, der unmerklich von Freiheit zu Freiheit ging, seine Hand zwischen Busen und Halstuch vergrub und da nach Lust herumwühlte. Und weil er gar keinen Widerstand fand, nahm er mich in die Arme und trug mich Leblose und Regungslose aufs Bett und legte mich sanft darauf nieder; und da er mich nun so nach seiner Bequemlichkeit hatte, verlor ich das Bewusstsein für das, was er an mir tat. Aus dieser Empfindungslosigkeit erwachte ich erst, als ich ihn in mir eingewühlt fühlte, während ich duldend und ohne Empfinden oder Vergnügen da lag — ein todtkalter Körper konnte kaum weniger Leben haben als ich. Sobald er seine Leidenschaft gestillt hatte, stand er auf, brachte meine Kleider in Ordnung und bemühte sich mit der größten Zärtlichkeit, die Stimme des Gewissens und der Sinnlosigkeit in mir zu ersticken, die mich befielen, als ich mich endlich bewusst auf diesem Bette und dem fremden Manne gegenüber fand; ich zerraufte mein Haar, rang meine Hände schlug mir auf die Brust. Meine ganze Wut hatte sich auf mich gerichtet, da ich glaubte, dass ich mir dem neuen Herrn gegenüber nichts herausnehmen dürfe; deshalb bat ich ihn auch mit mehr Unterwürfigkeit als Zorn, mich allein zu lassen, damit ich wenigstens meinen Schmerz in Ruhe genießen könne; dies schlug er mir ab, aus Furcht, wie er sagte, ich möchte mir ein Leid antun.
    Heftige Leidenschaften dauern selten lange und die der Frauen am wenigsten. Eine tote Stille folgte diesem Toben, und ich zerfloss in einem Strom von Tränen.
    Hätte mir noch ein paar Augenblicke zuvor jemand gesagt, dass ich je mit einem andern zu tun haben werde wie mit Charlie, ich würde ihm ins Gesicht gespuckt haben; oder hätte mir einer eine weit größere Summe angeboten, als ich vorhin bezahlen sah, so würde ich das Anerbieten mit kaltem Blute zurückgewiesen haben. Aber Laster und Tugend hängen ganz von den Umständen ab: unerwartet umringt, mürbe gemacht durch bittere Betrübnis und betäubt durch die Angst vor dem Gefängnis, wird mein Fehltritt desto verzeihlicher sein, da ich in keinem Sinne daran Teil hatte. — Der erste Schritt ist entscheidend, und er war jetzt gemacht. Darum glaubte ich nicht länger ein Recht zu haben, einem Menschen Liebkosungen zu verweigern, der das einmal über mich gewonnen hatte, ohne darauf zu sehen, wie; und demnach betrachtete ich mich so in der Gewalt dieses Mannes, dass ich seine Küsse und Umarmungen litt, ohne Widerstreben oder Ärger zu heucheln, nicht weil ich darüber Freude empfunden oder Widerwillen besiegt hätte, nein, — was ich duldete, ertrug ich aus einem Gefühl der Dankbarkeit oder als notwendige Folge dessen, was geschehen war.
    Er hatte jedoch so viel Achtung vor mir, dass er das äußerste nicht wiederholte; er fühlte sich sicher im Besitz und begnügte sich damit, mich nach und nach seinen Wünschen gemäß zu erziehen; er wartete auf die Zeit, da seine Freigebigkeiten und sein Werben Früchte tragen sollten, und er hat es sich später oft genug vorgeworfen, dass er die Früchte zu unreif gepflückt und seine Begierde an einem leblosen Körper befriedigt hätte. Das ist wahr, mein Herz hat ihm nie verziehen, auf welche Art ich ihm zuteil geworden, obgleich ich Ursache gehabt hätte, mich darüber zu freuen, da er in mir etwas gefunden hatte, das ihn hielt und das er nicht mehr so leicht verlassen konnte.
    Inzwischen war es tiefer Abend geworden. Das Mädchen kam herein, um den Abendtisch zu decken, und ich sah mit Freuden, dass dabei meine Wirtin fehlte, die mir jetzt Gift geworden war. Es wurde ein hübsches Abendessen aufgetragen, dem eine Flasche Burgunder nicht fehlte.
    Als das Mädchen draußen war, drang mein Herr darauf, dass ich mich in den Lehnstuhl ans Kamin setze und ihm beim Essen wenigstens zusehe, da ich jede Nahrung verweigerte. Ich gehorchte, mit Trauer im Herzen, da ich das liebe Zusammensein mit meinem Charlie und diesen zwangvollen Abend verglich.
    Während

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