Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fanny Hill

Fanny Hill

Titel: Fanny Hill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Cleland
Vom Netzwerk:
Furcht auf einmal in die unmäßigste Begierde umschlug. Ich fühlte, dass so stark, wozu vielleicht auch die Hitze etwas beitrug, dass ich fast darunter verging. Nicht dass ich genau gewusst hätte, was mir fehlte — mein einziger Gedanke war nur der, dass nichts sonst als ein so lieber Junge mich ganz glücklich machen könnte. Dann aber suchte die geringe Wahrscheinlichkeit mit ihm bekannt zu werden oder ihn je wieder zu sehen, meine Begierde wieder zu zerstören, und das machte mir schreckliche Qual. Immer noch starrte ich auf diesen bezaubernden Gegenstand, als er plötzlich unter dem Wasser versank. Ich hatte einmal gehört, dass es Krämpfe gibt, die auch den besten Schwimmer befallen können und ihr Ertrinken verursachen; die unsagbaren Gefühle, die dieser Unbekannte in mir erregt hatte, machten mich durch den tödlichen Schrecken, als ich ihn versinken sah, so verwirrt, dass ich hinaus und an den Rand des Kanals eilte, von unsinniger Furcht und dem Verlangen getrieben, das Werkzeug seiner Rettung zu werden, obgleich ich gar nicht wusste, wie ich das anstellen sollte. Aber wie konnte ich in meinem Zustande denken! Dies alles dauerte nur ein paar Augenblicke. Ich hatte gerade noch Leben genug, das grüne Ufer zu erreichen, wo ich ängstlich nach dem jungen Manne aussah, und da ich nichts mehr von ihm wahrnahm, so drückte mich mein Schrecken und meine Teilnahme in eine tiefe Ohnmacht, die wohl einige Zeitlang gedauert haben muss. Denn ich kam erst wieder zu mir, als ich durch das Gefühl eines durchbohrenden Schmerzes, der mich bis in mein Innerstes durchdrang, aufgeweckt wurde, und mich nicht nur in den Armen des jungen Mannes fand, den ich so besorgt retten wollte, sondern ganz in seinem Besitz, worin ihm meine Widerstandslosigkeit sehr vorteilhaft zu statten kam. Er hatte den Eingang in mich schon so weit gefunden, dass ich ganz ermattet von den Seelenkämpfen, die ich ausgestanden, und von der Ohnmacht, weder die Kraft hatte zu schreien, noch mich aus seiner festen Umarmung loszureißen, bis er den vollständigen Sieg über meine Unschuld errungen hatte, wie er ihn jetzt an den Strömen Blut konstatieren konnte, wie vorher wohl auch an der Schwierigkeit, sein Beginnen ins Werk zu setzen. Der Anblick des Blutes und meines Zustandes wirkte so sehr auf ihn, dass er — wie er mir später erzählte —, als sich seine Leidenschaft etwas besänftigt hatte, der Gefahr nicht achtend mich nicht verlassen konnte, was ja ein leichtes für ihn gewesen wäre. Ich lag in der Unordnung meiner blutenden Zerstörung, zitternd und sprachlos, unfähig aufzustehen, erschrocken und zappelnd wie ein armes verwundetes Rebhuhn und wieder nah daran in Ohnmacht zu fallen. Der junge Mensch kniete bei mir, küsste meine Hand und bat mit Tränen in den Augen um Verzeihung — er wolle jeden Ersatz geben, der in seiner Macht stünde. Hätte ich in diesem Augenblick aufschreien oder blutigste Rache an ihm nehmen können, ich hätte es doch nicht getan, trotzdem die Beleidigung groß und das Verbrechen von schwer wiegenden Umständen begleitet war; aber er kannte sie nicht, denn ich verdankte mein Verderben ja der Sorge um die Erhaltung seines Lebens.
    Aber wie schnell ist der Übergang der Leidenschaft aus einem Extrem ins andere, und wie wenig kennen die das menschliche Herz, die das leugnen wollen! Ich konnte den liebenswürdigen Verbrecher, den ersten Gegenstand meiner Liebe und meines gerechten Hasses, nicht auf den Knien vor mir liegen und meine Hände mit seinen Tränen benetzen sehen, ohne weicher, nachgiebiger zu werden. Er war noch wie zuvor ganz nackt, aber meine Scham war schon im Wesentlichsten allzu sehr verwundet, als dass mich dies jetzt noch weiter beunruhigt hätte — mein Zorn ebbte so schnell ab und die Flut der Liebe kam so stark über mich, dass ich es als Teil meiner eigenen Glückseligkeit betrachtete, ihm zu verzeihen. Meine Vorwürfe stammelte ich in so sanftem Ton und meine glänzenden Augen drückten so viel mehr schmachtende Empfindung als Unwillen aus, dass er fühlte, die Verzeihung sei nicht in verzweifelter Ferne; aber noch gab er seine demütige kniende Stellung nicht auf, bis ich ihm endlich in aller Form Verzeihung gab, was ich nach all den heißen Bitten, Beteuerungen und Versprechungen gewähren musste. Nach dieser Erklärung wagte er ängstlich die neue Beleidigung, mich zu küssen, was ich jetzt weder abwehrte, noch ihm zustimmte. Als ich ihm seine Grausamkeit vorwarf, erklärte er mir das

Weitere Kostenlose Bücher