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Fanny Hill

Fanny Hill

Titel: Fanny Hill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Cleland
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zündete ein anderes Feuer an, das ich noch niemals vorher gefühlt und nicht gekannt hatte. Meine Nachgiebigkeit machte ihn kühner und er wagte es mich zu küssen und ich, ohne die Folgen zu kennen, küsste ihn wieder. Bei dieser Ermunterung glitt seine Hand von meiner Brust tiefer dorthin, wo das Gefühl so ausnehmend reizbar ist, wie ich sofort wahrnahm. Die Sache machte uns beiden großes Vergnügen, bis er zu dreist wurde und mir wehtat, dass ich mich darüber beklagte. Da nahm er meine Hand und führte sie an seine warmen Schenkel, drückte sie da hinein, bis etwas, das sich da allmählich erhob, mir den stolzen Unterschied seines Geschlechts von dem meinigen fühlen ließ. Ich erschrak über diese mir ganz neue Sache und zog meine Hand zurück; ich konnte mich aber, von diesen mir ganz neuen Empfindungen getrieben, nicht enthalten, zu fragen, was das Ding da wäre? »Ich will dir’s zeigen, wenn du erlaubst«, sagte er und hob sich, ohne meine Antwort abzuwarten, die er mit gern empfangenen Küssen unmöglich machte, über mich und öffnete sich einen Weg, indem er einen seiner Schenkel zwischen die meinen schob. Ich war ganz unter dem Bann der fremden, neuen Gefühle, zwischen Furcht und Lust und Neugier, bis ich einen durchbohrenden Schmerz fühlte, der mir einen Schrei entrang. Mein Kamerad saß aber zu fest in seinem Sattel, als dass ich ihn hätte abwerfen können, und all mein Sträuben und Wehren förderte nur sein Beginnen, bis ein mächtiger Stoss meine Jungfernschaft und beinahe — ich widerstand nicht — mich selbst umbrachte; ich lag da, eine blutende Zeugin der Notwendigkeit, unter der unser Geschlecht steht, den ersten Honig von Dornen zu sammeln.
    Bald jedoch stieg das Vergnügen und sank der Schmerz, und ich ließ mich zu neuen Versuchen versöhnen. Und ehe der Morgen kam, war mir nichts auf der Welt so teuer als dieser Räuber meiner Unschuld. Er war mir jetzt alles, und wir kamen überein, unser gleiches Schicksal miteinander weiter zu tragen wenn wir in die Stadt kämen. Wir lebten da auch einige Zeit zusammen, bis die Notwendigkeit uns trennte, die mich auf einen Weg des Lebens trieb, auf dem ich herumgestoßen und fast vernichtet wurde und den ich doch nicht verließ, aus Bequemlichkeit oder aus Neigung, bis ich in dieses Haus kam. Was da weiter mit mir geschah, das zu erzählen geht über die Grenzen, die ich vorgeschlagen habe, so dass ich meine Erzählung hier schließe.
    Der Reihe nach war es jetzt an Harriet zu erzählen. Unter all den Schönheiten unseres Geschlechtes, die ich früher und später gesehen hatte, waren es wirklich wenige, die ihr den Rang streitig machen konnten, so wunderbar war Harriet. Ihre Gestalt war ganz ebenmäßig; ihr Teint wurde noch durch schwarze Augen erhöht, deren Glanz ihrem Gesichte mehr Lebhaftigkeit gab als die Farbe es vermochte, die ein angenehmes, sanftes Rot gegen die Blässe schützte, ein Rot, das immer zarter wurde und in glänzendes Weiß überging. Die Zierlichkeit der Züge gab ihrer Gestalt etwas Süßes, Zerbrechliches, dem ein etwas lässiges Temperament, ein schmachtender Ausdruck und eine starke Wollust nicht widersprachen. Aufgefordert, ihre Geschichte zu erzählen, lächelte sie und errötete ein wenig und erfüllte also unser Verlangen:
    »Mein Vater war nichts weiter als ein Müller in der Nähe von York; er starb, sowie auch meine Mutter, als ich noch ein kleines Kind war und so kam ich unter die Aufsicht einer kinderlosen Witwe, meiner Tante und Haushälterin des Lord N*** auf seinem Landsitz in der Grafschaft***, wo aller denkbaren Zärtlichkeit aufgezogen wurde. Ich war kaum siebenzehn Jahre — ich bin jetzt noch nicht achtzehn, — als ich bloß meiner Person wegen, da ich ja kein Vermögen hatte, sehr vorteilhafte Anträge erhielt. Aber entweder war die Natur in der Entwicklung ihrer Lieblingsneigung zu langsam bei mir gewesen, oder war es, weil ich noch keinen vom anderen Geschlecht gesehen hatte, der meine Neugierde gereizt hätte, oder war es die Furcht vor ich weiß nicht was — jedenfalls erhielt ich mir meine Unschuld, und war aufs Heiraten so wenig begierig wie aufs Sterben. Meine gute Tante unterstützte noch diese Furchtsamkeit, die sie für kindliche Neigung zu ihr hielt und die sich nach ihrer Meinung mit der Zeit schon noch geben würde, so dass sie statt meiner den Freiern die Antwort gab.
    Die Familie war Jahre lang nicht auf ihrem Schloss gewesen, so dass es vernachlässigt und ganz der Sorge meiner Tante

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