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Fanny Hill

Fanny Hill

Titel: Fanny Hill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Cleland
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und zweier Diener überlassen war. So hatte ich volle Freiheit in dem einsamen großen Hause, das ungefähr eine halbe Meile von jeder anderen Wohnung entfernt lag, ein paar Hütten ausgenommen.
    Hier wuchs ich in Unschuld und Ruhe auf, ohne dass was bemerkenswertes passierte, bis ich eines Tages nach Tisch, wo meine Tante immer einen festen Schlaf tat und ich einige Stunden von ihr frei war, mich nach einem Sommerhause stahl, das vom Hause etwas entfernt lag. Ich nahm meine Arbeit mit und setzte mich in einen kleinen Salon, unter dessen Fenstern ein Bach vorbei floss. Hier fiel ich in einen sanften Schlaf, wohl von der Hitze der Jahreszeit und der ungewohnten Stunde ermüdet. Ein leeres hartes Bett und mein Arbeitskorb als Kopfkissen, das waren die Bequemlichkeiten meines kurzen Schlummers; denn bald weckte mich ein Geräusch und Geplätscher im Wasser. Ich stand auf um nachzusehen, was los sei — es war wie ich später erfuhr der Sohn eines benachbarten Edelmannes, den ich vorher noch nie gesehen und der sich mit seiner Flinte hierher verirrt hatte, und von der Jagd und der Schwüle des Tages erhitzt Lust zu einem Bade bekommen hatte.
    Meine erste Regung beim Anblick des nackten Jünglings waren Staunen und Verwunderung. Ich hätte zwar gleich davon laufen sollen, aber Türe und Fenster waren so gelegen, dass er mich im Fortgehen sehen musste, und der Gedanke machte mich ganz verwirrt und beschämt. Ich war also gezwungen zu bleiben, bis er sich entfernt haben würde. In meiner Verlegenheit wusste ich nicht, was tun; aus Scham und Angst wagte ich es nicht aus dem Fenster zu sehen, dessen altes verwaschenes Glas schwerlich den, der dahinter stand, verraten konnte; auch war die Türe so sicher, dass sie ohne Gewalt und ohne meine Zustimmung nicht hätte von außen geöffnet werden können.
    Jetzt erfuhr ich es an mir selber, dass Gegenstände, die uns erschrecken, wenn wir uns nicht von ihnen entfernen können, unsere Augen ebenso mächtig anziehen, wie die, die uns gefallen. Ich konnte diesem namenlosen Trieb nicht lange widerstehen, der mich zu sehen drängte ohne dass Begierde danach in mir war. Kühn gemacht durch das Gefühl der Sicherheit, nicht gesehen zu werden, wagte ich es nach und nach meine Augen auf diese Sache zu lenken, die meiner jungfräulichen Scham so schrecklich und aufregend war — ein nackter Mann! Das erste was mir auffiel, war nichts sonst, als der flaumige Glanz der weißesten Haut, die man sich denken kann, auf der die Sonne spielte und deren Strahlen sie ganz blendend machten. In der Verwirrung, in der ich mich befand, konnte ich die Züge des Gesichtes nicht deutlich unterscheiden; ich sah nur, dass viel Jugend und Frische darin war. Das fröhliche, abwechselnde Spiel seiner feinen glatten Glieder, wie sie über der Oberfläche des Wassers auftauchten, wenn er schwamm und mit dem Wasser spielte, vergnügte und entzückte mich unvermerkt. Jetzt lag er bewegungslos auf dem Rücken, vom Wasser getragen, und darauf in schwarzen Locken das Haar. Jetzt machte das über ihn fließende Wasser eine Trennung zwischen seiner Brust und dem weißen Bauch, an dessen Ende ich etwas sonderbar Anderes bemerken musste: aus dem schwarzen, moosigen Haar, hob sich ein rundes, weiches, gelenkiges Etwas, das der geringsten Bewegung des Wassers nachgab.
    Ich weiß nicht, wie gerade dieser Teil mich mit einer Art natürlichen Instinkt anzog, festhielt und meine Aufmerksamkeit fesselte; meine ganze Schamhaftigkeit vermochte es nicht, mein Auge davon wegzubringen, und da ich nichts sehr Schreckliches in dieser Erscheinung fand, so sah ich mir auch bald meine ganze Furcht weg; aber so wie diese verschwand, standen neue Begierden und fremdartige Wünsche in mir auf, so dass mir im Hinschauen ganz schwach wurde. Das Feuer der Natur, das so lange in mir geschlafen oder verborgen gelegen hatte, brach aus und gab mir zum ersten Male das Gefühl meines Geschlechtes. Er hatte jetzt seine Stellung verändert und schwamm auf dem Bauche mit der Brust gegen das Wasser hin, und schlug mit Armen und Beinen aus, während seine fließenden Locken ihm um Nacken und Rücken spielten und dessen Weiße noch hoben. Und dann das wollüstige Schwellen seines Rückens da hinunter, da wo er in zwei Hügel endet, bei denen die Schenkel anfangen — alles das verwirrte mich, wie es aus dem glänzenden Schimmer des Wassers auf- und nieder tauchte.
    Jetzt war ich von diesem Aufwachen aller meiner Gefühle so erregt, dass die anfängliche

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