Fantasie in Rot: Erotischer Roman (German Edition)
wollte, weil er es sonst bereuen würde.
Aber diese Sache hier war viel schlimmer, weil er in die Privatsphäre eines Menschen eindrang, der ihm am Herzen lag, und zwar mit jedem Tag mehr. Aber der Zwang war derselbe. Noch während er sich ermahnte: Tu’s nicht , wusste er tief im Inneren bereits, dass er es doch tun würde. Er war den Lockungen ihrer Fantasien hilflos ausgeliefert.
Er trat an das Bücherregal heran und zog das rote Tagebuch vorsichtig heraus, vergewisserte sich, dass die gepresste Rose nicht herausfiel, dann setzte er sich in den Sessel, in dem er sich stets an Laurens geheimen Begierden ergötzte.
Er wollte gerade das Buch aufschlagen, hielt aber inne, betrachtete nur den samtenen Einband, strich mit der Hand darüber.
Die letzte Nacht schien ihm so lange zurückzuliegen; das Schlafzimmer so nahe. Weder die eine noch das andere war näher als zu den anderen Zeiten, in denen er hierhergekommen war, doch irgendwie fühlte er diese Zeiten mehr. Lauren liebte ihn. Das hatte sie gesagt. Und dann hatte sie es ihm bewiesen. Für manche Frauen bedeutete es nicht viel, einen Mann mit dem Mund zu befriedigen, aber für Lauren, das wusste er – hatte er gespürt -, war es die höchste Form der Zuneigung.
Er fragte sich kurz, bei wie vielen Männern sie das schon getan hatte. Ich liebe dich. Und ich will es dir zeigen, Nick. Ach, zum Teufel, es spielte keine Rolle, wie viele es waren – er fühlte sich wie der Einzige.
Warum willst du das Buch eigentlich nochmal aufschlagen?, fragte er sich und warf einen Blick darauf. Sie hat dir ihr ganzes verdammtes Herz geschenkt; was willst du mehr?
Eine vertraute nagende Verführung pulste durch seine Adern. Logik und Gefühl waren kaum ausreichend, etwas zu unterdrücken, was ihm mittlerweile als ein unwiderstehliches Verlangen des Körpers wie des Geistes erschien. Es wäre so einfach. Nie würde sie davon erfahren. Und wenn er das Erstaunen spürte, das sie jedes Mal zeigte, wenn er irgendein Element aus ihren Fantasien in ihr Liebesspiel übertrug, fragte er sich, ob sie in ihm wohl auch ohne das etwas Besonderes sah.
Wie auch immer. Er stand auf und ging zum Bücherregal. Immer noch kribbelnd vor Erwartung, stellte er das rote Tagebuch zurück an seinen Platz, drehte sich um und verließ das Zimmer.
»Bleibst du?«, fragte Lauren und blickte mit ihren schönen, leuchtenden Augen zu ihm auf. Ihre Handflächen drückten sich flach und warm durch das T-Shirt, während sie im Haus an der Terrassentür standen.
»Ich … wollte heute Abend nach Hause fahren.« Ich wollte abhauen, dich in Ruhe lassen, uns in Ruhe lassen . Das ergab Sinn, fand er. Schließlich hatte sie ihm in den letzten vierundzwanzig Stunden gesagt, dass sie ihn liebte, sie hatte es ihm mit ihrem Körper gezeigt, ihn tief berührt, und er hatte tatsächlich die Kraft gefunden, ihre intimen Gedanken nicht zu lesen. Und als ob das alles nicht schon beunruhigend genug wäre, hatte sie darüber hinaus auch noch jemanden gefeuert und dessen millionenschwere Teilhaberschaft gekündigt, den sie vor zwei Tagen noch als Freund betrachtet hatte. Es war wohl klug, einen Schritt zurückzutreten, ehe das Ganze noch enger wurde. »Ich dachte mir, du könntest etwas Zeit brauchen, um … ich weiß nicht … allein zu sein.«
Sie neigte den Kopf, halb spielerisch, halb bittend. »Die Wahrheit ist, nach der Sache mit Phil … na ja, ich könnte was gebrauchen, um es aus meinem Kopf zu bekommen.«
Er hob die Augenbrauen. »Heißen Sex?«
Sie löste sich aus seiner lockeren Umarmung. »Würde wahrscheinlich helfen.«
»Prinzessin«, sagte er, und seine Mundwinkel verzogen sich zu einem Lächeln, »benutzt du mich nur für Sex?«
Er blieb. Sie taute Koteletts auf, er legte sie auf den Grill, und sie aßen am Pool, während die Sonne hinter den Bäumen versank. Stunden später lagen sie Seite an Seite im Bett, nackt und erschöpft, und er war froh, nicht nach Hause gefahren zu sein.
»Verrate mir ein Geheimnis«, sagte er. Das einzige Licht spendete der Mond, der durch das halbkreisförmige Bogenfenster fiel. Er malte ein Gitter, wie ein halbes Wagenrad, das auf Laurens Beine fiel, dort, wo sie die Bettdecke hinuntergeschoben hatten. »Etwas, was niemand sonst über dich weiß«, fügte er hinzu und hoffte nur, betete, dass sie ihm vielleicht von ihrem roten Buch erzählen würde. Vielleicht würde sie ihm vertrauen, ihn so sehr lieben.
Sie ließ einen koketten Blick im Dunkeln aufblitzen. »Okay. Bist
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