Fantasie in Rot: Erotischer Roman (German Edition)
verlieben solltest? Ich meine, er ist total scharf, aber ist er …«
Sie wusste, was Carolyn sagen wollte, denn sie hatte ja von Anfang an die gleichen Befürchtungen gehegt. Sie hatte nicht vergessen, dass sie ihn für einen Weiberhelden mit grobem Charakter gehalten hatte. »Er ist anders als damals, als du ihn kennen gelernt hast«, erklärte sie. »Vielleicht merkst du es ja nicht, selbst wenn du ihn noch einmal treffen würdest, aber wenn wir allein sind, ist er … lässt er mich in seine Seele blicken. Und nein, ich bin mir gar nicht sicher, ob es klug ist, in ihn verliebt zu sein, aber es war keine Entscheidung, die ich bewusst getroffen habe. Es ist ganz einfach passiert. Und ich bin glücklich«, fügte sie hinzu und lächelte. »Es ist schon lange her, dass ich verliebt gewesen bin.«
»Mir geht’s ähnlich«, sagte Carolyn leise und brachte Lauren dazu, sich an die lange zurückliegende Liebe zu erinnern und daran, wie unschuldig Carolyn damals gewesen war. Wehmütig sah sie Lauren an. »Es kann also immer noch passieren, ja?«
»Was? Sich zu verlieben?«
Carolyn nickte und griff nach einem Kartoffelchip.
»Natürlich«, antwortete Lauren. »Und darum erinnere ich mich an vieles, was ich wohl vergessen habe. Du weißt schon – du willst mehr als alles andere, dass er deine Liebe erwidert, bist aber gleichzeitig so erfüllt von Gefühlen, dass es fast zu viel ist, dich ganz ausfüllt und alles durchdringt, was du tust, jeden Gedanken, den du denkst.«
»Wow«, sagte Carolyn leise. »Ja, irgendwie erinnere ich mich. Vielleicht …« Sie blickte aufs Meer hinaus, an den Kindern vorbei, die in der Brandung spielten, den Segelbooten, die vorbeifuhren, dem Horizont entgegen. »Vielleicht habe ich aufgehört zu glauben, dass so etwas möglich ist.«
Ein überwältigendes Mitgefühl für Carolyn ergriff Lauren. »Es ist möglich«, flüsterte sie.
Carolyn warf ihr einen Seitenblick zu. »Soll ich dir mal ein Geheimnis verraten, Laur?«
»Na klar.«
Der Blick ihrer Freundin kehrte zum Wasser zurück. »Ich rede nicht gern darüber« – sie hielt inne, um sich zu räuspern, und wirkte tatsächlich nervös, ein seltener, längst vergangener Zustand bei Carolyn -, »aber ich sage es dir nur einmal, weil ich möchte, dass du es weißt.«
»Okay«, sagte Lauren, so leise, dass sie ihre Stimme inmitten der Schreie der Seemöwen und der donnernden Wellen kaum hörte.
»Wenn ich mit einem Mann zusammen bin, geht es mir hinterher nicht so toll, aber es ist das trotzdem wert, weil … ich dann wohl das Gefühl habe, dass ich eine Weile ein wenig geliebt werde.«
Carolyn schaute sie immer noch nicht an, deshalb erwiderte Lauren den Blick ihrer Freundin nicht. Sie hätte am liebsten den Arm ausgestreckt und sie tröstend berührt, aber eine so enge Freundschaft hatte sie nie miteinander verbunden. Schließlich beschloss sie, nichts zu sagen, nichts zu tun, einfach nur durch Schweigen mitzuteilen, dass sie verstand.
»Wärst du mir böse«, fragte Carolyn und drehte sich schließlich zu ihr um, »wenn ich dir sagte, wie eifersüchtig ich im Moment auf dich bin? Ich meine, selbst wenn er deine Liebe nicht erwidert, dass ich neidisch darauf bin, was du fühlst?«
Ihre Blicke trafen sich. Lauren schüttelte leicht den Kopf.
»Nein. Ich wollte nur sagen, dass ich weiß, dass auch du eines Tages wieder so etwas fühlen wirst.«
Carolyn gab ihr keine Antwort, rollte nur den oberen Teil der Tüte Kartoffelchips ein, griff dann nach dem einzelnen Kartoffelchip im Sand und warf ihn einer fliegenden Möwe zu, die ihn aufschnappte und davonflog.
Nicks Herz schlug wie wild, als er die Treppe in Laurens Haus hinaufstieg. Seltsam, jetzt, da er hier willkommen war, kam er sich mehr wie ein Eindringling vor als am Anfang ihrer Beziehung. Aber ihr Tagebuch war seine Droge, und zu seiner Schande war es Zeit für einen neuen Schuss.
Es erinnerte ihn an die Zeit, als er vierzehn war und den kleinen Stapel Penthouse -Magazine seines Vaters, versteckt in dessen Unterwäschefach, gefunden hatte. Sein erster Gedanke war, ob Vater die Hefte damals gekauft hatte, als Nicks Mutter noch lebte, oder ob es eine neue Gewohnheit war. Sein zweiter: sich die Bilder anzusehen. Noch lange danach hatte er jedes Mal, wenn er allein zu Hause war, nicht widerstehen können, zu dem Wäschefach seines Vaters zu gehen. Zum Teil wegen der nackten Frauen, zum Teil aber auch nur, weil es verboten war und er eine günstige Gelegenheit ergreifen
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