Fantasie in Rot: Erotischer Roman (German Edition)
küssen. Das war auch jetzt so, und so beugte er sich zu ihr hinüber, hob eine Hand an ihren seidenweichen Nacken und zog sie zu sich hinunter, in einen langen, warmen, nach Zimt schmeckenden Kuss.
Als der Kuss zu Ende war, lächelte sie. »Es gefällt mir, wenn du so bist.«
»Wie?«
»Wenn du mit mir redest.«
Verdammt. Er hatte wohl wirklich viel geredet. Er hatte nicht einmal daran gedacht, hatte das Gespräch nicht auf einer so oberflächlichen Ebene gehalten, wie er es normalerweise bei Frauen tat. »Ich würde lieber küssen«, sagte er und legte den Mund abermals auf ihre süßen Lippen.
»Wir haben uns viel geküsst«, sagte sie hinterher. »Aber kaum miteinander geredet.«
Ihm wurde eng um die Brust. Die Vorstellung, dass er sich mit ihr über seine Gedanken und Gefühle austauschen sollte, behagte ihm gar nicht – zumal sie Henrys Tochter war. »Ich … spreche nicht gern viel.« Er schob sich unter die Decke, bis er mit dem Kopf auf dem Kissen lag.
Ihre blauen Augen leuchteten auf ihn herab. »Manchmal aber doch. Wenn ich es eben nicht angesprochen hätte, hättest du vielleicht den ganzen Tag mit mir geredet.«
Er schüttelte den Kopf. Warum wollten Frauen immer reden? »Worüber willst du denn so dringend mit mir sprechen?«
»Über alles. Dein Geschäft. Deine Familie.« Sie sah ihn nachdenklich an. »Du könntest mir ja verraten, was mit Davy passiert ist.«
Er schüttelte den Kopf und antwortete leise: »Nein.« Die Geschichte würde er niemals irgendjemandem erzählen können.
»Ich erinnere mich an ihn – wenngleich nicht so gut wie an dich. Ich glaube, er hat mir bei einem der Firmenpicknicks Sand in die Augen geworfen, und deine Mutter hat ihn ausgeschimpft.«
Nick lachte unbeschwert – typisch Davy in jenen Tagen. »Er war ein kleiner Unruhestifter, als wir Kinder waren. Es ist seltsam – er ist immer noch ein kleiner Junge -, so wie damals, aber heute würde er so etwas nicht mehr tun, er würde niemals jemandem wehtun. Er versucht ständig, etwas zu retten, bringt dauernd verletzte Tiere mit nach Hause und macht meine Schwester damit ganz verrückt.«
»Deine Schwester?«
»Elaine. Davy wohnt bei ihr.«
Lauren nickte. Offenbar erinnerte sie sich. »Ist Elaine verheiratet?«
Er schüttelte den Kopf; und obwohl er noch nie darüber nachgedacht hatte, kam es ihm traurig vor. Er würde eine solche Bindung niemals eingehen, sein ganzes Leben mit jemandem teilen zu wollen, aber Elaine würde es vermutlich gefallen.
»Was für Tiere bringt Davy denn mit nach Hause?«
»Er hat den Bogen raus, wie man Vögel mit gebrochenen Flügeln oder gebrochenen Beinen findet, und einmal, vor ein, zwei Jahren, hat er einen Hund entdeckt, der auf der Alternate 19 von einem Auto angefahren worden war. Er hat mir gesagt, ich soll anhalten und ihn mitnehmen, aber wir wussten nicht, was wir mit ihm anfangen sollten. Schließlich haben wir ihn zu einem Tierarzt gebracht und viel Geld ausgegeben, damit er wieder auf die Beine kam. Aber Elaine wollte ihn nicht behalten, deshalb haben wir ihn einem kleinen Mädchen in unserer Straße geschenkt.«
Lauren stellte das Tablett auf den Boden und schmiegte sich an Nick. »Der arme Davy. Wollte er denn einen Hund?«
»Ja. Elaine hat bezweifelt, dass er sich um den Hund kümmern würde, aber ich habe es ihm zugetraut. Er kann gut mit Tieren umgehen, kann vieles. Und er sieht vieles.«
»Was heißt das?«
Er dachte darüber nach, wie er es erklären könnte. »Er weist immer auf Dinge hin, die mir sonst entgangen wären. Ungewöhnliche Bäume oder Wolken, Tage, wenn die See kabbelig ist. Er hat meiner Firma den Namen gegeben.«
»Tatsächlich?«
»Eines Abends sind wir am Clearwater Beach spazieren gegangen und haben den Vögeln beim Tauchen nach Fischen zugesehen. Ich hatte gerade aufgehört, für James Staley zu arbeiten, um meine eigene Firma zu gründen, und da habe ich Davy gefragt, ob ihm ein Name einfalle. »So schnell« – er schnippte mit den Fingern – »hat Davy gesagt, ich soll die Firma ›Horizon‹ nennen. Weil es den Leuten sagen würde, dass ich die Dinge in sämtliche Regenbogenfarben umwandeln kann. Mir war der Sonnenuntergang gar nicht aufgefallen, aber als ich mich umgeschaut habe, strahlte der Himmel orange und violett und rosa, glühte praktisch. Wir haben uns dann in den Sand gesetzt und nur zugeschaut. Also habe ich die Firma Davy zuliebe ›Horizon‹ genannt.«
Sie beugte sich zu ihm herüber und gab ihm einen Kuss auf die
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