Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fantasien der Nacht

Fantasien der Nacht

Titel: Fantasien der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MAGGIE SHAYNE , Pößneck GGP Media GmbH
Vom Netzwerk:
nicht bald fand, es für ihn zu spät sein würde.
    Sie wandte sich wieder dem Aktenschrank zu und durchforstete noch mehr Ordner. Es gab keine Akte mit Jameys Namen darauf, aber sie hielt inne, als sie auf einen Ordner mit ihrem eigenen Namen stieß; ihr Blut schien zu erkalten. Langsam zog sie die Akte heraus. Sie war dicker als alle anderen. Etwas in ihr warnte sie davor, sie zu öffnen und einen Blick hineinzuwerfen, aber sie wusste, dass sie nicht anders konnte.
    Sekunden später wünschte sie sich, sie hätte auf ihr Gefühl vertraut. Sie verharrte beim Durchblättern der Unterlagen, als sie auf einer der Seiten die Namen ihrer Eltern entdeckte. Ihre Augen überflogen einen einzigen Abschnitt, bevor ihr Blick zu sehr verschwamm, um weiterlesen zu können.
    Es wurde entschieden, dass ich versuchen solle, die Vor mundschaft für das Kind zu erhalten. Sie wird auf Mar quand und wahrscheinlich auch auf andere der untoten Spezies wie ein Magnet wirken. Wie erwartet, weigern sich die Eltern zu kooperieren. Sie sind allerdings entbehrlich und von geringerem Wert als die zahllosen Leben, die wir zu retten imstande sein werden, sobald dieses Experiment Früchte trägt. Man hat einen seltenen Virenstamm ausge wählt. Die Freisetzung wird sorgsam überwacht. Der Tod wird innerhalb von vierundzwanzig Stunden eintreten.
    „Nein“, flüsterte sie. „Oh Gott, nein …“
    Die Akte fiel aus ihren kraftlosen Fingern, und die Blätter verteilten sich über den Boden. Tamara packte die Kante der offenen Schublade des Aktenschranks und beugte den Kopf darüber. Daniel hatte ihre Eltern umgebracht. Einen Moment lang sah sie sie vor ihrem geistigen Auge und schämte sich, weil sie ihr nur verschwommen und undeutlich erschienen.
    Sie vermochte sich kaum an sie zu erinnern. Man hatte ihr auch ihre Erinnerung an sie geraubt. Daniels Weigerung, über sie zu sprechen … sein Verbot, Andenken von ihnen zu behalten … sein fortwährendes Reden, dass ihr Verstand nicht wolle, dass sie sich erinnerte, dass sie besser daran täte, all das zu vergessen …
    Tamara atmete mehrmals kurz durch und zwang sich, die Augen zu öffnen. Sie blinzelte ihre Tränen fort und erhaschte einen Blick auf den polierten Griff einer Pistole, die unter den Akten in der Schublade hervorlugte. Just als sie die Hand danach ausstreckte, legte sich eine Hand auf ihre Schulter und zog sie rückwärts.
    Sie wirbelte herum. „Curtis!“
    Sein Blick wanderte erst über sie, dann über die offenen Schubladen und die im Raum verstreuten Akten. „Na, hast du eine kleine Entdeckungsreise unternommen, Tammy?“
    Warum nur hatte sie auch nur eine Sekunde lang an Eric gezweifelt, fragte sie sich im Stillen. Warum war sie nicht geradewegs zu ihm gefahren, als sie erkannt hatte, dass Curtis Daniel auf dem Gewissen haben musste? Er hätte ihr geholfen, Jamey zu finden. Gleichwohl, diese Einsicht kam ein bisschen zu spät. Bis es draußen gänzlich dunkel war, würde noch eine Stunde vergehen. Und sie musste immer noch in Erfahrung bringen, wo sich der Junge befand. „Was hast du mit Jamey gemacht, Curtis?“
    Seine Augenbrauen schossen in die Höhe. „Du warst wirklich fleißig. Aus welchem Grund nimmst du an, dass ich das Kind habe?“
    Sie schüttelte den Kopf. „Ich nehme es nicht an, ich weiß es. Wo ist er?“
    „Er ist in Sicherheit. Mach dir keine Sorgen, ich würde dem Kind nichts antun … zumindest noch nicht. Ich würde ihn gern ein bisschen erforschen. Später. Wenn ich mit dir und Marquand fertig bin. Beruhigt dich das?“
    Tamara schüttelte so heftig den Kopf, dass ihr Haar sie umflatterte wie eine dunkle Wolke. „Ich schwöre bei Gott, Curtis, wenn du ihm wehtust …“
    „Du solltest dir besser Gedanken um dich selbst machen, Tammy.“ Er trat einen Schritt näher an sie heran, und sie wich zurück. Er tat einen weiteren, genau wie sie. Mit einem Mal begriff sie, dass er sie zu der Tür mit dem Vorhängeschloss getrieben hatte. Er zog einen Schlüssel aus seiner Tasche und reichte ihn ihr. „Mach auf.“
    Sie schüttelte erneut den Kopf. „Nein.“
    „Du willst doch das Kind sehen, oder nicht?“
    „Jamey?“ Tamara blickte verstohlen über die Schulter zur Tür. „Ist er etwa da drin?“
    „Wo hätte ich ihn denn sonst unterbringen sollen?“
    Erleichterung überfiel sie, und sie entriss ihm den Schlüssel, schob ihn ins Schloss und drehte ihn herum. Als das Schloss aufsprang, zog sie es ungestüm ab und warf die Tür weit auf. Wenn sie es nur

Weitere Kostenlose Bücher