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Fantasien der Nacht

Fantasien der Nacht

Titel: Fantasien der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MAGGIE SHAYNE , Pößneck GGP Media GmbH
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Schulterzucken streifte Rogers eine Plastikschutzbrille über und senkte den Bohrer. Mit einem wilden Knurren schlug Eric die Scheibe ein und riss die erste Eisenstange vom Fenster, die er zu packen bekam. Innerhalb einer Sekunde war er drinnen.
    „Eric, nein! Verschwinde, schnell!“ Ihre Stimme war kaum als die ihre zu erkennen; es war das zähe Knirschen eines uralten Kirschbaums, ein Laut wie Sandpapier.
    Eric stürzte sich auf Curtis, der den Bohrer fallen ließ und etwas hochhob, das aussah wie eine merkwürdige Art von Pistole. Er war flink genug: Der Pfeil traf Erics Oberkörper. Dieser zuckte zurück, schnappte nach Luft wie ein Fisch auf dem Trockenen und ging in die Knie. Er packte den Pfeil, zog ihn aus seinem Körper, hielt ihn in die Höhe und betrachtete erst ihn, dann Rogers’ triumphierendes Grinsen dahinter. Die Droge. Eric hatte eine Spritze erwartet, keine Pistole.
    Er zwang sich auf die Füße und tat einen unsicheren Schritt auf Rogers zu. „Dafür … wirst … du sterben“, keuchte er. Er trat einen weiteren Schritt vor und versank dann in einem bodenlosen See schwarzen Nebels.
    Roland bewegte sich wie ein Schatten durch die Nacht, eilte durch die dunklen Straßen, verharrte dann, um zu lauschen, und huschte weiter. Er kam dem Jungen immer näher. Der schwache Geruch des Kindes hatte ihn beschäftigt, seit er den Fuß über Erics Türschwelle gesetzt hatte. Gleichwohl, er war so schwach gewesen, dass Roland ihn kaum wahrgenommen hatte, geschweige denn in der Lage gewesen wäre, seine Quelle ausfindig zu machen.
    Selbstverständlich war er sich darüber im Klaren, dass die Auserwählten für gewöhnlich nur mit einem einzigen Vampir „verbunden“ waren. Er war als Einziger imstande gewesen, Eric zu spüren, als er noch ein Kind war. Natürlich hätten andere Vampire ihn als das erkannt, was er war, wenn sie ihm begegnet wären, aber keiner von ihnen wäre in der Lage gewesen, seine Rufe zu vernehmen. Sie spürten nicht wie er die Anziehungskraft, die Eric ausübte. Genau wie in Tamaras Fall war es Eric gewesen, mit dem die Verbindung ihren Anfang genommen hatte. Und jetzt spürte Roland Tamara durch Eric.
    Dieser Junge rief nach jemandem … und nicht nach Roland. Hätte er Roland gerufen, wäre alles viel einfacher gewesen. So wie die Dinge lagen, ohne den geringsten Hauch einer Spur, der er folgen konnte, und eingedenk des Umstands, dass sich der Junge vermutlich nicht einmal darüber im Klaren war, dass er diese Signale aussandte, konnte er von Glück sagen, wenn er Jamey rechtzeitig fand.
    Das war das Problem dabei, dachte Roland, als er von Neuem innehielt, in dem Versuch, den Signalen nachzuspüren, die das Kind ausschickte. Mit jedem verstreichenden Moment wurden sie schwächer. Das Wissen darum, dass das Leben des Kindes zusehends verrann, übertönte die Anziehungskraft, die an ihm zerrte wie eine Alarmglocke, die in Rolands Kopf schrillte – vergleichbar mit einer von Erics Sicherheitsvorkehrungen.
    Wenn er den Jungen doch nur stärker spüren könnte! Wenn der Junge nur seine unsichtbaren Finger nach ihm ausstrecken würde anstatt nach jemand anderem – nach jemandem, der ihm offensichtlich nicht zuhörte. Roland war nicht bewusst gewesen, dass einer der ihren imstande war, die verzweifelten Schreie eines Kindes zu ignorieren, eines Kindes, das aller Wahrscheinlichkeit nach sterben würde, bevor diese Nacht vorüber war.
    Eric öffnete die Augen und stellte fest, dass man ihn an denselben Tisch gefesselt hatte, auf dem Tamara gelegen hatte. Seine Hände, Füße und sein Kopf waren genauso gefesselt wie bei ihr. Im Gegensatz zu ihr jedoch war er noch immer voll bekleidet. Wahrscheinlich war sich der Mistkerl nicht sicher gewesen, wie lange seine Droge wirken würde, und wollte kein unnötiges Risiko eingehen, selbst Schaden zu nehmen.
    Er wollte nicht, dass Eric erwachte, ehe er vollständig gefesselt war … als würden diese schäbigen Gurte irgendeinen Unterschied machen. Eric zerrte daran und war überrascht, dass seine Bemühungen ihn schwach und schwindelig zurückließen.
    Er hat dir kanülenweise Blut abgenommen, Eric. Das ist der Grund dafür, dass du so schwach bist.
    Die Erklärung drang aus Tamaras Gedanken in seine, zusammen mit einem hartnäckigen Schmerz, einem erschütternden Gefühl der Schwäche und absoluter Verzweiflung. Ihn verlangte danach, sie zu sehen, doch er war außerstande, seinen Kopf zu drehen. Er versuchte seine benommenen Sinne auf sie

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