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Fantasien der Nacht

Fantasien der Nacht

Titel: Fantasien der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MAGGIE SHAYNE , Pößneck GGP Media GmbH
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keine. Er hörte ihr aufmerksam zu. „Ich habe ihm niemals von den Träumen erzählt. Ich wollte nicht, dass er sich Sorgen macht.“
    Eric nickte. „Besteht die Möglichkeit, dass er womöglich auf anderem Wege davon erfahren hat?“
    „Da er kaum imstande ist, meine Gedanken zu lesen, eigentlich nicht.“ Sie blinzelte und wandte unversehens den Blick ab. „Es sei denn …“
    Er wartete gespannt.
    Sie traf eine Entscheidung. Das, was sie zu sagen hatte, würde Daniel nicht schaden. Wenn überhaupt irgendetwas, dann half es ihm womöglich sogar dabei, einem Prozess zu entgehen, wenn sie Marquand bei der Stange hielt.
    Sie bemühte sich, das brennende Wissen um ihre starken Gefühle zu einem Mann zu ignorieren, den sie kaum kannte. „Es ist vorgekommen, dass ich laut aufgeschrien habe – laut genug, um Daniel auf den Plan zu rufen, sodass er in mein Zimmer kam. Er sagte dann immer, er hätte nicht genug mitbekommen, um Vermutungen darüber anstellen zu können, worüber ich im Schlaf sprach, aber ich nehme an, es besteht die Möglichkeit, dass er es mir bloß deshalb nicht erzählt hat, weil er der Ansicht war, es würde die Sache nur noch schlimmer machen.“
    „Oder er wusste, dass ich zu dir kommen würde, und hatte vor, sich auf die Lauer zu legen.“
    Bis zu diesem Moment hatte sie ihr Bestes getan, um die Dinge von seiner Warte aus zu betrachten. Nun schnellte ihr Kopf in die Höhe, und sie wurde zornig. „Diesen Gedanken solltest du dir schleunigst aus dem Kopf schlagen. Es stimmt, dass Daniel dir nachstellt, sich vor deinem Haus herumtreibt und jeden deiner Schritte beobachtet. Aber warum, um Himmels willen, sollte er dich in eine Falle locken, wie du behauptest? Warum glaubst du, er würde dir etwas antun, wenn er dich in die Finger bekommt?“
    „Weil sein Spezialgebiet die Forschung ist, Tamara, und nicht die Überwachung. Was denkst du, würde er mit dem lebenden Exemplar einer Gattung tun, von dem er annimmt, es handele sich dabei um eine unbekannte Spezies?“
    Tamaras Magen rebellierte. Ihre Hand flog zu ihrem Mund empor, und sie schloss die Augen. „Das ist lächerlich! Daniel würde niemals … er ist der sanftmütigste Mensch, den ich je getroffen habe.“ Sie schüttelte so heftig den Kopf, dass ihre Haare flogen. „Nein! Nein, derlei würde Daniel noch nicht einmal in den Sinn kommen.“
    „Du kennst ihn nicht so gut, wie du glaubst.“ Er sprach sanft, aber seine Worte waren hart. „Ist dir je der Gedanke gekommen, dass er womöglich die ganze Zeit über von dem Band zwischen uns wusste? Dass das vielleicht von Anfang an der Grund dafür war, der ihn dazu bewog, dich bei sich aufzunehmen?“
    Sie starrte ihn mit weit aufgerissenen Augen an und schüttelte ungläubig den Kopf. „Es würde mir niemals einfallen, so etwas zu denken! Daniel liebt mich. Und ich liebe ihn! Er ist die einzige Familie, die ich habe. Wie kannst du behaupten …“ Sie hielt inne und rang nach Luft. Mit einem Mal dröhnte ihr Schädel. Plötzlich schien sich ihr Schlafmangel mit einem Paukenschlag bemerkbar zu machen. Jedes Glied ihres Körpers schmerzte vor Erschöpfung.
    „Du musst diese Möglichkeit zumindest in Betracht ziehen. Er wusste selbst damals schon über mich Bescheid. Ich kann es dir beweisen, falls …“
    „Hör auf!“ Sie presste die Handflächen gegen ihre Schläfen.
    „Tamara …“
    „Bitte, Eric“, flüsterte sie, auf einmal zu müde, um zu schreien oder noch länger zu diskutieren. „Bitte, tu das nicht. Erzähl mir so was nicht. Ich habe das Gefühl, so kurz davorzustehen, den Verstand zu verlieren, dass ich meinen eigenen Sinnen nicht mehr traue. Ich bin mir nicht mehr sicher, was real und was Wahn ist. Ich komme mit dem Ganzen einfach nicht klar.“
    Ihr Kopf sank nach unten; ihre Augen füllten sich mit Tränen, sodass sie nicht sah, wie er sich ihr näherte. Er nahm sie in die Arme und hielt sie fest. Diesmal jedoch spendete seine Umarmung ihr lediglich Trost; es lag keine Lust in seiner Berührung. „Vergib mir, Tamara. Meine gedankenlosen Worte bereiten dir Kummer. Vergib mir. Ich wollte dir nicht wehtun. Meine Sorge um dich hat meinen Verstand außer Gefecht gesetzt.“ Er seufzte schwer. „Himmel, ich habe es vermasselt.“
    Sie fand so viel Geborgenheit in seinen Armen. Sie fühlte sich in ihnen zu warm, zu sicher, zu behütet. Es ergab keinen Sinn. Sie musste Abstand von ihm gewinnen. Sie war nicht imstande, einen klaren Gedanken zu fassen, wenn er ihr so nahe war.

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