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Fantasien der Nacht

Fantasien der Nacht

Titel: Fantasien der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MAGGIE SHAYNE , Pößneck GGP Media GmbH
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Augen sehen.
    „Ich tue dir nichts an, Tamara. Ich bin heute Nacht zu dir gekommen, um dir zu helfen, wenn du mich lässt.“
    „Was du eben getan hast – sollte mir das auch helfen?“
    Als er nicht sofort reagierte, schaute sie ihn an. Zu ihrer Überraschung wich er ihrem Blick aus.
    „Nein“, flüsterte er endlich. „Ich wollte dir bloß etwas beweisen … Es lag nicht in meiner Absicht, dass es so weit geht.“
    Sie runzelte die Stirn, und zum ersten Mal, seit sich ihre Körper voneinander gelöst hatten, sah sie ihn an – sah ihn wirklich an.
    Seine Augen leuchteten schier vor Leidenschaft und waren immer noch halb geschlossen. Er atmete schwer und stoßweise, genau wie sie selbst. Lieber Himmel, was zwischen ihnen geschehen war, hatte ihn ebenso mitgerissen wie sie selbst!
    Er trat an ihr vorbei; seine Hände zitterten, als er das Eisengeländer packte und hinabblickte in die blauschwarze Nacht, auf den beleuchteten schneebedeckten Boden unter ihnen. Er wandte ihr seinen breiten, leicht gebeugten Rücken zu. Nichts hinderte sie daran, wieder hineinzugehen.
    „Ich fürchte, ich habe dies hier vollkommen vermurkst“, sagte er leise und mit Bedacht, obwohl seine Stimme immer noch heiser klang. „Es lag keineswegs in meiner Absicht, dir Angst zu machen oder dich dazu zu bringen, mich zu verabscheuen. Ich sorge mich um dich, Tamara. Und das bereits seit sehr langer Zeit.“
    Sie gestattete seinen Worten, das Durcheinander in ihrem Kopf zu durchdringen. „Ich denke, das glaube ich dir sogar.“
    Er drehte sich um, sah sie an und schien nach den richtigen Worten zu suchen. „Ich bin tatsächlich zu dir gekommen, weil ich deine Rufe vernommen habe. Es gab keinen anderen Grund dafür. Glaubst du mir das ebenfalls?“
    Sie atmete langsam ein. „Hin und wieder arbeite ich mit einem kleinen Jungen, der bei verschiedenen Anlässen bestimmte geistige Fähigkeiten offenbart hat. Außer mir hatten noch zahlreiche andere Agenten Sitzungen mit ihm. Aber seine Kräfte, so gering sie auch sein mögen, sind stets um einiges offensichtlicher, wenn er mit mir zusammen ist. Ich nehme an, dass die Möglichkeit besteht, dass ich über eine gewisse hellseherische Neigung verfüge, die seine Kräfte verstärkt haben. Vielleicht hast du auf irgendeinem Wege meine Träume gehört. Ich behaupte nicht, dass das unmöglich ist.“
    Sie versuchte ihm gewisse Dinge zuzugestehen, ganz gleich, wie irrational seine Behauptungen auch sein mochten. Abgesehen davon: Wie sonst hätte sie erklären können, was vorgefallen war?
    Von ihren Worten offensichtlich ermutigt, sprach er weiter: „Allein aufgrund der Verzweiflung in deinen Rufen bin ich zu dir gekommen. Das schwöre ich dir. Ich hatte keine Ahnung, dass St. Claire dein Vormund ist.“
    Er trat einen Schritt vor und hob in einer flehentlichen Geste eine Hand, mit der Handfläche nach oben. „Versuch dir auszumalen, wie ich mich gefühlt habe, als ich es herausfand, Tamara. Die Frau, die mich zu sich gerufen hat, lebt unter einem Dach mit dem Mann, der mir seit Monaten so verbissen nachstellt. Wie könnte ich da keine Verschwörung vermuten, um meiner habhaft zu werden?“
    Sie hörte ihm zu, wie er seine Sicht der Dinge darlegte, und kam zu dem Schluss, dass er vermutlich recht hatte. Wäre sie in seiner Situation gewesen, wären ihr wohl dieselben Gedanken gekommen. „Ich nehme an, du hattest allen Grund, misstrauisch zu sein.“
    Sie schaute zu Boden und biss sich auf die Lippen. Das Folgende konnte sie ihm anvertrauen, ohne irgendwelche wichtigen Informationen preiszugeben. Um ehrlich zu sein, wusste sie ohnehin nur sehr wenige vertrauliche Dinge. „Ich habe eine sehr niedrige Sicherheitsstufe. Manchmal denke ich, sie wurde eigens für mich eingeführt, weil sie so niedrig ist und mich zu nichts befugt.“
    Bei diesen Worten gestattete sie sich ein kleines Lächeln und schaute ihn an. „Ich kann nicht sagen, wie oft ich versucht habe, Daniel von dieser verrückten Vorstellung abzubringen, dass du ein …“ Warum konnte sie den Satz nicht zu Ende bringen? Sie schluckte und fuhr fort: „Er weist meine Argumente stets mit der Behauptung zurück, er verfüge über jede Menge Beweise, die seine Theorie belegen. Ich habe dann immer darum gebeten, diese Unterlagen einsehen zu dürfen. Seine Antwort darauf war jedes Mal dieselbe: Meine Sicherheitsstufe sei dafür nicht hoch genug.“
    Sie forschte in seinem Gesicht nach Anzeichen dafür, ob er ihr glaubte oder nicht, doch es gab

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