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Fantasien der Nacht

Fantasien der Nacht

Titel: Fantasien der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MAGGIE SHAYNE , Pößneck GGP Media GmbH
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mich auf den Tag zu freuen, an dem er zurückkäme. Ich fing an, mich davor zu fürchten. Ich hatte Angst, dass er kommen und dich mir wegnehmen würde.“
    Tamara hielt ihre Tränen zurück. Sie war sich nicht sicher, woher sie die Stärke dafür nahm. „Mein ganzes Leben war eine Lüge. Von der Sekunde an, als du in mein Krankenzimmer tratst, hast du lediglich eiskalt einen ausgeklügelten Plan verfolgt.“ Sie schüttelte den Kopf. „Was hattest du mit Eric vor, wenn du ihn gefangen hättest?“
    Als er sie dieses Mal ansah, lag keine Reue mehr in seinen Augen, nur der eisige Glanz des Hasses. „Hab kein Mitleid mit ihm, Tam. Er ist nicht mehr als ein Tier – ein tollwütiger Wolf, der aufgehalten werden muss, bevor er seine Krankheit weiterverbreitet. Oh, einstmals hatte ich große Pläne. Ich hatte die Absicht, die Antworten auf alle Fragen zu finden, die ich an ihn hatte – und an seine Art. Jetzt will ich ihn bloß noch daran hindern, dich zu verletzen.“
    „Wenn du ihn verletzt, wirst du auch mich verletzen, Daniel.“
    Er trat näher zu ihr und schüttelte langsam den Kopf, während seine Augen ihr Antlitz musterten.
    „Ich liebe ihn“, sagte sie.
    Daniel schloss fest die Augen und gab ein kehliges Grunzen von sich, als hätte ihm jemand einen festen Hieb in den Magen verpasst.
    Sie zeigte kein Mitgefühl. Nach dem, was er über Eric gesagt hatte, war sie dazu außerstande. „Du sagst, du liebst mich, aber ich glaube nicht, dass das stimmt. Ich glaube, du hast mich von Anfang an nur benutzt und kannst es mir gegenüber jetzt einfach nicht eingestehen.“
    Wieder schüttelte er den Kopf. „Das ist nicht wahr. Ich liebe dich – ich könnte mein eigenes Kind nicht mehr lieben als dich.“
    „Beweis es.“ Er stand ihr stocksteif gegenüber, als wüsste er genau, worum sie ihn bitten würde.
    „Tamara, ich …“
    „Stell deine Forschungen ein, Daniel. Vergiss dein Vorhaben, Eric oder einen von seiner Art zu fangen.“ Sie trat einen Schritt auf ihn zu und stellte fest, dass sie gewillt war zu betteln, falls das irgendetwas half. „Er ist nicht das, wofür du ihn hältst. Er ist freundlich, einfühlsam und humorvoll. Träfest du ihn auf der Straße, würdest du nicht wissen, dass er anders ist. Er will niemandem Leid zufügen, sondern bloß in Ruhe gelassen werden. Wenn du Antworten auf deine Fragen wünschst, ist Eric gewiss bereit, sie dir zu geben, sobald er sieht, dass er dir trauen kann.“
    „Das ist absurd! Sobald ich in seine Nähe käme, wäre ich ein toter Mann. Nein, Tamara, du bist diejenige, die diesen Mann nicht kennt. Er ist hinterlistig und skrupellos. Du wirfst mir vor, dich zu benutzen, aber er ist derjenige, der dich benutzt … um an mich heranzukommen, nehme ich an.“
    Sie blinzelte langsam. „Offenbar ist es unmöglich, dich zur Vernunft zu bringen.“ In dem Bewusstsein, dass ihr Herz unheilbaren Schaden genommen hatte, wandte sie sich um und trat zur Treppe.
    „Wohin …“
    „Ich werde duschen und mich umziehen. Dann gehe ich aus. Morgen komme ich zurück und hole meine Sachen.“
    „Du darfst nicht zu ihm gehen, Tam! Mein Gott, tu das nicht …“
    „Ich kann nicht hierbleiben, es sei denn, du kommst meiner Bitte nach. Du solltest nicht vergessen, dass du mich die ganze Zeit über hintergangen hast, Daniel. Habe ich dich jemals um irgendetwas gebeten? Wenn du mich wirklich liebst, tust du das für mich. Wenn nicht, wird es dich gewiss nicht umbringen, dass ich fortgehe.“
    Sie stieg die Treppe hinauf und tat genau das, was sie gesagt hatte. Daniel unternahm keinen Versuch, sie aufzuhalten. Als sie schließlich durch die Haustür hinaustrat, war er nirgends zu sehen.
    Als er ihr die Tür öffnete, fiel sie ihm in die Arme. Schon als sie näher kam, hatte Eric ihre Unruhe gespürt, und Wut auf jene keimte in ihm auf, die dafür die Verantwortung trugen. Zweifellos St. Claire und sein Protegé. Er hielt sie fest, und ihre Tränen nässten sein Hemd. Er spürte, dass sie von irgendwo hinter ihr, jenseits der offenen Tür, beobachtet wurden, und trat die Tür mit dem Fuß zu. Allmählich begriff er, dass es Rogers war. Er war ihr gefolgt.
    Eric fühlte den Zorn des Mannes, sengendem Wüstenwind gleich und nicht allein auf ihn gerichtet. Die Hitze seiner Wut zielte ebenso sehr auf Tamara ab, und diese Erkenntnis erschütterte Eric. Ihm entging der Moment nicht, als der Lieferwagen schließlich davonfuhr; das Hassgefühl verblasste, und Eric schob es beiseite, um sich

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