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Fantasien der Nacht

Fantasien der Nacht

Titel: Fantasien der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MAGGIE SHAYNE , Pößneck GGP Media GmbH
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sagte.
    Seine trüben kornblumenblauen Augen wichen dem Blick ihrer durchdringenden dunklen Augen aus. Er nickte und atmete langsam aus.
    „Das Taxi wartet draußen auf mich. Ich hole bloß meine Tasche und …“
    „Ich kümmere mich darum.“ Bevor sie den Satz zu Ende bringen konnte, trat Daniel an ihr vorbei aus der Tür. Sie hörte, wie der Wagen wegfuhr; die Reifen knirschten auf dem festen Schnee, der auf der Straße lag. Einen Moment später kehrte Daniel zurück. Er legte seinen Mantel ab, hängte ihn an einen ziemlich wackeligen Kleiderständer und half ihr zuvorkommend aus ihrem eigenen. Ihre Stiefel hatte Tamara bereits ausgezogen.
    „Du solltest nach oben gehen und dich hinlegen, Tam. Wir können uns in deinem Zimmer unterhalten.“
    Sie musterte ihn eingehend. „Steht eine Wache vom DPI vor meiner Tür?“ Er senkte so rasch den Blick, dass an seiner Schuld in dieser Sache kein Zweifel bestand. „Warum stand ich unter Beobachtung, Daniel?“
    Er seufzte, und seine Schultern fielen herab. „Ich habe nicht die Absicht, dich zu belügen. Ich hatte Angst, dass Marquand versuchen würde, zu dir zu gelangen.“
    „Weil er mich schon einmal in einem Krankenhaus aufgesucht hat?“
    Daniels Kopf schoss empor, und seine Augen weiteten sich. „Du … du erinnerst dich daran?“
    Sie wandte sich von ihm ab und trat durch die Eingangshalle in das riesige Wohnzimmer. Sie wusste, dass er ihr folgte. Ihre ausgreifenden, schnellen Schritte und ihr kerzengerader Rücken zeigten ihre Wut fast genauso deutlich wie ihre Worte und der Ton ihrer Stimme.
    Sie schaute ihn wieder an. „Nein, Daniel. Um ehrlich zu sein, kann ich mich nicht daran erinnern. In den letzten Monaten war ich dabei, langsam, aber sicher den Verstand zu verlieren, eben weil ich mich nicht zu erinnern vermag. Ich versuche es …“ Die Kehle drohte sich ihr zuzuschnüren; sie biss sich auf die Lippen, schluckte zweimal und zwang sich weiterzusprechen. „Du hast die ganze Zeit über von dieser … dieser Verbindung zwischen Marquand und mir gewusst, nicht wahr? Um Himmels willen, Daniel, wie konntest du mir so etwas verschweigen?“
    Seine Augenbrauen glitten in die Höhe, und seine Stirn schlug Falten. „Ich habe lediglich getan, was ich für das Beste für dich hielt, Tam. Ich habe versucht, dich zu beschützen …“
    „Indem du zusiehst, wie ich verrückt werde? Lieber Himmel, die Albträume, die Schlaflosigkeit – du wusstest, dass all das mit Eric zusammenhängt. Du wusstest es, und du hast nie ein Wort gesagt.“
    „Du warst psychisch sehr labil! Ich konnte nichts sagen, was es noch schlimmer gemacht hätte.“
    „Natürlich nicht. Und du konntest auch nichts sagen, um meine Ängste zu lindern, oder, Daniel? Nicht so, wie Eric es getan hat. Du konntest mir einfach nicht sagen, dass alles in Ordnung ist, dass ich nicht dabei bin durchzudrehen; dass es einen Grund für all das gab, was ich durchmachte, und dass ich alles verstehen würde, sobald mein Verstand bereit wäre, sich zu erinnern. Es war dir nicht möglich, mich auf diese Weise zu trösten, willst du mir das sagen?“
    Daniel hätte nicht schockierter aussehen können, selbst wenn sie ihn geschlagen hätte. „Er …“
    „Aber du wolltest nicht, dass ich mich erinnere, nicht wahr, Daniel? Weil du es wusstest. Du wusstest, wie nah Eric und ich uns damals standen, und du wusstest, dass er eines Tages zu mir kommen würde. All diese Jahre über hast du gewartet, gelauert.“
    Tamara erwartete ein wütendes Leugnen, entdeckte in Daniels ledrigem Gesicht jedoch nur Gewissensbisse. Sie durfte jetzt nicht nachgeben. Obwohl sie sich davor fürchtete, die Antwort zu hören, musste sie jene letzte Frage stellen. „Ist das der Grund, warum du mich vor all diesen Jahren aufgenommen hast, Daniel? War ich nichts weiter als der perfekte Köder, um ihn zu dir zu locken?“
    Eine ganze Weile antwortete er nicht. Als sich Tamara empört von ihm abwandte, schoss seine weiche Hand vor, um sie am Arm zu packen und sie wieder zu ihm zurückzudrehen. „Vor zwanzig Jahren war ich blind vor Ehrgeiz, Tam. In meinem Leben gab es nichts als meine Arbeit. Ich hätte alles getan, um Marquands habhaft zu werden … damals. Aber jetzt nicht mehr.“
    Seine Hand glitt von ihrem Arm, und er wich langsam von ihr zurück, die Augen auf seine Füße gerichtet, ohne sie zu sehen. „Ich habe dich nach und nach ins Herz geschlossen, Liebes. Ich konnte nicht anders. Und es dauerte nicht lange, bis ich aufhörte,

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