Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fantastik AG

Fantastik AG

Titel: Fantastik AG Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Oldenburg
Vom Netzwerk:
Verhängnisvollen Berge. Wenn ich an meine Zeit
unter Räuberhauptmann Nackenbeißer zurückdenke … Natürlich hatte er nicht alle
Tassen im Schrank, der alte Nackenbeißer, aber dafür er hatte wenigstens nicht
die falschen Tassen im Schrank …«
    Die Wut des Oberfeldwebels hatte das Stadium der sprachlosen inneren
Implosion erreicht. Seine Lippen bewegten sich stumm, seine Gesichtsfarbe war
inzwischen zu einem dunklen Purpur geworden.
    Â»Reißnagel hat recht«, rief einer der Koboldpolizisten.
    Â»Genau!«, bestätigte ein anderer.
    Â»Es lebe die Rebellion!«
    Â»Es lebe die Freiheit!«
    Und einer nach dem anderen warfen sie dem Oberfeldwebel ihre Gewehre
vor die Füße.
    Szenen dieser Art spielten sich in ganz Sternheim ab. Überall in der
Stadt verweigerten Kobolde den Gehorsam, erwachten die Bewohner wie aus einem
monatelangen Traum, rieben sich die Augen und fragten sich, was die dunklen
Flecken auf ihren Erinnerungen zu bedeuten hatten – und vor allem: Wer sie
eigentlich waren.
    Dann kamen die Überwacher. Zu Hunderten krochen sie aus dunklen
Orten hervor, und wo sie durch die Straßen zogen, zielstrebig auf das
Verwaltungsgebäude zu, auf dem noch immer hoch aufgerichtet der Riese stand,
breitete sich eisige Kälte aus.
    Schwarzem Nebel gleich stiegen sie in die Höhe auf, umschwebten
Homur wie ein Schwarm unheimlicher großer Vögel. Die Wolke aus Dunkelheit
verdichtete sich und schloss den Riesen ganz ein.
    Atemlose Stille folgte.
    Ein Laut kam aus der schwarzen Wolke, ein ganz und gar unerwarteter
Laut, voll und dröhnend, wie das Läuten einer gewaltigen Glocke.
    Homur der Riese lachte.
    Unruhe kam in die schwarze Wolke, als wäre ein Sturmwind in sie
gefahren, die Schattengestalten der Überwacher zerfaserten, lösten sich auf,
vergingen wie schwarzer Rauch.
    In diesem Augenblick ging über Neu-Sternheim die Sonne auf.
    Für Oberfeldwebel Rückgratstaucher war der Krieg noch
nicht zu Ende.
    Wutschnaubend eilte er durch
unterirdische Korridore, heisere Flüche gegen den aufmüpfigen Sauhaufen
ausstoßend, der es gewagt hatte, sich seinen Befehlen zu verweigern.
    Aber sie werden sich gehörig umsehen, dachte er mit grimmiger
Genugtuung.
    Er, Oberfeldwebel Rückgratstaucher, wird schon noch für Ordnung
sorgen.
    Hatte er Oberfeldwebel gesagt?
    General Rückgratstaucher, Kriegsminister Rückgratstaucher!
    Kraftwerksangestellte kommen ihm entgegen, sie alle wollen Homur den
Riesen in Aktion sehen, niemand nimmt Notiz von dem Kobold, der zornige
Selbstgespräche vor sich hin knurrt und immer tiefer in die geheimen Gewölbe
unter dem Kraftwerk hinabsteigt.
    Er wird sich später um sie kümmern, jeder wird bekommen, was er
verdient.
    Wenn er erst zum Alleinherrscher aufgestiegen
sein wird, wird er erbarmungslos abrechnen mit Deserteuren, Wehrkraftzersetzern
und aufrührerischen Elementen.
    Oberfeldwebel Rückgratstaucher, späterer Imperator
des Weltalls, gelangt an ein riesiges Stahltor, auf dem in roten
Buchstaben geschrieben steht:
    Zutritt strengstens untersagt!
    Rückgratstaucher lächelt
schurkenhaft und drückt auf einen Knopf neben dem Tor.
    Das Tor öffnet sich langsam …
    Homur, der Unglaublich Große Riese, kletterte das Verwaltungsgebäude
hinab.
    Unten erwartete ihn eine jubelnde Menge, die begeistert seinen Namen
rief und ihn hochleben ließ. Einige schwenkten Filmplakate der
Fantastic-Dreams-Produktion Homur, der Größte Riese Aller
Zeiten.
    Â»Das war eine einwandfreie eigenständige Denkleistung«, lobte
Professor Welk, der aus dem Kraftwerk hergekommen war, den Studenten. »Ich bin
sehr zufrieden mit Ihnen!«
    Â»Meine Güte«, entgegnete der Student. »Soll das heißen, dass das
eine Eins ist?«
    Â»Sagen wir eine … Eins minus.«
    Â»Eine Eins minus ?«, protestierte
Theodor. »Was muss man eigentlich machen, um bei Ihnen die volle Punktzahl zu
kriegen? Das Universum durch Phantastik retten?«
    Â»Das wäre ein Anfang«, sagte der Professor.
    Homur kam mit erderschütternden Schritten heran und ging vor ihnen
in die Hocke.
    Â»Da hast du aber verdammtes Glück gehabt«, lachte er schallend,
»dass dein vollkommen beknackter Plan funktioniert hat, Trollbürschlein, denn
sonst …!«
    Theodor schluckte.
    Â»Wir bleiben doch Freunde, oder?«, fragte er kleinlaut.
    Vielleicht war der Wichtelmatrosenanzug

Weitere Kostenlose Bücher