Fantastik AG
doch übertrieben gewesen,
dachte er rückblickend. (Der Anzug war übrigens mit dem Riesen mitgewachsen,
falls das jemanden interessiert.)
Homur lachte.
»Riesen haben keine Freunde«, erwiderte er. »Sie haben nur
flüchtige Bekanntschaften, die sie vorübergehend verschonen. Aber du hast was
gut bei mir. Eines Tages, und ich gehe davon aus, dass dieser Tag nie kommen
wird, wirst du mich um einen Gefallen bitten, und ich werde, wenn ich gerade in
der Stimmung bin, diesen Gefallen vielleicht sogar einlösen. Oder auch nicht.«
»Ãhm, okay â¦Â«, sagte der Student bescheiden, »danke â¦Â«
Plötzlich erklangen Schreie. Die Menge stob auseinander.
Theodor und der Professor wandten die Köpfe.
»Was zum â¦Â«, begann der Student.
Professor Welk polierte seine Brillengläser.
»Oh nein«, sagte er, sich die Brille wieder aufsetzend, »das
kommt mir unangenehm bekannt vor â¦Â«
Oberfeldwebel Rückgratstaucher erlebt den Höhepunkt seiner
militärischen Laufbahn.
Tief unter ihm wimmeln die hilflos kreischenden, Hals über Kopf
flüchtenden Massen.
Rückgratstaucher lacht krächzend.
Ja, flieht nur, ihr Narren, denkt er hämisch, meinem Zorn entgeht
ihr nicht! Sobald ich ein bisschen Ordnung in diesen Saustall gebracht habe,
wird abgerechnet!
Er gibt seinem Reittier die Sporen.
»Vorwärts!«, ruft er.
»Das ist â¦Â«, sagte der Student.
» â¦eine Spinnenmutter«, vollendete Professor Welk den Satz. »Eine
Katastrophe!«
Auf dem Kopf des Riesenmonsters saà eine winzige Gestalt in einer
Art Sattel, hielt zwei Zügel in der Hand und lachte manisch.
Die Spinnenmutter stelzte langsam durch die StraÃen, ihre langen
Beine fielen schwer wie Stahlträger nieder, schlugen Löcher in den Asphalt und
zertrümmerten parkende Fahrzeuge.
Auch Homur war aufgestanden und schritt der Spinne entgegen.
Wenige Meter voneinander entfernt blieben sie stehen, beide aufs
ÃuÃerste gespannt, wie zwei Duellanten, die darauf warten, dass es zwölf Uhr
mittags schlägt.
»Werden sie kämpfen?«, fragte Theodor atemlos. »Und hat Homur
eine Chance?«
»Die Chancen sollten relativ ausgeglichen sein«, sagte Professor
Welk. »Aber wenn sie hier kämpfen, wird nicht viel von der Stadt übrig
bleiben, fürchte ich.«
Die beiden Riesenkontrahenten umkreisten sich abschätzend, zum
Angriff geduckt, bereit, jeden Augenblick übereinander herzufallen.
Plötzlich zischte die Spinnenmutter etwas.
Sie machte einen Schritt (das heiÃt, vier Schritte) auf Homur zu
und hob eines ihrer Beine.
Der Riese packte das Bein mit einer Hand.
Und lachte.
»Was ⦠was machen sie da?«,
fragte der Student entgeistert. »Es sieht aus ⦠es sieht aus, als â¦Â«
»Als würden sie einander die Hände schütteln!«, rief der
Professor. »Natürlich! Das muss Zarrmysgrall, die Ãlteste sein! Dass ich nicht
von selbst darauf gekommen bin! Sie und Homur kennen sich von früher! Sie
haben zusammen am GroÃen Aufstand gegen die Götter teilgenommen!«
Homur und Zarrmysgrall hatten sich bequem auf der StraÃe
niedergelassen und plauderten zweifellos über die guten alten (ururalten)
Zeiten, als sie zusammen den Hohen Hügel der Götter erstürmten, wo Homur dem
Gott der Eitelkeit Medo einen Zahn ausschlug.
Auf dem Kopf der Spinnenmutter saà zeternd Oberfeldwebel
Rückgratstaucher, dessen Karriereträume wie eine Spekulationsblase geplatzt
waren.
Während Homur lachend in der Uralten Sprache das Gejammere des
Eitlen Gottes nachahmte, versetzte er dem Kobold beiläufig einen leichten
Schnips mit dem kleinen Finger, der den Oberfeldwebel aus dem Sattel
katapultierte und mit Ãberschallgeschwindigkeit durch die Lüfte schoss.
Zarrmysgrall nickte dankend mit dem Kopf.
Einige Kilometer entfernt erwachte Fechus, der Niedere
Organisator in einem Gebüsch und wusste nicht, wie er dorthin gekommen war.
Seine letzte, etwas undeutliche Erinnerung handelte davon, dass ein
Bote auf einem schwarzen Pferd in den Waldelfenhain, dessen Häuptling Fechus
gewesen war, geritten kam und etwas von
phantastischen Karrieremöglichkeiten mit unglaublichen Aufstiegschancen
erzählte.
Fechus presste die Hände gegen seinen Kopf, der von einem
furchtbaren Dröhnen erfüllt war, und erschrak, als er seine Ohren berührte. Was
war mit ihnen
Weitere Kostenlose Bücher