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Fantastik AG

Fantastik AG

Titel: Fantastik AG Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Oldenburg
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jenen eingetauscht …«
    Â»Ein
geflügeltes Streitross gegen diesen Klepper?«, lachte der Student. »Das hört
sich ja nach einem sehr vorteilhaften Tauschhandel an. Ich schätze, das feige,
zahlenmäßig überlegene Diebsgesindel war an diesem Geschäft beteiligt?«
    Â»Die hinterhältige Bande!«, knurrte Eralkes. Dann hellte sich
sein Gesicht auf, als wäre ihm ein erleuchtender Gedanke gekommen.
    Â»Doch blöde Toren waren es! Nicht wussten sie, welch edlen Rappen
sie mir leichtfertig überließen!«
    Eralkes tätschelte den Hals des angeblich edlen Rappens, der
unbeeindruckt rheumatisch vor sich hintrottete.
    Â»Denn sein Name ist … Eisnorant, der … Eilige. Ein tückischer
Zauberer gab ihm diese klägliche Gestalt, doch er ist schneller als der
Wind!«, behauptete der Held, strahlend über diesen großartigen Einfall.
    Theodor maß Eisnorant, den Eiligen, mit einem kurzen Blick.
    Seiner Ansicht nach gab es genau zwei Gelegenheiten, bei denen sich
diese traurige Erscheinung zu Recht mit dem Prädikat schneller
als der Wind schmücken durfte:
    Entweder an einem sehr, sehr windstillen Tag oder im freien Fall von
einer hohen Klippe.
    Doch er hielt es für klüger, diesen Gedanken für sich zu behalten.
    Â 
    Â» …bis die Nacht, die Schattenbringende, anbrach,
und als der Sonne rotes Aug am Himmelsrand verblassete, wandte sich der Held an
seine Getreuen und sprach …«
    (Die Verschollenen Chroniken, S. 601)
    Eralkes schwieg. Er sah aus, als formulierte sein Verstand
Wörter, die seine Lippen unmöglich aussprechen konnten.
    Â»Er hat sich verlaufen«, flüsterte der Student, »ich hab es doch
gesagt: Er hat sich verlaufen.«
    Der Unbesiegte Held blickte nach Westen, in die untergehende Sonne,
er sah nach Osten, nach Norden, nach Süden. Er räusperte sich.
    Â»Fürwahr«, begann er unsicher. »Wenn nicht meine Sinne umdunstet
sind von böser Zaubermacht, so dünkt mich, in dieser Richtung …«
    Â»Oh nein«, sagte Theodor und setzte sich demonstrativ auf den
Boden. »Ich gehe heute keinen Schritt mehr. Professor, es wird kalt. Wenn Sie
so gut wären, ein Feuer anzuzünden, mit Prugars Tollem
Entflammer . Oder so.«
    Für einen Augenblick verfinsterte sich die Miene des Helden, und es
schien, als stünde ein neuer hochpathetischer Wutanfall bevor. Dann aber
seufzte er schwermütig und stieg müde aus dem Sattel.
    Â»Vielleicht hat er recht«, sagte er. »Es ist nicht gut, in der
Nacht zu wandern, wenn die Dunkelheit regiert und die Herzen verschließt mit dem
Siegel der Sorge. Das Licht des neuen Tages wird auch neue Hoffnung bringen.«
    Die Serie herber Rückschläge, die er in der letzten Zeit
erlitten hatte, schien Eralkes ernsthaft zu deprimieren.
    Schließlich gelang es Professor Welk, der sich offenbar bestens in
der Lebensgeschichte des Helden auskannte, ihn in ein Gespräch über seine
vergangenen ruhmreichen Taten zu verwickeln und so etwas aufzumuntern.
    Zu dritt saßen sie um das
prasselnde Lagerfeuer, während über ihnen am tiefblauen Abendhimmel die ersten
Sterne zu funkeln begannen, und Eralkes erzählte: Wie er damals in der
golossischen Wüste Gnobuir, den neunzehnarmigen Assassinenlurch niedergerungen,
oder wie er das Reich der Kristallfeen vor dem Untergang bewahrt hatte. Er sang
sogar mit angenehmer Singstimme die ersten paar Strophen eines 12000versigen
Heldenliedes, das der unsterbliche Dichter Wolfgram von Trobenstein auf ihn
gedichtet hatte.
    Endlich legten sie sich schlafen, zuversichtlich, dass sie am
nächsten Tag das begonnene Abenteuer zu einem guten Abschluss bringen und den Verlorenen Tempel finden würden.
    Theodor
träumte von Bergen funkelnder und glitzernder Zwergenschätze, nach denen er nur
die Hand ausstrecken musste, um sie zu besitzen, was ihm aber entnervenderweise
nicht gelingen wollte, bis er gegen halb sechs Uhr morgens von einer
leidenschaftlichen Ansprache geweckt wurde, die etwa so klang:
    Â»Erwacht, treue Gefährten«, sagte Eralkes, »der Morgen zieht
herauf, ein neuer Tag bricht an, ein Tag für große Taten, die über das Schicksal
vieler …«
    Â»Wgschtrl«, murmelte Theodor lautmalerisch, zog sich seinen
Schlafsack über den Kopf und kehrte zu den Zwergenschätzen zurück.
    Jetzt schob sich das lächelnde Gesicht des Zwergenkönigs von
Zeherkzal vor die

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