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Fantastik AG

Fantastik AG

Titel: Fantastik AG Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Oldenburg
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Schätze.
    Â»Nach Abzug der Steuern (Lohnsteuer, Edelmetallsteuer,
Realismussteuer etc.), Spesen, Versicherungskosten et cetera«, sagte der
König, »bleibt Ihnen ein Anteil von …«
    Dann sagte die Stimme des Professors: »Er ist weg.«
    Theodor erwachte. Es war bereits heller Tag.
    Â»Wer ist weg?«, fragte der Student und gähnte.
    Â»Eralkes«, antwortete der Professor. »Sein Pferd ist auch nicht
mehr da.«
    Â»Ach ja«, sagte Theodor, »er ist irgendwann heute Morgen
losgezogen. Hat was erzählt von großen Taten und so.«
    Â»Und Sie haben ihn einfach gehen lassen? Ohne mich zu wecken?«
    Â»Es war mitten in der Nacht. Meine Güte, ich bin Student. Vor zehn
Uhr ist mit mir nicht viel anzufangen …«
    Â»Hm«, machte der Professor. »Wir sollten ihn lieber suchen. Er
könnte Hilfe gebrauchen.«
    Â»Ich weiß nicht, ob wir für die Art von Hilfe qualifiziert sind,
die er wirklich braucht …«
    Â 
    Â» …denn am Abend des ersten Tages stieg er hinab ins
Tal und fand dort den Tempel …«
    (Die Verschollenen Chroniken, S. 601)
    Â»Moment mal«, sagte Theodor, »heute ist aber schon der
zweite Tag.«
    Â»Ja«, entgegnete der Professor. »Das bereitet mir auch Sorgen.
Die Chronologie der Ereignisse stimmt nicht mehr. Und auch sonst scheint mir
einiges durcheinandergeraten zu sein. Wenn man den zahllosen Quellen glauben
darf, dann ist Eralkes wirklich der größte Held der
Fernen Länder, und nicht etwa …«
    Â» …jemand mit schweren psychischen Problemen?«, ergänzte der
Student.
    Â»Es ergibt keinen Sinn«, sagte der Professor. »Eralkes, der
Unbesiegte, ausgeraubt von einfachen Wegelagerern? Diese Episode wird nirgends
erwähnt …«
    Professor Welk sah nachdenklich vor sich hin.
    Dann schnallte er sich seinen Zwergenrucksack um.
    Â»Also gut, gehen wir es an. Von hier bis zum Tempel sind es etwa
vier Ferne-Länder-Meilen.«
    Der Student starrte ihn an.
    Â»Sie wissen, wo der Tempel ist? Und warum haben Sie uns dann
gestern stundenlang in die Irre laufen lassen?«
    Â»Denken Sie an das, was ich Ihnen bereits in Zeherkzal gesagt
habe: Wir sind hier als Wissenschaftler, nicht als aktiv Handelnde«,
entgegnete der Professor. »Ich wollte nach Möglichkeit vermeiden, Eralkes in
seinen Entscheidungen zu beeinflussen. Aber in einem Notfall wie diesem sehe
ich mich gezwungen, meine Forscherneutralität temporär aufzugeben.«
    Dank der
fundierten Kenntnisse des Professors in phantastischer Geografie gelang es
ihnen bald, den Eingang der Schlucht zu finden, die zum Verlorenen Tempel führte. (Tatsächlich wäre es Professor Welk um einiges
leichter gefallen, das Verborgene Dorf der Unsichtbaren Wichtel im Wald der
Irrwege zu lokalisieren, als jemandem in seiner irdischen Heimatstadt den Weg
zur nächsten Tankstelle zu weisen.)
    Vor der Schlucht fanden sie auch Eralkes’ Pferd, das friedlich Gras
weidete.
    Und sie fanden das Schild.
    Â 
    ZUM VERLORENEN TEMPEL.
    SOUVENIRSHOP.
    IMBISS
    NÄCHSTE AUSFAHRT.
    Â»Ã„hm«, sagte der Student, »wird das hier auch in den
Verschollenen Chroniken erwähnt?«
    Â»Das scheint mir … bedenklich unauthentisch«, antwortete der
Professor.
    In diesem Augenblick war ein furchteinflößendes Brüllen aus der
Schlucht zu hören, gefolgt vom Nachklang eines vielfachen Echos.
    Theodor erbleichte. »Was war denn das?«
    Â»Der Kampfschrei von cyclops brutalis specialis, des Ziemlich
Brutalen Zyklopen«, erklärte der Professor. »Cyclops brutalis erreicht eine
durchschnittliche Körpergröße von viereinhalb Metern. Seine Nahrung besteht
vorwiegend aus größeren Säugetieren wie Schafen, Ziegen oder Kühen, die er in
kleineren Herden auch selbst hält. Sofern er welche bekommen kann, verschmäht
er allerdings auch Menschen oder Menschenähnliche keinesfalls.«
    Mehrere Stimmen antworteten der ersten, tief und dröhnend wie die
unheilverkündenden Posaunen in der Zyklopensymphonie des bekannten Tondichters
Zarg von Bresgo.
    Â»Trolle sind menschenähnlich , oder?«,
fragte der Student, der sich langsam rückwärts gehend von der Schlucht
entfernte.
    Â»Natürlich.«
    Â»Gut zu wissen.«
    Der Student wandte sich um und begann zu laufen.
    Â»Warten Sie.« Professor Welk hob die Hand.
    In der Schlucht rief jemand:
    Â»Aus dem Weg, vernunftlose

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