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Fantastik AG

Fantastik AG

Titel: Fantastik AG Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Oldenburg
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Unbesiegte Held, noch in vergangenem Ruhm
schwelgend, »nachdem ich die untote Bestie erlegt hatte, kehrte ich im
Triumphe zurück an König Urthars Hof und ehelichte dort die edle Prinzessin
Dolcinea.«
    Â»Worauf ich eigentlich hinauswollte … wer hat Sie so …
zugerichtet?«
    Ein Schatten legte sich flüchtig auf das Antlitz des Helden.
    Â»Sagte ich’s nicht bereits, dass ich auf der Jagd sei nach Wegelagerern
und lichtscheuem Gesindel? Das heißt – ich war’s: Bis ein tumber Troll und
ein Gnomengreis mir in den Weg gerieten.«
    Â»Sie sind also«, bohrte der Student weiter, den tumben Troll und ein empörendes Ausmaß an Undank
ignorierend, »von Wegelagerern beziehungsweise lichtscheuem Gesindel
überfallen worden?«
    Jetzt blickte der Unbesiegte Held wirklich gequält.
    Â»Nun«, begann er, » Überfall ist ein
allzu großes Wort, mir schien es eher eine Art Hinterhalt zu sein …«
    Â»Und die Räuber waren natürlich in der Überzahl?«
    Â»Oh«, rief Eralkes, sich an diesem letzten ehrenrettenden
Strohhalm festklammernd, »oh, natürlich waren sie in der Überzahl! Es waren
ihrer zw …ei …«
    Er blickte kurz zur Seite und fügte dann schnell hinzu:
    Â» …undzwanzig.«
    Â»Ein ungleicher Kampf«, kommentierte der Student.
    Â»Ein höchst ungleicher Kampf!«, bestätigte der Held, froh, dass
das Gespräch doch noch auf den richtigen Kurs gekommen war. »Man stelle sich
vor: Eralkes, der Unbesiegte Held gegen siebenundzwanzig …«
    Â»Zweiundzwanzig«, warf Theodor ein.
    Â» …vierunddreißig simple Strauchdiebe! Eine Aventüre ohne jede
Aussicht auf Ruhm und Ehre!«
    Â»Wem sagen Sie das!«, meinte der Student.
    Â»Keineswegs der Stoff, aus dem Heldenlieder gemacht sind!«
    Â»Keineswegs.«
    Â»Darum«, erklärte stolz Eralkes,
der Unbesiegte Held, »habe ich sie auch gewinnen lassen.«
    Nach einem längeren Stillschweigen räusperte sich der
Professor und fragte: »Und welche Abenteuer, ich meine Aventüren, planen Sie
in nächster Zeit sonst noch zu bestehen?«
    Â»Er fragt zurecht«, entgegnete der Unbesiegte Held, »denn fürwahr
habe ich Wichtigeres zu tun, als mich mit feigem Diebsgesindel abzugeben …«
    Â»Zahlenmäßig überlegenem, feigem Diebsgesindel, vor dem Sie
ehrenhaft kapitulieren«, bemerkte Theodor.
    Â» …und so wisset denn«, fuhr Eralkes unbeirrt fort, »dass ich vor
vielen Sonnenumläufen ausgezogen bin, den sagenhaften Verlorenen
Tempel zu suchen und – so die Götter mir gnädig sind – auch zu finden.«
    Professor Welk schnippte mit den Fingern.
    Â»Natürlich!«, rief er, »der Verlorene Tempel von
Smirfel, dem Halbblinden Gott des Traurigen Scherzes! So steht es in den
Verschollenen Chroniken, S. 514ff., wenn ich nicht irre!«
    Eralkes sah ihn misstrauisch an.
    Â»Er scheint mir erstaunlich gut informiert zu sein«, sagte er,
»Er ist doch nicht am Ende ein verkappter Nigromant und Schwarzkünstler,
ausgesandt, mich mit ruchloser Magie zu umgarnen?«
    Â»Oh«, meinte der Professor, der nun merkte, dass er in der ersten
Begeisterung wohl etwas zu viel gesagt hatte, »nein, nichts weniger als das.
Ich bin nur … sagen wir, ich bin ein großer Bewunderer Ihrer Heldentaten.«
    Eralkes richtete sich auf und präsentierte sich ritterlich in seiner
praktischen, langen Wollunterwäsche.
    Â»Das ist wahrlich ein würdiger Gegenstand der Bewunderung«, sagte
er geschmeichelt.
    Â»Aber genug geplaudert«, fügte er hinzu, »ich habe schon zu viel
Zeit verloren. Noch vor dem nächsten Tagesanbruch will ich, wenn das Schicksal
mir lächelt, den Verlorenen Tempel finden.«
    Â»Na, dann viel Glück«, wünschte
der Student. »Bei Verlorenen Tempeln weiß man ja nie so genau, wo man zuerst suchen
soll. Meistens hilft es, wenn man sich ein, zwei Minuten hinsetzt und in aller
Ruhe nachdenkt. Wann und wo habe ich ihn zuletzt gesehen? War er beim letzten
Gottesdienst noch da? Ist er vielleicht in der anderen Hose? Und dann stellt
sich heraus, dass man ihn die ganze Zeit auf der Nase gehabt hat.«
    Â»Herr Welk«, sagte der Professor tadelnd, »wenn Sie in meiner
Vorlesung über Unbekannte Schätze aufgepasst hätten, dann wüssten Sie, dass
Eralkes eine Karte besitzt, die er zufällig in der Versunkenen

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