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Fantastik AG

Fantastik AG

Titel: Fantastik AG Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Oldenburg
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sollte,
auch ohne umfassende equinologische Kenntnisse ein trabendes Pferd anzuhalten,
ist das auch nicht so wichtig.«
    Theodor erhob sich seufzend und stellte sich in Position.
    Â»Ho oder Brr, oder etwas in der Art«, rief er unsicher, in der
Annahme, dies sei die vorgeschriebene Weise, mit Pferden zu kommunizieren. Als
das Tier an ihm vorbeikam, griff er nach dem Zaumzeug. Zu seiner Überraschung
blieb das Pferd tatsächlich stehen.
    Â»Ã„hm, braves Tier«, glaubte er sagen zu müssen und tätschelte die
Flanke desselben.
    Es war ein recht kläglich und ausgehungert wirkender Gaul, einer von
der Sorte, die man gewöhnlich als Schindmähre zu
bezeichnen pflegt.
    Jetzt meldete sich auch der Gefesselte zu Wort, allerdings war nicht
eindeutig klar, worauf er hinauswollte, was vor allem daran lag, dass er mit
einem schmutzigen Stofffetzen geknebelt war. Er wirkte aber sehr aufgeregt.
    Theodor hob ihn vom Sattel und stellte ihn auf die Beine.
    Kaum hatte er ihn von seinem Knebel befreit, da sagte der
Gefangene: »Gruß, einfaches Volk. Habt Verständnis, dass ich euch nicht
länger mit meiner Gesellschaft beehren kann, dieweilen ich in diesem Gebirg auf
die Jagd nach diebischem Raubgesindel und anderem dergleichen Gelichter
ausgehe.«
    Darauf, insbesondere auf die Anrede einfaches
Volk wusste der Student erst einmal nichts zu entgegnen.
    Als er die Sprache schließlich wiedergefunden hatte, sagte er:
Ȁh, okay. Aber vielleicht sollten wir Sie trotzdem zuerst von den Fesseln
befreien?«
    Der Gefangene sah an sich herab, als fiele ihm jetzt erst auf, dass
er von oben bis unten verschnürt war.
    Â»Nun … wohlan«, sagte er bedächtig, und sein Gesicht büßte dabei
nur für den Bruchteil einer Sekunde seinen Ausdruck würdevoller Überlegenheit
ein, »eine kurze Rast zur rechten Zeit … So es ihm gefallen mag, indessen
meine Fesseln zu lösen, will ich es ihn nicht hindern.«
    Â»Zu gütig«, sagte der Student ironisch und ging zu den Rucksäcken,
um ein Messer zu holen.
    Dabei warf er dem Professor einen Blick zu, der besagte:
Sicherlich kennen Sie Waltmeyers Dissertation mit dem Titel ›Meschuggene Hofnarren und umnachtete Dorftrottel – Irrsinn in
den Fernen Ländern‹ ?
    Während Theodor die Fesseln durchschnitt, versuchte der Professor
ein Gespräch anzuknüpfen.
    Â»Dürfte ich mich nach Ihrem Namen erkundigen?«, fragte er
höflich.
    Der Gefangene maß ihn aristokratisch von oben herab und entgegnete:
»Er darf. Wisset denn, dass ich Eralkes bin. Eralkes, der Unbesiegte Held.«
    Der Student hielt inne.
    Â»Entschuldigung, sagten Sie Eralkes, der
Unbesiegte Held?«
    Der Träger dieses offenbar in Zweifel gezogenen Namens funkelte ihn
furchterregend an.
    Â»In der Tat, das sagte ich. Eralkes, der
Unbesiegte Held. Hat Er daran etwas auszusetzen?«
    Â»Auszusetzen? Nein, natürlich nicht«, murmelte Theodor, »ich
dachte nur …«
    Â»Sie sind Eralkes, der Unbesiegte
Held?«, fragte nun auch Professor Welk erstaunt. » Der Eralkes? Der Strahlende Ritter, der
Erste unter Vielen aus König Urthars illustrer Runde nahezu gleichgestellter
Vasallen? Der unbestritten größte Abenteurer der Fernen Länder? Jener
Eralkes, der vier Mal den untoten Rieseneber in den Verdammten Wäldern
besiegte?«
    Â»Ist ihm noch ein anderer dieses Namens bekannt, der dies
vollbracht hätte?«, fragte Eralkes stolz und warf die Fesseln, die der
Student inzwischen durchschnitten hatte, nachlässig von sich.
    Wie er jetzt dastand, aufrecht und edelmännisch, und seine langen
goldenen Haare im Wind wehen ließ, wirkte er überaus heroisch und ritterlich.
    Dieser Eindruck wäre möglicherweise noch großartiger gewesen, wenn
Eralkes, der Unbesiegte Held, zu diesem Zeitpunkt mehr getragen hätte als alte,
zerschlissene Ganzkörper- Wollunterwäsche.
    Â»Ah, die Verdammten Wälder. Glorreiche Zeiten!«, rief er aus.
»Dreimal streckte ich den wütenden Eber nieder, und dreimal erhob er sich aufs
Neue, doch beim vierten Mal tat ich, wie mir der weise Zauberer Schelfur
geheißen und ließ drei Tropfen Sonnentau aus der Phiole, welche er mir
mitgegeben, auf die röchelnde Kreatur fallen, und das unheilige Leben wich aus
dem Gebein.«
    Â»Und was ist Ihnen eigentlich genau … zugestoßen?«, fragte der
Student vorsichtig.
    Â»Oh«, erwiderte der

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