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Fantastik AG

Fantastik AG

Titel: Fantastik AG Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Oldenburg
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begegnet?«
    Der Troll starrte ihn an.
    Â»Hä?«, machte er.
    Â»Ich nehme an, Sie sind mit dem Verlorener-Tempel-Express gefahren?«, fragte der Student.
    Â»Was denn sonst?«, entgegnete der Troll. »Etwa zu Fuß gehen, bei
der brutalen Mordshitze? Ich bin doch nicht bekloppt! Die Zugfahrt war schon
schlimm genug, zwanzig Minuten dieses Geruckel, und die Sitze waren kaum
gepolstert!«
    Â»Ich kann es mir vorstellen«, nickte der Student mitleidig. »Es
muss die Hölle gewesen sein.«
    Â»Aber hallo!«, schnaufte der Troll, der nach Aussage seines T -Shirts heroisch den Verlorenen Tempel entdeckt hatte.
    In diesem Moment rief jemand: »Also, das ist ja wohl das
Allerletzte! Das ist ja wohl der Gipfel der Bescheuertheit!«
    Alle Köpfe drehten sich in die Richtung, aus der die Stimme kam.
    Da stand Max Danger und fuchtelte mit seinem Filmschwert in der Luft
herum.
    Â»Was ist das hier?«, schrie er. »Ein Filmset oder ein
Versammlungsort für entlaufene Irre?«
    Oh nein, dachte der Regisseur. Nicht auch das noch. Es sah ganz
danach aus, als stünde einer von Max Dangers cholerischen Ausrastern bevor. Die
Anfälle des Schauspielers waren berüchtigt. Einmal hatte er einem gnomischen
Beleuchter ein blaues Auge geschlagen, weil der angeblich, mit Dangers Worten,
seine »Karriere ruinieren« wollte, der Gnom habe ihn wiederholt während einer
schwierigen Szene »absichtlich komisch angesehen« und ihm so die Ausübung
seiner »künstlerisch anspruchsvollen Arbeit« unmöglich gemacht. Persönlich
habe er nichts gegen Gnome.
    Die Sache hatte ein gerichtliches
Verfahren nach sich gezogen, dem Beleuchtergnom eine astronomisch hohe
Schmerzensgeldzahlung beschert und eine monumentale Imageaufbesserungskampagne
erforderlich gemacht, bei der sich Max Danger hauptsächlich lächelnd in der
Gesellschaft von gnomischen Waisenkindern fotografieren ließ, für die er sich,
laut Pressetext, »aufopferungsvoll sozial engagierte«.
    Seitdem versuchten Mitglieder von Filmteams immer wieder, Danger zu
provozieren, um sich lukrativ von ihm verprügeln zu lassen. Außerdem war in
allen Verträgen Max Dangers ein Passus enthalten, der forderte, dass dem
Darsteller für die Dauer der Dreharbeiten ein Aggressionsbewältigungscoach zur
Verfügung gestellt wurde. Gegenwärtig hatte diesen wenig attraktiven Job ein
eingeschüchterter hypernervöser Wichtel, dessen Aufgabe hauptsächlich darin
bestand, sich in den Drehpausen von Danger anschreien zu lassen und sich
ansonsten irgendwo zu verstecken.
    Â»Okay, Gnomen-Opa!« Danger baute sich vor Professor Welk auf.
»Jetzt mal die Version für Verkalkte. Pass auf. Das da drüben, das nennt man
Kamera, und …«
    Â»Entschuldigung«, unterbrach der Professor, »ich weiß durchaus,
was eine Kamera …«
    Â»Nein«, schnitt ihm Danger das Wort ab, »ich möchte ganz
sichergehen, dass wir uns hier richtig verstehen. Also, das ist eine Kamera,
und damit dreht man Filme. Und wenn die Kamera läuft, dann müssen wir
Schauspieler uns konzentrieren, damit wir eine künstlerisch hochklassige
Leistung erbringen können …«
    Â»Sie müssen mit mir nicht reden, als wäre ich …«, begann der
Professor.
    Â»Schnauze halten!«, schrie Max Danger, und die Umstehenden
zuckten kollektiv zusammen. »Wo war ich? Ach ja. Wenn die Kamera läuft,
müssen wir Schauspieler uns konzentrieren, und das gelingt uns nicht, wenn
jeder …«, seine Stimme überschlug sich, »wenn jeder gehirnamputierte
Totalausfall glaubt, durch mein Set marschieren zu dürfen wie ein …«
    Â»Ich glaube, Sie steigern sich da in etwas …«
    Â»Halt´s Maul«, keifte Danger, »ich hab es langsam satt, mir von
euch Gnomen meine Karriere sabotieren zu lassen! Bei jedem verdammten Film hat
es eine von euch hinterhältigen kleinen Giftnattern darauf abgesehen, meine
Performance zu zerstören! Dahinter steckt eine internationale Verschwörung!
Die Gnome sind schuld an allem Unheil dieser Welt!«
    Die Umstehenden, unter denen sich auch einige Gnome befanden,
schnappten nach Luft. Derartige rassistische Ausbrüche gehörten in den Fernen
Ländern einer eigentlich glücklich überwundenen dunkleren Vergangenheit an.
Missbilligende Falten zeigten sich auf der Stirn des Professors.
    Theodor hatte seinen Dozenten selten so ungehaltenen

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