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Fantastik AG

Fantastik AG

Titel: Fantastik AG Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Oldenburg
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dazu, sich
zu vergewissern, ob er die Tiefkühltruhe hinter sich geschlossen hatte.
    Sie trennten sich an der Stelle, an der Eralkes sein Pferd
zurückgelassen hatte – vom Verlorenen Tempel waren es
bis dorthin nur dreißig Minuten, wenn man die Neue
Umgehungsroute nahm.
    Als sich zeigte, dass das Pferd und getreue Streitross Eisnorant,
auch genannt der Eilige , inzwischen entweder
gestohlen worden oder aus eigenem Entschluss davongeeilt war, nahm der
unbesiegte Held diesen weiteren Schicksalsschlag mit müdem Fatalismus hin.
    Er wolle »eine Zeit lang in Einsamkeit wandern, auf dass durch die
Pilgerschaft vielleicht Erleuchtung komme über den tiefern Sinn des Daseins«,
verkündete Eralkes schwermütig und machte sich auf den Weg.
    Theodor und der Professor sahen ihm schweigend hinterher, wie er
gebeugt auf dem Gebirgspfad hinschlich, neuen traurigen Abenteuern entgegen.
    Â»Vielleicht überwindet er sein Formtief ja bald«, sagte der
Student, gerührt von diesem Anblick. »Was steht denn als Nächstes auf seinem
Heldenprogramm?«
    Â»Von hier an sind sich die Quellen nicht einig«, antwortete der
Professor. »Die einen sagen, die Entdeckung des Borns
Ewigen Glücks , die anderen die Schwere Prüfung im
Sumpf des Unheils .«

 

    Â 
 
Undinen
    Als der Abend kam und die ersten Sterne am Himmel
erschienen, schlugen sie ihr Nachtlager am Ufer eines kleinen Sees auf, der geschützt
inmitten eines Kiefernhaines lag.
    Es war der angenehm friedfertige Ausklang eines Tages voller
Aufregungen und Verwicklungen.
    Das Uferschilf raschelte leise, Zikaden sangen, und auf der stillen
Oberfläche des Sees spiegelte sich silbern der Mond.
    Professor Welk saß neben einem kleinen prasselnden Feuer, das er mit Zims Nützlichem Funkenschläger entfacht hatte, und
rauchte aus einer langen Pfeife, einem Geschenk der Zwerge.
    Â»Wir hatten sicher nur einen schlechten Start«, sagte er und blies
kunstfertig einen großen Rauchring, »wenn wir erst in Sternheim sind, können
wir endlich mit unseren Forschungen beginnen. Mir schwebt eine umfassende
demografische Analyse aller Bewohner …«
    Theodor hörte nicht zu. Traumverloren blickte er auf das
spiegelglatte Wasser des Sees.
    Als der Student erwachte,
war es Nacht. Er hatte von tiefem schwarzem Wasser geträumt, und für etwas, das
zunächst nach Albtraum aussah, hatte es ihm überraschend gut gefallen.
    Ãœber ihm stand dunkel der Nachthimmel. Vollkommene Stille herrschte
(bis auf das Schnarchen des Professors).
    Ein leises Geräusch erklang vom See her. Wasser gluckste.
    Theodor wandte den Kopf. Undeutlich glaubte er mehrere Gestalten im
Uferschilf zu erkennen. »Hallo«, rief er, »ist jemand hier?«
    Unterdrücktes Kichern antwortete ihm.
    Â»Wer ist da?«, fragte Theodor.
    Â»Wir«, antwortete lachend eine Mädchenstimme.
    Einen Moment lang überlegte Theodor, ob er den Professor wecken
sollte.
    Da rief eine zweite Stimme, als hätte sie seine Gedanken gelesen:
    Â»Lass den langweiligen alten Gnom ruhig schlafen.«
    Und eine dritte: »Wir interessieren uns mehr für dich.«
    Und alle zusammen, verführerisch: »Komm, komm her zu uns.«
    Der Student zögerte.
    Â»Du brauchst keine Angst vor uns zu haben«, rief die erste Stimme.
    Â»Wir tun dir nichts«, die dritte.
    Und lachend wieder die erste: »Nichts, was du nicht möchtest.«
    Theodor stand auf. Natürlich hatte er keine Angst. Das war ja lächerlich.
Er hatte keine Angst vor Frauen, jedenfalls nicht, solange zwischen ihm und
ihnen ein gewisser Sicherheitsabstand gewahrt blieb. (Denn um Frauen handelte
es sich hier fraglos, das war ihm intuitiv klar, obwohl er sich auf dem Gebiet
nicht sonderlich gut auskannte.)
    Nur ein bisschen weich in den Knien, ging er auf das Uferschilf zu,
das sich sanft im Wind wiegte.
    Stimmen tuschelten: »Ist er nicht süß?«, »Seht euch seine
Muskeln an!«, »Ich hab ihn zuerst gesehen!«, »Sei nicht so egoistisch, er
ist genug für uns alle!«
    Bei dieser Unterhaltung schoss Theodor das Blut in den Kopf.
Offensichtlich war von ihm die Rede, aber auf eine Weise, die ihn hochgradig
verwirrte. Süß war er wahrscheinlich zuletzt mit
sieben Jahren genannt worden, und damals hatte auch schon niemand mehr davon
gesprochen, dass genug von ihm vorhanden sei. Eher zu
viel. Soweit er sich erinnerte, lautete das entsprechende Zitat:

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