Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fantastik AG

Fantastik AG

Titel: Fantastik AG Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Oldenburg
Vom Netzwerk:
Eingang was von Dreharbeiten erzählt?«,
bemerkte Theodor.
    Â»Sie haben gesagt«, flüsterte Eralkes, »wenn der Film in die
Kinos kommt, werde ich berühmt. Und ich habe mir ein Autogramm gegeben.«
    Â»Du hast dir selbst ein Autogramm gegeben?«, fragte der Student.
    Â»Ja.«
    Eralkes hielt ihnen eine Visitenkarte hin. Professor Welk nahm sie
und drehte sie hin und her. Auf der Vorderseite war der Aufdruck zu lesen:
»Fantastic Film Productions, eine Tochtergesellschaft der Fantastik AG .« Auf der Rückseite stand ein Name, flüchtig
hingeworfen, in großen, dynamisch geschwungenen Buchstaben: Max Danger.
    Â»Das sind unmögliche
Arbeitsbedingungen«, sagte Max Danger. Er saß vor einem Garderobenspiegel in
seinem Trailer und sprach mehr oder weniger mit seinem eigenen Spiegelbild,
während eine Elfe mit seiner Frisur beschäftigt war. »Absolut unprofessionell.
Schlimmer als am Set von Die Vergeltung 3, und Die Vergeltung 3 war ein Desaster. Dass einfach
jeder Vollidiot, der sich für Eralkes den Unbesiegten hält, mitten durch die
Aufnahme spazieren kann, wie er grad lustig ist, so was hab ich noch nie
erlebt, und ich hab einiges erlebt. Und das da«, er richtete einen anklagenden Zeigefinger auf eine
Mineralwasserflasche, die auf dem Garderobentisch stand, »ist kein Novia Quellwasser!
Ich habe mindestens zehnmal darauf hingewiesen, dass ich nichts anderes als
Novia Quellwasser trinke. Sind die Leute denn alle schwer von Begriff? Ahh!«
    Max Danger stieß einen Schmerzenslaut aus und riss der erschrockenen
Elfe die Haarbürste aus der Hand.
    Â»Willst du mich skalpieren?«, schrie er.
    Â»Bist du so weit?«, fragte ein Wichtel, den Kopf durch die Tür
steckend. »Wir wollen weiterdrehen.«
    Â»Jaja«, entgegnete Max und kämmte sorgsam seine kostbaren goldenen
Haare.
    Â»Okay«, sagte der Regisseur, ein Zwerg, der
zigarrerauchend neben einer ihn um einiges überragenden Kamera in der
Hauptkammer des Tempels stand, »jetzt, wo alle Irren das Set verlassen haben,
können wir ja weitermachen. Sind alle bereit?«
    Â»Ã„hm«, meldete sich ein massiger Troll, der einen Gürtel mit
Totenschädeln trug und einen monströsen Kopf – Teil seines Kostüms – unter den
Arm geklemmt hatte, »wenn ich mit der Keule auf Eralkes, ich meine Max
losgehe … Im Drehbuch steht, Moment«, er blätterte im Drehbuch, »steht, ich
brülle Wuuuoooooaaarrrr. Es fühlt sich für mich irgendwie organischer an, wenn
ich das W weglasse und einfach Uuuoooooaaarrrr sage. Ist das in Ordnung?«
    Â»Das ist mir so egal«, entgegnete der Regisseur und trat seine
Zigarre mit dem Absatz aus. »Ist jeder auf seinem Posten? Ton?«
    Â»Läuft«, meldete der Tonwichtel.
    Â»Kamera?«
    Â»Läuft«, sagte der Kameraelf.
    Â»Eralkes – Strahlender Held, Szene 73, Take 3«, rief der
Klappenzwerg.
    Â»Moment«, unterbrach Max Danger.
    Der Regisseur seufzte. Dieser Max Danger ging ihm gehörig auf die
Nerven, mit seinen Starallüren und seinen dämlichen Einfällen ,
die er für künstlerisch relevant hielt, aber die
Produktionsfirma hatte ihn ihm aufs Auge gedrückt, weil er angeblich zog , und der Regisseur war Zwerg genug, um in Fällen wie
diesem dem bekannten zwergischen Gebot der obligatorischen Profitmaximierung zu
folgen, das besagte: Wenn du die Wahl hast zwischen Gold und noch mehr Gold,
dann entscheide dich auf jeden Fall für Letzteres.
    Â»Ja, Max?«, fragte er bemüht freundlich.
    Max Danger warf seine blonde Mähne zurück. »Ich bin mir noch nicht
ganz sicher, was meine psychologische Motivation in dieser Szene angeht, ich
meine, ich sehe da noch keine Plastizität …«
    Mein Gott, dachte der Regisseur, ist das so schwer zu begreifen? Du
fuchtelst ein bisschen mit dem Schwert rum und versuchst dabei möglichst hübsch
auszusehen. Plastizität! So ein Schwachsinn.
    Â»Ja«, sagte er laut, »du hast recht, das ist eine sehr komplexe
Szene. Da wirken viele Faktoren zusammen.«
    Das war die Sprache, die er sich
im Umgang mit Schauspielern angewöhnt hatte, besonders mit solchen, die an dem
bedauerlichen Gehirnfehler litten, sich für Künstler zu halten.
    Er gab ihnen durch derartiges Nonsense-Geschwurbel den Eindruck
eines auf hohem Niveau stattfindenden künstlerischen Gedankenaustauschs, ohne sie mit überflüssigen Details zu

Weitere Kostenlose Bücher