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Fantastik AG

Fantastik AG

Titel: Fantastik AG Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Oldenburg
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…«
    Und in diesem Moment, als Theodor Welk, Student der Phantastik im
27. Semester, kurz vor der Erfüllung all seiner Wünsche stand, sagte jemand:
»Entschuldigen Sie, dass ich einfach so eintrete, aber ich interessiere mich
ganz außerordentlich für alles, was mit subaquatischer Kultur zu tun hat!«
    Es war Professor Welk.
    Nach einigen Augenblicken überraschter Sprachlosigkeit besannen sich
die Töchter des Sees. »Oh«, sagten sie, »noch ein Besucher! Mach es dir
bequem bei uns, ehrenwerter Gnom!«
    Â»Vielen Dank«, sagte Professor Welk und setzte sich auf einen
Stuhl, der aus lebenden Korallen bestand. Er wirkte sehr zufrieden.
    Â»Professor«, zischte Theodor vom Bett aus, »Sie stören!«
    Der Dozent schien ihn aber nicht gehört zu haben, sondern sprang
jetzt begeistert auf und eilte zu einer Kommode aus Perlmutt, auf der ein
geflügelter Helm lag.
    Â»Meine Güte!«, rief er, »ist das der Helm des Lyas?«
    Â»Ja …«, sagte eine Tochter des Sees unsicher. Ihre Besucher
interessierten sich normalerweise nicht besonders für Inneneinrichtung. Der überwiegenden Mehrheit fiel es schwer, sich
auf etwas anderes als die Anwesenheit dreier nackter hübscher junger Frauen zu
konzentrieren. Die meisten konzentrierten sich sogar so stark in diese
Richtung, dass sie ohne die kühlende Wirkung des Seewassers wohl ein ähnliches
Schicksal wie der Drache von Zeherkzal erlitten hätten.
    Â»Phan-tastisch!«, sagte der Professor, den Helm betrachtend,
»eine Arbeit des Schmiedegottes Horknir, wenn ich mich recht entsinne. Darf
ich fragen, wie Sie dazu gekommen sind?«
    Â»Unsere Schwester hat ihn … gefunden «,
sagte eine der Frauen, und eine andere fügte erklärend hinzu: »Nachdem Lyas zufällig in ihrem See ertrunken war.«
    Â»Nein!«, rief Professor Welk ungläubig, »dann ist Kalliena Ihre
Schwester?«
    Â»Professor!«, schnaubte Theodor. »Hauen Sie ab! Das hier ist
meine Aventüre!«
    Â»Sie ist die dreitausendvierhundertachtundsiebzigstjüngste von
uns.«
    Â»Und Sneifnifflur, der Umtriebige Flussgott, ist Ihr Vater?«,
fragte der Professor mit wachsender Begeisterung.
    Â»Ja«, bestätigte eine Tochter des Sees, »und meine Mutter ist
Jalene, die Wassermüllerin.«
    Â»Professor …«, sagte Theodor mit vor Wut zitternder Stimme. Aber
niemand achtete auf ihn.
    Â»Und meine Halmiona, die
Quellkönigin«, sagte die zweite.
    Â»Und meine
Tira, die schöne Wäscherin. Sie und Vater haben sich unsterblich geliebt,
ungefähr anderthalb Stunden lang.«
    Â»Faszinierend!«, rief der Professor. »Ich müsste mir das
aufschreiben!«
    Theodor stöhnte.
    Professor Welk hatte ein neues Feuer entfacht, an dem sich
der durchnässte Student aufwärmte. Es war nicht eindeutig zu entscheiden, ob
die von Theodor aufsteigenden Dampfwolken auf die Wärme des Feuers oder die
Hitze der in ihm kochenden Wut zurückzuführen waren. Sein Gesichtsausdruck
schien auf Letzteres hinzudeuten.
    Der Professor hatte endlos mit den Töchtern des Sees über subaquatische Kultur , über magische
Algen, telepathische Korallen und andere hochgradig spannende Themen
konversiert, und nach anfänglicher Skepsis waren die drei Frauen begeistert auf
das Gespräch eingegangen. Ihre Gäste redeten sonst nicht so viel, erklärten
sie, es sei toll, sich mal ausführlich mit jemandem unterhalten zu können.
    Sie hatten sogar Seegras-Tee gekocht und selbst gebackene
Seerosenplätzchen serviert. Theodor, in finsteres Schweigen gehüllt, hatte aus
Frust über diese ganz und gar nicht seinen Vorstellungen entsprechende Wendung
der Ereignisse eine Ladung Gebäck nach der anderen in sich hineingestopft,
obwohl es ihm überhaupt nicht schmeckte.
    Dann waren ein Nöck, zwei Krötenmänner und ein grotesk aussehendes
tintenfischähnliches Wesen zu der Gesellschaft gestoßen, das eine Zeit lang
versucht hatte, ein Gespräch mit dem Studenten anzuknüpfen, indem es ihn
mehrfach nach seinen Ansichten zur aktuellen Karpfenpolitik gefragt hatte, bis
Theodor schließlich ziemlich grob antwortete, dass ihm Karpfen sehr sympathisch
seien, weil sie vorwiegend die Klappe hielten.
    Und endlich war auch noch
Sneifnifflur mit seiner neuesten Flamme, einer fülligen Fischerin, die
die ganze Zeit über kichernd auf seinem Schoß
gesessen hatte,

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