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Fantastik AG

Fantastik AG

Titel: Fantastik AG Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Oldenburg
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schattenspendenden Hüten
vorbei, oder sie durchquerten Wäldchen von mannshohen Farnen. Bäche murmelten.
Die Vögel sangen. Schmetterlinge tanzten um sie her. Theodor verscheuchte
wütend ein besonders anhängliches lilafarbenes Exemplar.
    Sie sprachen wenig. Auf die gelegentlichen fachspezifischen Hinweise
Professor Welks antwortete der Student nur einsilbig.
    Später stießen sie auf eine breite Straße, auf der sich Spuren von
Wagenrädern abzeichneten.
    Â»Das muss die Straße nach Sternheim sein«, sagte der Professor.
    Â»Aha«, sagte der Student, wenig gesprächsfreudig.

 

    Â 
 
Homur, der Riese
    Homur, Der Vormals Wirklich Sehr Große Riese, war am
Tiefpunkt seiner Karriere angekommen. Der Tiefpunkt seiner Karriere befand sich
in einer Höhe von einem Meter und fünfundzwanzig Zentimetern über dem Boden,
und eigentlich sogar noch etwas tiefer, denn Homur, der Vormals Wirklich Sehr
Große Riese, lag gegenwärtig mit dem Gesicht nach unten im Straßengraben und
haderte mit seinem Schicksal.
    Ein Meter fünfundzwanzig: Das war seine derzeitige Körpergröße.
    Er hatte eine lange Nacht furchtbarster alkoholischer
Ausschweifungen hinter sich, in der er vergeblich versucht hatte, diese
niederschmetternde Tatsache in hochprozentigem Vergessen zu ertränken.
    Nachdem er etwa drei Stunden lang den schlimmsten Fusel in sich
hineingeschüttet hatte, hatte er sich immerhin groß genug gefühlt, um die
anderen Kneipengäste lautstark als »mickriges Fliegengeschmeiß« zu bezeichnen
und lallend zu verkünden, dass er es jederzeit »mit 500 von ihrer armseligen
Sorte« aufnähme.
    Er war auf einen Tisch gesprungen und hatte geschrien: »Seht euch
doch an, erbärmliche Wanzen! Was seid ihr im Vergleich mit mir? Nichts seid
ihr!«
    Dieses »Nichts seid ihr!« hatte er so lange wiederholt, bis sie
ihn schließlich packten, ihm eine Tracht Prügel verabreichten und ihn mit einem
Fußtritt aus der Tür beförderten.
    Auf diese Weise war er noch aus fünf weiteren Wirtshäusern geworfen
worden.
    Inzwischen hatte die Wirkung des Alkohols nachgelassen, und übrig
blieb ein entsetzlich nüchterner kleinwüchsiger Riese, dessen Schädelvolumen
für den darin wütenden, wahrhaft gigantischen Kopfschmerz entschieden zu gering
war.
    Theodor schwieg gerade auf besonders ausdrucksstarke
Weise, als vor ihnen jemand mühsam aus dem Straßengraben kletterte.
    Es war dem Anschein nach ein Gnom, ein Gnom in einem derart
desolaten Zustand, dass sein Unwohlsein schon durch bloße Betrachtung
ansteckend wirkte.
    Er sah aus wie jemand, der im Delirium von einem betrunkenen
Bierkutscher überfahren worden war und dringend eine neue Leber benötigte.
    Der Gnom torkelte auf Theodor und den Professor zu, blieb schwankend
vor ihnen stehen und sagte mit träger Zunge und einer Stimme, die nach rostigen
Feilen klang:
    Â»Aus dem Weg, jämmerliche Wichte, oder ich zerstampfe euch.«
    Ein plötzlicher Brechreiz verzögerte das sofortige Wahrmachen dieser Drohung. Beide Hände vor den Mund
haltend, eilte der Gnom zum Straßenrand und tat, was er tun musste.
    Profesor Welk und Theodor wechselten einen kurzen Blick.
    Â»Ã„hem«, räusperte sich der Professor, »ist alles in Ordnung mit
Ihnen, werter … Gnom?«
    Â»Was hast du gerade gesagt? Wie hast du mich genannt?«
    Homur, der Vormals Wirklich Sehr Große Riese, stampfte wütend mit
dem Fuß auf.
    Zu seinen besseren Zeiten hätte er
damit einen beachtlichen Ausschlag auf der Richterskala verursacht,
hätte Mauern ins Wanken und Türme zum Einstürzen gebracht.
    Â»Ich weiß nicht«, sagte der Professor vorsichtig, »wie … sollte
ich Sie nennen?«
    Â»Ich bin der Schrecken des Wolkengebirges, der Baumeslänge Messende
Gefährliche Wanderer«, Homur versuchte vergeblich, sich zu strecken, »der
Vollkommen Skrupellose Gewaltige Kerl, die Größte Anzunehmende Katastrophe!
Ich bin Homur, der Riese!«
    Â»Ich sage das nicht«, meinte Theodor vorsichtig, »um dich zu
beleidigen, sondern teile nur eine allgemeine Hypothese mit, um sie zur
Diskussion vorzuschlagen. Sind Riesen nicht normalerweise – ich meine, relativ
gesehen … groß?«
    Â»Was willst du damit andeuten?«, schnappte der Gnom drohend.
    Â»Nichts, ich sage nur, dass ich bisher dachte, dass Riesen größer wären

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