Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fantastisches Grün (German Edition)

Fantastisches Grün (German Edition)

Titel: Fantastisches Grün (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Berger
Vom Netzwerk:
Herzogin nahm beherzt meine Hand. Wenn die feine Dame gewusst hätte, dass ich damit gerade noch einer gerupften Gans in den Hintern gefahren war, hätte sie sich das vielleicht noch einmal überlegt. So aber lächelte sie, zog mich ins Zimmer und verschloss die Tür vor Rrrruris Nase.
                  „Rrrramona, ab heute wirst du das Zimmer neben mir beziehen und ausschließlich mir dienen. Zu dem Zweck wirst du auch unsere Sprache lernen“, meinte sie und überraschte mich damit gehörig. Die Schufterei in der Küche war zu Ende und ich durfte gar noch etwas lernen! Juhuuu! Das war ja wohl doch ein ziemlicher Aufstieg.
                  „Hattest du vielleicht inzwischen schon eine Erinnerung?“
                  „Nein, leider nicht. Ich hatte einfach noch keine Zeit zu Lorrrne zu gehen.“ Und das stimmte! Das Leben als Küchengehilfin war hart, anstrengend und dauerte von früh morgens bis spät abends. Nach meinem Dienst war ich meist so erledigt gewesen, dass ich es gerade noch auf meinen Strohhaufen geschafft hatte und sofort eingeschlafen war. Wie die Küchengehilfinnen ein Leben lang diesen Job aushielten, war mir ein Rätsel.
                  „So, so“, sagte sie nur, schien aber genau zu wissen, wie viel Arbeit sie mir aufgebrummt und wie sehr sie mich dadurch vom Nachdenken abgehalten hatte. Vermutlich war es ihre Art mich mürbe zu machen oder ihre Möglichkeit, mich besser einzuschätzen. Nachdem ich mir also in diesen harten Wochen nichts zu Schulden kommen hatte lassen, war ich doch noch zur Zofe aufgestiegen.
     
     

0 6. Kapitel
     
     
    So verging beinahe ein dreiviertel Jahr und ich gewöhnte mich allmählich an meine Identität ohne auch nur einen Hauch von meinem wirklichen Leben zu wissen. Lorrrne war eine weise Frau, doch mit meinem Gedächtnisverlust war auch sie an ihre Grenzen gekommen. Ein Heilmittel kannte sie nicht, oder aber sie wollte mich lieber ohne Erinnerung belassen.
                  Als Rrrramona und Zofe der Herzogin lebte es sich natürlich besser. Ich hatte ein eigenes Zimmer und ganze drei Kleider, die kein Vergleich waren zu meinem rauen Kleid als Gehilfin. Die Arbeit war nicht anstrengend, auch wenn die Herzogin viel Aufmerksamkeit und Unterhaltung einforderte. Selbst wenn sie nur stickte oder Kleidung nähte, musste ich anwesend sein, weil sie es alleine einfach nicht aushielt. Natürlich wusste ich, wie einsam sie war, doch ihr Klammern war zeitweise erdrückend. Da ich mir für die stundenlange Anwesenheit aber auch eine Tätigkeit zulegen musste, versuchte ich wenigstens ihre Sprache intensiv in Wort und Schrift zu lernen.
                                Der Krieg wütete angeblich immer noch, weil die Herren der Diplomatie einen Fehler begangen hatten, doch wirklich wissen konnte ich das nicht, denn ich war abhängig von dem, was mir die Herzogin erzählte. Und wer wusste schon, ob sie die Wahrheit sprach? Schließlich wollte sie ständig meine Gesellschaft. An manchen Tagen kam ich mir gar vor wie ein exotisches Tier, das in einem goldenen Käfig gehalten wurde. Natürlich gab es schwierigere Aufgaben als eine Herzogin zu unterhalten, aber sie war nicht immer einfach, zog sich oft in ihre Traumwelt zurück und ließ mir kein bisschen Freiraum. Unter andere Leute kam ich überhaupt nicht mehr und das zehrte an meinen Nerven. Manchmal meinte ich in den ewig gleichen Räumlichkeiten zu ersticken, so sehr sehnte ich mich nach etwas frischen Wind. Doch ich sprach es nie an oder forderte etwas anderes. Im Prinzip verstand ich die Herzogin auch sehr gut. Sie war eine einsame, wunderschöne Frau und eben extrem besitzergreifend. Zeitweise spürte es sich an wie imaginäre Ketten, die mich immer fester und unangenehmer an sie und ihre Räumlichkeiten banden. Aber es hatte auch Vorteile, denn ich lernte ihre Sprache. Inzwischen wechselten wir immer wieder zwischen Deutsch und Rambelton, wie sich ihre Sprache nannte. Und ich fand den Namen durchaus passend für all das Poltern und Klingeln in den Silben. Die Grammatik war einfach, die Aussprache dafür umso schwerer. Je nach Höhe, Tiefe und Rollintensität konnte ein Wort etwas anderes bedeuten. So gesehen war die Sprache verdammt schwer zu lernen, denn bei jedem R meinte ich mein Hals müsse vor Vibration zerspringen und bei jedem Nicht-R begann das Rollen so derart zu kitzeln, dass ich die Herzogin mit meinen Lachanfällen ganz schön

Weitere Kostenlose Bücher