Fantastisches Grün (German Edition)
ignorieren. Und das akzeptierte ich, denn ich wusste ja, dass ich für den neuen Job nichts konnte. Der Herzog hatte entschieden, nicht ich. Außerdem musste ich mich sowieso mit ganzer Konzentration meiner Aufgabe widmen.
Bevor ich ging, streifte mein Blick noch den Rest der Tafel. Die Gäste bestanden aus Männern und Frauen, die fein herausgeputzt waren und die es gewohnt waren gut und erlesen zu speisen. Sie lachten und schienen sich zu amüsieren. Die Damen hatten alle offenes Haar oder eine lockere Flechtfrisur, die trotzdem die Länge ihres Haars unterstrich. Dieser Haar-Tick ging mir allmählich richtig auf die Nerven. Vielleicht sollte man sie kollektiv zu Francesco schicken. Das gäbe vielleicht ein Gekreische! Mühsam unterdrückte ich ein böses Grinsen und ging möglichst unauffällig zurück zur Tür. Schließlich war es mit einer Platte pro Servierkraft noch lange nicht getan. Alle mussten wir schleunigst Nachschub holen.
Ich stellte gerade den Erbsenbrei in die Tischmitte und freute mich, bisher nicht gepatzt zu haben, als eine Hand die meine ergriff und mich am Gehen hinderte. Überrascht hielt ich inne.
„Was ver...?“, fluchte ich kurz, bevor ich mir energisch auf die Lippen biss. Gäste durfte man niemals mit einem lauten Wort konfrontieren. Schon gar nicht, wenn es nach Empörung klang. Doch die blauen Augen, die mir entgegen blitzten, schienen eher belustigt, als echauffiert zu sein. Und sie waren mir nicht unbekannt. Ich war so in meine Arbeit vertieft gewesen, dass ich vor lauter Konzentration Berrrnd inmitten der Gäste nicht bemerkt hatte.
„Du?“, fragte er und hielt immer noch meine Hand. „Bist du es denn wirklich?“ Mit langen Haaren und sehr weiblichem Kleid hatte er mich offenbar nicht gleich erkannt. Aber Gespräche mit Gästen waren eigentlich verboten und mein Chef starrte mich vom Eingang her bereits wütend an.
„Ich bin seit fast einem Jahr hier“, holperte ich in seiner Sprache und er hob amüsiert die Augenbrauen.
„Oh! Sie spricht neuerdings unsere Sprache“, lachte er mehr zur Tischrunde, als zu mir. „Ich muss jetzt gehen“, stellte ich schnippisch fest. Seinen Spott fand ich unangebracht und mein Chef hatte schließlich schon einen roten Kopf. Die nächste Platte wartete auch schon und somit hatte ich einfach keine Zeit für Geplänkel. Berrrnd ließ meine Hand tatsächlich los und ich ging so rasch ich konnte aus dem Saal. Mein Chef kochte natürlich und nahm mich mit einer wütenden Schimpftirade in Empfang.
„Was fällt Dir ein einen Gast anzusprechen?“, zeterte er und schien versucht zu sein, mir eine Ohrfeige zu geben.
„Der Mann hat mich angesprochen“, erwiderte ich möglichst emotionslos, weil ein Choleriker wie mein Chef sonst sowieso nicht zuhören konnte.
„Was kann er denn von einer Rumarin schon gewollt haben?“, zischte er so herablassend, dass meine Coolness augenblicklich zerbröselte.
„Hören Sie“, zischte ich ihn wütend an „Ich werde meinen Dienst so gut als möglich erledigen, aber ich werde mir keine weiteren Beleidigungen über meine Herkunft gefallen lassen!“ Im Servierraum war es mit einem Schlag still geworden. Das restliche Personal schien nicht mal mehr zu atmen und mein Chef war wie erstarrt, wusste offenbar nicht, ob er mich züchtigen, anschreien oder auslachen sollte. Erst nach ein paar Sekunden ergriff Nerrrmad, ein junges Mädchen, das Wort.
„Es stimmt, Herr. Der Gast hat sie angesprochen. Ich habe es genau mitbekommen.“ Wofür ich ihr eigentlich einen dankbaren Blick hätte zuwerfen müssen, doch ich war gerade noch damit beschäftigt mir mit diesem fetten Mann von Chef ein Blickduell zu liefern. Der zuckte nicht einen Moment oder wandte den Blick ab. Funken sprühten aus seinen Augen und seine Stimme grollte.
„Dafür putzt du heute ganz alleine den Dreck von der Tafel weg! Haben wir uns verstanden, Rumarin?“ Er erwartete keine Antwort, nur Gehorsam, drehte sich um und ließ mich einfach stehen. Ich kochte innerlich vor Wut. Diese ständigen Herabsetzungen hatte ich wirklich satt. Schließlich hatte ich bisher mein Bestes gegeben. Nerrrmad legte
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