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Fantastisches Grün (German Edition)

Fantastisches Grün (German Edition)

Titel: Fantastisches Grün (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Berger
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verärgerte.
                                An manchen Tagen war sie extrem zänkisch und frustriert. Meist dann, wenn ihr werter Gatte sie zu ihrer ehelichen Pflicht verdonnerte und sie auf höchst unspektakuläre Weise in ihrem Schlafzimmer beglückte. Nicht, dass ich anwesend gewesen wäre, doch mein Zimmer lag genau nebenan und die Wände waren nicht so dick, wie man vermutet hätte. Für beide schien die Pflichterfüllung alles andere als Erfüllung zu sein, denn manchmal sprach die Herzogin am nächsten Tag noch angewidert vom Geschlechtsakt zwischen Mann und Frau. Natürlich war das die Hauptursache für ihre Unzufriedenheit, ihre Einsamkeit und Depression.
                  Nach all den Wochen als Zofe stieg jedenfalls meine eigene Frustration enorm. Seit einem dreiviertel Jahr war ich nichts anderes gewesen als eine Dienerin und ich hatte es wirklich satt für das Wohl anderer zu sorgen. Selbst meine verrückte, fremde Stimme hatte ich in dieser Zeit völlig verloren. Das hätte vermutlich etwas Positives sein sollen, doch es unterstrich nur die Fadesse in die ich hier zweifellos gerutscht war. Die Veränderung der letzten Monate zeigte mir immer deutlicher, dass ich schon viel zu lange ein Leben hingenommen hatte, das ich so nicht leben wollte.
     
    Die Veränderung kam an einem warmen Frühlingtag. Der Herzog bestellte mich zu sich und befahl mir ab nun im Service auszuhelfen. Offenbar konnte er es nicht ausstehen, wenn seine Frau sich so derart mit einer anderen Person einigelte und so gar nicht mehr ihr Zimmer verließ.
                  „Rrrramona“, begann er und blickte mir interessiert in die Augen. „Ihr seid nun ein ganzes Weilchen bei uns.“ Und das stimmte. Einen ganzen Winter hatte ich bei seiner holden Gattin durchgehalten und ihre Sprache gelernt.
                  „Ich sage es gleich frei heraus: Ihr seid zu schade für meine Gattin. Die Gute vertrocknet am besten alleine in ihrem Zimmer“, ergänzte er und ich blickte überrascht auf. So sah er also seine schöne Herzogin? Alt und vertrocknet? Dabei war sie vielleicht nur ein bisschen älter als ich und sie war wirklich eine Schönheit.
                  „Ja, sie mag schön sein, aber in ihrem Inneren ist kein Leben“, stellte er nüchtern fest, weil er bemerkt hatte, dass ich offenbar nicht seiner Meinung war. Mir aber kribbelte bei seinen Worten der ganze Rücken, weil ich meinte einen schweren Verrat zu begehen, wenn ich ihm nicht widersprach. Die Herzogin konnte zwar die schönen Dinge um sich herum sehen und bewundern, aber es kam mir immer vor, als ob sie diese Schönheit und den Genuss nie wirklich fühlen konnte. Sie klammerte sich an diese Strohhalme, weil sie schier vor Sehnsucht verging. Was zweifellos eine Folge von verhaltener Liebe und Einsamkeit war. Das Aufregende und Lebendige, das der Herzog sich also so sehr von seiner Frau wünschte, hätte er vermutlich bekommen, wenn er sie nur aufrichtig geliebt hätte. Aber das musste ich ihm ja nicht unbedingt auf die Nase binden.
                  „Um nun zu Eurem neuen Aufgabengebiet zu kommen: Ihr werdet meine Gäste bewirten und ansonsten werdet ihr das für mich tun! Vielleicht seid ihr nicht zum Dienen geboren, aber ihr seid ganz sicher geboren, um Freude zu verbreiten. Sonst hätten die Götter Euch nicht mit solch ansprechendem Äußeren und einem einfachen, wenn auch fröhlichen Wesen gesegnet.“ Das waren nicht ausschließlich Komplimente, aber ich ging auf die versteckte Frechheit mit dem einfach nicht ein. Vielmehr beschlich mich ein ungutes Gefühl, ob der Herzog sich vielleicht mehr erwarten könnte, als einfache Service-Dienste.
                  „Bleibe ich in der Kammer neben ihrer Gattin?“
                  „Aber nein! Ihr schlaft gleich oben, neben meiner Kammer.“ Und das erschien mir wie eine Bestätigung. Mir fiel wohl gerade sehr auffällig die Kinnlade herunter, als er verwundert aufblickte.
                  „Aber schaut nicht so verschreckt! Es ist das einzig freie Zimmer zurzeit. Wir haben gerade Gäste und ich erwarte, dass ihr bereits heute Abend an der Tafel das Essen auftragt.“ Vielleicht war mein Verdacht ja unbegründet. Immerhin war der Herzog verheiratet und vermutlich ein Ehrenmann. Bei der Herzogin hatte ich diesbezüglich ja auch so meine Bedenken gehabt und war dann doch eines Bessern belehrt

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