Fantastisches Grün (German Edition)
wenig schmunzeln musste ich schon.
„Sieh mich nicht so erstaunt an. Ich liebe einfach die schönen Dinge des Lebens. Gutes Essen, guten Wein, leidenschaftliche Musik, schöne Männer und schöne Frauen ... und das ist auch schon alles.“ Mein leicht mulmiges Gefühl war noch nicht ganz verschwunden, aber sie schien die Wahrheit zu sprechen, denn – wie, um mich zu beruhigen – begann sie mir etwas über das Land und seine Leute zu erzählen. Das Land hieß Ertian und erstreckte sich von einem Fluss zum nächsten. Alle Länder wurden von Flüssen getrennt und die meisten davon lebten in friedlicher Eintracht. Nur mit den Rumaren gab es seit geraumer Zeit Streit und auch wenn der Krieg fast vorüber war, so herrschte doch weiterhin Angst und Zwietracht.
„Die Rumaren sind ein sehr außergewöhnliches Volk. Sie sind so anders in ihrer Art sich zu Kleiden und zu präsentieren und sie haben einen technischen Fortschritt, der sie selbst aufzufressen scheint.“ Die Herzogin schüttelte den Kopf, als wären diese Rumaren – und das bezog mich mit ein – nicht das außergewöhnlichste, sondern das dümmste Volk, das sie sich vorstellen konnte. „Allen Grenzländern sind sie suspekt und werden seit jeher gemieden. Daher ist der Grenzfluss bei ihnen auch speziell breit und wild. Es gibt also wirklich nur wenige, die es wagen ihn zu überqueren. Doch seit einem Jahr ist vieles anders. Die Rumaren ersticken fast in ihrem Müll und haben es irgendwie geschafft eine Fähre zu bauen. Die benutzen sie aber nicht etwa, um von ihren Nachbarländern zu lernen oder sich einfach auf Urlaub zu begeben, sondern um einen Teil ihres Mülls in unser schönes Land zu laden.“
„Oh! Das klingt nicht gut“, flüsterte ich und versuchte in mich hinein zuhören, ob ich von dieser ehrlosen Sache wusste. Doch wie immer fand ich NICHTS. Nicht das kleinste Fünkchen Erinnerung.
„Du sprichst wahr. Es klingt nicht gut und es bringt das Gleichgewicht durcheinander. Die Fähre an sich ist schon ein Frevel, aber die Nachbarländer zu verschmutzen führte zum Krieg. Wir können nicht zulassen, dass ein Land mit seinem angeblichen Fortschritt so ausufert wie eine Krankheit.“
„Wie meint Ihr das? Wie wird es verhindert?“
„Das darf ich dir nicht sagen, Rumarin. Aber so viel ist gewiss: Viele Menschen bei Euch sind unglücklich oder einsam. Sie sind getrieben und doch willenlos. Es ist wohl die viele Technik, die Strahlung oder was auch immer, das ihr Hirn und ihr Herz benebelt.“ Mir kam ihre Beschreibung zu meinem angeblichen Volk nicht wirklich bekannt vor, obwohl ich automatisch Francescos Friseursalon vor mir sah, wo Trockenhaube, Stereoanlage, Flat-TV und all das Zeug zu finden war, das sie offenbar als Technologie bezeichnete. Ups, eine Erinnerung.
„Der Krieg ist also fast vorbei?“, fragte ich und hatte die Hoffnung, mit dieser Nachricht endlich unbehelligt nach Hause marschieren zu können. Der Müll und der fiese Umgang damit, klangen zwar nicht gut, aber der Rest schreckte mich jetzt nicht sonderlich ab. Besser eine Trockenhaube auf dem Kopf, als auf einem Strohlager schlafen oder einen ganzen Tag im finsteren Küchenloch zu verbringen. Die Herzogin ergriff meine Hand.
„Ja, der Krieg ist fast vorbei. Das heißt aber nicht, dass Ihr jetzt so einfach gehen könnt.“ Ihre Augen blickten mich freundlich an, dabei hatte sie mir gerade verboten nach Hause zu gehen. Mit einem Ruck entzog ich ihr meine Hand.
„Also bin ich Eure Gefangene!“
„Aber nein, Kind. Ihr steht unter unserem Schutz. Der Krieg ist zwar so gut wie vorbei, doch bis die wichtigsten Papiere unterzeichnet sind, herrscht noch das reinste Chaos. Niemand ist außerhalb dieser Mauern sicher. Dass ihr ein paar Tage als Rumarin im Wald überlebt habt, grenzt an ein Wunder.“ Vermutlich hatte sie Recht, aber die Vorstellung hier noch länger als billige Küchenmagd arbeiten zu müssen, war nicht gerade berauschend. Gut, ich bekam erträgliche Kost und Logis, aber dafür schuftete ich auch hart.
„Jetzt macht nicht solch ein trauriges Gesicht! Das schadet nur Eurer Schönheit.“
„Aber ich möchte nach
Weitere Kostenlose Bücher