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Fantastisches Grün (German Edition)

Fantastisches Grün (German Edition)

Titel: Fantastisches Grün (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Berger
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worden.
                  Ich nickte ihm natürlich zu und er entließ mich mit einer seiner typischen Handbewegungen.
     
    Man konnte es wohl kaum einen Aufstieg nennen, vielmehr als Herabsetzung bezeichnen. Als Magd, Küchengehilfin oder Servierkörper befand man sich in etwa in der gleichen Schiene. Lediglich als Zofe der Herzogin stand man eine Stufe höher. Aber was sollte ich dagegen machen? Hier war ich Spielball der großen Herrschaften und insgeheim ja auch froh über die Abwechslung. Bei der Herzogin wäre ich früher oder später an Langeweile zugrunde gegangen. Zudem konnte ich jetzt ihre Sprache und das besser als die Meisten ahnten oder als ich sprechen konnte. Im Service war das sicher von Vorteil, denn dort konnte ich nun Gespräche nach Belieben belauschen.
                  Einige Stunden vor dem Abendessen wurde ich auf meine Arbeit vorbereitet. Die wichtigste Grundregel war offenbar nicht die Arbeit an sich, sondern die Art, wie man sie erledigte. Servicedamen mussten möglichst unauffällig arbeiten und doch mit einer gewissen Koketterie vorgehen, die bei den Gästen gute Stimmung erzeugen sollte. Angeblich waren weibliche Formen der beste Appetitanreger und zudem ein Garant für positive Stimmung. Was natürlich die pure Heuchelei war, damit die Männer gaffen konnten. Alle wussten das und nahmen es hin, weil nun einmal so die Spielregeln waren.
                  Für heute Abend hieß es vierzig Gäste vom Königshof zu bedienen, aber morgen schon sollte ein Fest stattfinden, zu dem ein besonderer Ehrengast erwartet wurde. Genaueres war meinem neuen Chef nicht zu entlocken, denn der gab von Anfang an zu verstehen, dass mich solche Informationen – besonders als Rumarin – nicht zu interessieren hätten.
                  Wir bekamen eine einheitliche Uniform, mussten gepflegt aussehen und die Haare offen tragen – was schlicht unpassend war für Servierpersonal. Aber den Tick mit den langen, offenen Haaren hatten hier ja sowieso alle im Blut. Die Uniform selbst war ein schlichtes Kleid in Schwarz-Weiß mit etwas zu großzügigem Ausschnitt und offenen Ärmeln. Es zeigte also deutlich mehr Haut als üblich, aber das nahm ich ohne Murren hin. Vor allem, weil mein Chef mir versicherte, dass ich morgen den ganzen Tag frei bekommen würde, wenn ich meine Arbeit zu seiner Zufriedenheit erledigt hatte. Für das Fest selbst war ich also nicht als Servierdame vorgesehen, denn Neulinge ließ man bei solchen Großereignissen nicht auf die Gäste los. Ich würde also quasi auf einer „Ersatzbank“ sitzen und nur geholt werden, wenn der Hut brannte oder gleich mehr als drei der üblichen Damen ausfielen.
                  Kurz vor unserem Arbeitseinsatz für den heutigen Abend war ich ein wenig nervös, denn ich war schon lange nicht mehr unter vielen Menschen gewesen und serviert hatte ich auch noch nie. Die Herzogin hatte mich ja nie aus ihrer Kammer gelassen und selbst wenn sie Spaziergänge unternommen hatte, nicht mitgenommen. Aus dem Grund fühlte ich mich jetzt wie vorm Sprung ins kalte Wasser. Wenigstens hatte ich mich bei der Einschulung als recht geschickt erwiesen, obwohl die Bierkrüge verdammt schwer und die Fleisch- und Gemüseplatten riesig waren.
                  Nach einer kurzen Sauberkeitskontrolle ging es auch schon los. Zuerst wurde das Bier in Krüge abgefüllt, dann die ersten Platten mit Fleisch und Beilagen geschultert. Auf ein Zeichen schritten wir mit den Platten aus. Ich hatte eine mit einem riesigen Fasan in kunstvoller Verzierung auf meiner linken Schulter. Der Chef herrschte mich noch giftig an, dass ich gefälligst lächeln und den Fasan nicht so schräg halten sollte, dann schickte auch er mich hinaus. Schnell schob ich die Platte noch eine Spur gerader. Eine kleine Rutschpartie mit ehemaligem Federvieh wäre sicherlich kein so guter Einstieg gewesen.
                  Als ich endlich den Speisesaal betrat, konnte ich die schwere Platte schon beinahe nicht mehr tragen, aber ich schaffte es ohne Eklat. Die Platte rumste etwas beim Abstellen, aber es blieb alles darauf. Soweit so gut. Ein Blick ans Ende der Tafel zeigte mir, dass der Herzog lächelte, die Herzogin schmollte. Ihr Mann hatte ihr das einzige Spielzeug genommen, das sie außer ihrer Näharbeit gehabt hatte und das machte sie offenbar mir zum Vorwurf. Zumindest sah sie bitterböse in meine Richtung, bis sie dazu überging mich zu

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