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Fantastisches Grün (German Edition)

Fantastisches Grün (German Edition)

Titel: Fantastisches Grün (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Berger
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Platz für Tanz und in einem kleinen Bogen um die Tafel waren Unterhaltungsstationen aufgebaut, die von den Gästen in Gruppen besucht werden konnten. Einmal war es ein Dichter, der etwas vortragen würde, dann wieder eine Zigeunerin mit ihrer Glaskugel, weiter hinten ein Gaukler mit Würfelspiel und natürlich ein paar Akrobaten, die ihr Bestes geben sollten, um die Gäste aufzuheitern.
                  Noch befand sich alles im Aufbau, doch es wirkte wie ein kleiner Rummelplatz, der ausgesprochen gut überlegt und durchorganisiert war. Nerrrmad bemühte sich derweil eifrig mir das Grundlegendste zu erklären. Immer von rechts zu servieren, darauf zu achten, nicht den Gast zu streifen und immer nachzuschenken, wenn der Becher leer war. Gerichte auf Platten mussten mit Löffel und Gabel vorgelegt, Suppen eingeschenkt werden. Die meisten Gäste mussten sich selbst bedienen, doch ein Prinz hatte natürlich mehr Privilegien.
     
    Nach nur zwei Stunden hatte ich alles intus und nachdem wir sogar mit einem fiktiven Prinzen geprobt hatten war ich schon bedeutend zuversichtlicher den Abend überstehen zu können. In der Küche bekamen wir noch alle eine kleine Mahlzeit, dann bereiteten wir uns auf den Empfang des Prinzen vor. Zu diesem Zwecke nahmen wir alle vor dem Festsaal Aufstellung und bildeten einen menschlichen Gang, den er durchschreiten musste. Je näher man beim Festsaal stand, desto wichtiger war der Rang. Begonnen wurde daher mit dem Küchenpersonal, dann kamen das Servierpersonal, der Zeremonienmeister mit seinem Team und danach die Gäste, bis schließlich am Eingang zum Festsaal der Herzog und die Herzogin Aufstellung genommen hatten. Es war eine lange Traube aus Menschen und sie waren alle aufgeregt und nervös. So wie ich.
                  Als die Musik erklang, trat ich bereits nervös von einem Bein aufs andere, wagte kaum aufzusehen und als ich es doch tat, erkannte ich seinen leuchtend roten Haarschopf sofort. Mein Gott, es ist wirklich Darrrer. Meine Hände wurden schwitzig, mein Gesicht glühte. Er trug ein festliches Gewand aus blauem Stoff mit goldener Schärpe und dunkler Hose. Die Uniform ließ ihn ganz anders aussehen, als vor einem dreiviertel Jahr im Wald, machte ihn noch attraktiver und mich nervöser. Neben ihm ging sein Bruder Berrrnd, der genau die gleiche Uniform trug, allerdings ohne Schärpe. Im  Gleichschritt kamen die beiden durch den langen Gang von Menschen und nickten jedem Einzelnen zu.
                  Als er bei mir anlangte, pochte mein Herz wie verrückt und etwas in mir brüllte, dass er mich in den Arm nehmen sollte, doch der Prinz nickte mir nur professionell zu, als wäre ich eine Fremde und ging weiter. Sein Bruder lächelte zwar kurz, doch Darrrer hatte mich offenbar nicht einmal erkannt. Die Enttäuschung darüber trieb mir für einen Moment die Tränen in die Augen und ich fühlte eine Scham, die ich mir gar nicht erklären konnte. So lange hatte ich ihn in meinem Kopf gehabt und vermutlich auch in meinem Herzen, und dann konnte er sich nicht einmal an mich erinnern?
                  Ich schluckte den harten Kloß in meinem Hals herunter und versuchte mich ganz auf meine bevorstehende Aufgabe zu konzentrieren. Es machte ja auch keinen Sinn einem Hirngespinst nachzutrauern, wenn dem Mann – ob Jäger oder Prinz – unser Kuss gar nichts bedeutet hatte. Ich würde meinen Job gut machen und dann alsbald mein ganzes Interesse darauf verwenden hier so rasch als möglich zu verschwinden. Dieses Schloss war nicht mein Zuhause und die Menschen hier nicht an mir interessiert. Seltsam, wie klar mit einem Mal mein Fortgehen vor mir stand.
     
    Der Hauptgang startete und mein Chef ermahnte mich noch einmal eindringlich mein Bestes zu geben. Also nahm ich das Tablett zeitgleich mit Nerrrmad auf, lächelte pflichtbewusst und gingen auf meine Position. Auf ein Zeichen des Meisters stellten wir dann zwischen den hochrangigen Persönlichkeiten die Getränke ab, wobei Weißwein und Wasser einfach eingeschenkt wurden.
                  Ich patzte nicht, kam nirgendwo an und stolperte auch nicht. Kurzum ... ich funktionierte ausgezeichnet und der Prinz schien vom herumflitzenden Personal nichts wahrzunehmen. Der erste Gang war dann Fischsuppe mit knusprigem Schwarzbrot und Kräuterbeilage. Hier musste ich die Suppe vor den Gästen auf den Teller schöpfen, was mit langen, offenen Haaren (hatte ich schon erwähnt, dass der Tick

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