Fantastisches Grün (German Edition)
verstehst!“
Natürlich musste ich sofort hineinschlüpfen. Der Stoff war so weich wie keiner den ich seit meiner Ankunft probiert hatte und das Kleid saß wie angegossen. Es betonte sowohl meine Oberweite, als auch meine Taille und reichte dann in fließenden Falten weiter bis zum Boden. Übermütig drehte ich mich im Zimmer und ließ mich von Nerrrmad bewundern.
„Der Chef hat übrigens speziell für jede von uns die Kleider gewählt. Ihm sind deine grünen Augen also nicht entgangen, selbst als du ihn so wütend angefunkelt hast.“ Sie lachte schon wieder und ich mit ihr. Meinen Chef konnte ich zwar nicht sonderlich leiden, aber mit dem Kleid hatte er eine gute Wahl getroffen. Die Farbe schien die Leuchtkraft meiner Augen zu verdreifachen, denn mein Spiegelbild bestand nur noch aus grüner Seide und Augen ... und natürlich langen und glänzenden Haaren.
Die Vorbereitungen waren bereits voll im Gang, als ich zu meinem Chef trat und der einen zufriedenen Blick auf mich warf.
„Rrrramona – du wirst nur einen sehr kleinen Bereich bekommen, doch der ist der schwierigste überhaupt. Du darfst dir keinen einzigen Patzer erlauben, sonst sind wir beide geliefert. Wenigstens wirst du nicht wirklich Schweres zu tragen haben, weil du nur zwei Personen bedienst.“ Jetzt erst bemerkte ich den Schweiß auf seiner Stirn. Offenbar war er schon seit Stunden im Stress. Als er merkte, dass ich nicht ganz konzentriert war, fuhr er mich hysterisch an.
„Verdammt Rumarin! Hör mir gefälligst zu!“ Er war definitiv nervös, wischte sich hektisch über die Stirn und hätte mich wohl am liebsten geschüttelt, weil ich immer noch zu wenig ernst war. „Du wirst den Prinzen und seinen Bruder bedienen und nur beim kleinsten Fehler von mir so derart zur Sau gemacht, dass du dir wünscht niemals geboren worden zu sein.“ Seine Augen waren schmal und selbst seine sonst so wulstigen Lippen hatten sich um die Hälfte reduziert.
„Den Prinzen?“, keuchte ich fassungslos und wurde auch allmählich nervös. Wenn Berrrnd mich zum Dienst befohlen hatte und der besondere Gast heute gar Darrrer sein würde, war mein Versagen wohl vorprogrammiert. Jetzt, wo ich wusste, dass mein Jäger und Waldmensch eigentlich ein Prinz war, machte mich der Mann sicher nervös.
„Ja, verdammt! Auf besonderen Wunsch, versteht sich. Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte ich dich keinen Fuß in den Festsaal setzen lassen. Du bist Anfängerin und hast bei hohen Gästen nichts verloren. Nicht auszudenken, was mir passiert, wenn eine Anfängerin wie du ...“, er stockte und musste in seine Faust husten, so sehr hatte er sich hineingesteigert und vergessen dabei Luft zu holen. Aber auch mir war mittlerweile wirklich mulmig geworden und die Knie schlotterten mir so derart, dass ich kaum stehen bleiben konnte. Wie sollte ich auch einen Prinzen bedienen, den ich als Rapunzel und Rübezahl bezeichnet hatte?
Der Chef bemerkte meine fahle Blässe und ergriff meine Hand. Instinktiv wusste er, dass er mit seiner Schimpftirade nichts verbessern konnte, sondern mich nur noch mehr verunsicherte.
„Nun beruhige dich erst einmal ...“, keuchte er und tätschelte meine kalte Hand. Vermutlich ein Akt purer Verzweiflung. „Das kriegen wir schon hin.“ Auch Nerrrmad legte ihre Hand beruhigend auf meine Schulter.
„Wir haben noch ein paar Stunden. Bis dahin bringe ich dir alles bei was du wissen musst. Du bist doch geschickt! Verzage nicht! Für dich wird es ein Kinderspiel, wirst sehen!“ Ihr freundlicher Zuspruch und ihre Zuversicht waren wirklich beruhigend und ich spürte richtig, wie ich allmählich wieder Farbe bekam.
„Schon besser!“, hörte ich meinen Chef sagen. „Also Nerrrmad, dann zeigst du ihr alles. Hurtig ans Werk ihr beiden!“
Der Saal war riesig und mit seinen gewölbten Decken und den riesigen Fenstern eine architektonische Meisterleistung für einen Innenraum. Dazu war er prachtvoll verziert ... mit Wandgemälden, Holztäfelungen und Marmorfiguren. Am Rande des Saals befand sich eine lange Tafel für mindestens 60 Personen, wobei der Platz des Ehrengastes in der Mitte der Tafel lag und einen guten Gesamtüberblick bot. Vor der Tafel befand sich sogar genügend
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