Fantastisches Grün (German Edition)
gehabt hätte, aber ich wollte ihn ablenken und er ... er wurde nicht einmal wütend. Er begann sogar zu lachen.
„Das nenne ich Mut“, stellte er lachend fest, was ihn in dem Moment beinahe sympathisch machte. Er war ein sehr attraktiver Mann, aber ich hatte kein Interesse an ihm. Zumindest redete ich mir das ein.
„Natürlich herrscht noch Krieg. Wisst Ihr denn wirklich nichts davon?“ Sehr gut , dachte ich, jetzt ist er wieder beim Sie .
„Ich wusste nicht, ob ich den Informationen des Herzogs und der Herzogin wirklich glauben kann. Sie behandeln mich gut, aber ich lebe hier wie eine Gefangene. Seit einem dreiviertel Jahr war ich nicht mehr draußen. Immer nur im Gebäude, ohne Aussicht auf wirkliche Freiheit. Dabei hasse ich es eingesperrt zu sein und immer als Rumarin bezeichnet und ausgespottet zu werden.“ Damit gab ich ihm auch deutlich zu verstehen, dass ich auch ihm damit Vorhaltungen machte. Er verstand überraschend schnell.
„Verzeiht! Ich sehe, ich habe Euch heute beim Essen beleidigt“, meinte er einsichtig und milderte meinen Groll, obwohl er sich vermutlich immer noch lustig über mich machte. Er lächelte auch gleich wieder verschmitzt und startete seinen nächsten Flirtversuch.
„Ihr seid also nun Servierdame hier. Hm. Dafür benehmt Ihr Euch aber wenig aufgeschlossen“, begann er frech, doch ich zeigte nur auf einen weiteren Haufen Mist am Boden und er verstand sofort. Mit einem schiefen Grinsen zuckte er mit den Schultern.
„Nun, einen Versuch war es wert, nachdem ich aus sicherer Quelle gehört habe, wie gut Ihr küssen könnt!“ Er grinste immer noch und mir stand vor Empörung der Mund offen. Wie konnte dieser verdammte Darrrer so etwas Intimes ausplaudern? Waren denn hier alle ohne Moral und Ehre? Meine Wangen erhitzten sich schlagartig und in meinem Bauch rumorte die Wut.
„Ich muss jetzt hier sauber machen, sonst komme ich überhaupt nicht mehr ins Bett“, meinte ich schnippisch und boxte dabei grimmig in die gefalteten Tischtücher.
„Nun von mir aus können wir gleich zu Bett gehen“, scherzte Berrrnd und schien immer noch nicht begriffen zu haben, dass mir nichts an diesem Geplänkel lag.
„Ihr glaubt wohl ich bin leicht zu haben?“, fuhr ich ihn an „Doch da täuscht Ihr Euch! Wie kommt Ihr nur auf die Idee Mägde und Servierdamen stehen zu Eurer freien Verfügung? Und was – Herrgott – habt Ihr alle nur für eine Besessenheit mit diesen verdammten Haaren? Ändert sich eine Frau tatsächlich so stark, nur weil Teile ihres Kopfes bis zum Arsch hinunter hängen?“ Die Worte sprudelten nur so aus mir heraus, waren unüberlegt und übertrieben, aber sie klangen so rollend und perfekt, wie ich es noch nie zuvor geschafft hatte. Zuerst wurden seine Augen riesengroß, dann lachte er schon wieder. Irgendwie ärgerte mich sein Humor mehr, als wenn er mich angeschrien hätte.
„Schönen Gruß an Euren RR! Wenn er Euch solche Geschichten über mich erzählt, kann er ja nicht viel besser sein als Ihr!“ Und damit überschritt ich offenbar eine Grenze, die ich nicht einmal gesehen hatte. Eine Grenze, ganz ohne Fluss und Weltenkrieg. Mit einem schnellen Schritt kam er auf mich zu und packte mich so hart am Arm, dass ich aufjaulte.
„Das war mehr als unangemessen“, zischte er gefährlich rollend. „Wagt es ja nie wieder so über meinen Bruder zu sprechen!“ Seine schönen Augen waren zusammengekniffen, sein Mund mit einem Mal nur ein dünner Strich. Aber ich wollte mich davon nicht beeindrucken lassen.
„Lasst mich sofort los“, forderte ich und befreite mich mit einem heftigen Ruck aus seinem Griff. Das fette Fleisch von vorhin warf ich ihm zwar nicht an den Kopf, aber er schien zu merken, dass ich knapp davor war. Wenn er es wagen sollte mich noch einmal anzufassen, würde ich es ihm vielleicht sogar direkt in den Mund stopfen.
„Gott was seid Ihr für eine gereizte Person“, stellte er nun selbst übellaunig geworden fest. „Vergreift Euch einfach nicht noch einmal im Ton und wagt kein weiteres, schlechtes Wort über meinen Bruder!“
„Wieso was ist denn mit ihm?“, fragte ich
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