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Fantastisches Grün (German Edition)

Fantastisches Grün (German Edition)

Titel: Fantastisches Grün (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Berger
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Weitergehen und meine seelischen Wunden würden aufbrechen. Es mochte ein wenig übertrieben sein, doch ich empfand Darrrers Verhalten als Verrat an mir. Als Verrat an meinem Vertrauen, meiner Zuneigung und meiner Hingabe. Arsch , dachte ich mir und schluckte den Rest der schlimmen Bezeichnungen herunter. Jammern konnte ich später auch noch. Mit einem Satz sprang ich wieder auf, bezwang meine Tränen und sprintete neuerlich los.
                  Wobei wirklich Tempo konnte ich nun nicht mehr machen. Dafür war ich längst zu erschöpft und der Waldboden aufgrund seiner Weichheit doch recht beschwerlich zu gehen. Manchmal wirkte es gar so, als ob er absichtlich jeden Schritt mühsam machen und mich bremsen wollte. Geh nicht, schien eine neue Stimme in meinem Kopf zu brüllen, doch das war natürlich nur Wunschdenken und die Sehnsucht nach Zuneigung. In Wahrheit war niemand vom Schloss daran interessiert eine Rumarin aufzuhalten, wenn sie in ihr angebliches Verderben lief.
     
    Um die Mittagszeit konnte ich einfach nicht mehr. Ich stolperte in hektischen Bewegungen über einen Erdhaufen und schlug der Länge nach auf. Zum Glück war der Waldboden auch an dieser Stelle weich. Es tat nicht mal weh, ich machte mich nur schmutzig und war so erledig, dass ich einfach liegen blieb. Ein paar Minuten rastete ich mich aus, danach kroch ich auf allen Vieren zu einem mächtig dicken und sicher hundert Jahre alten Baum. Die knorrigen, langen Wurzeln ragten so hoch aus der Erde, dass ich zwischen ihnen Platz nehmen konnte und wie von einer Mauer umgeben war. Die Spinnweben und das mögliche Getier waren mir mittlerweile egal. Wenn sich etwas mit mir um diesen Schlafplatz balgen wollte, sollte es nur kommen! Ob Spinne, Maus, Hase oder Dachs ... ich würde einfach hier sitzen bleiben und die Zähne fletschen. Vollkommen erschöpft lehnte ich mich an die raue Rinde des Baumes und wollte nur noch schlafen. Mein Körper schmerzte, mein Kreislauf spielte ein wenig verrückt und meine Füße pulsierten, dass es eine Freude war. Doch zum Teil waren es willkommene Schmerzen, denn so fand ich keine Zeit über den Elf oder über meine ungewisse Zukunft nachzudenken. Die Tränen drängte ich verbissen zurück, rote Haarschöpfe in meinem Kopf ebenso ... und irgendwann schlief ich tatsächlich ein.
     
    Ich schreckte hoch, als ich nicht unweit von mir Stimmen hörte. Sofort drückte ich mich noch mehr in den Schutz des Baumes, bemerkte aber, dass es bereits dämmrig geworden war. Offenbar hatte ich doch ein paar Stunden geschlafen. Die Stimmen waren leise, doch inmitten von den üblichen Waldgeräuschen auffällig genug. Zu meiner Überraschung bemerkte ich recht bald, dass es Frauen waren, die sich in deutscher Sprache unterhielten.
                  Vielleicht hatte ich ja längst diesen ominösen Grenzfluss überquert, der auf keiner Karte verzeichnet und angeblich auch nicht mit einer Wegbeschreibung zu finden war. So ganz kapierte ich das ja noch nicht mit dem Fluss, obwohl ich davon ausging, dass hier eine spirituelle Grenze gemeint war. Eine nicht greifbare Beschränkung der eigenen Wahrnehmung oder eine tatsächliche Grenze zwischen den Dimensionen oder Parallelwelten. Oder aber Darrrer und Rrrruri hatten einfach nur einen Knall und selbst keine Ahnung. Da ich mich hier ganz real in einem Wald befand, hatte ich auch nur die ganz reale Möglichkeit nach diesem verdammten Bach zu suchen. Aus irgendeinem Grund ging ich davon aus, dass der dann irgendwann in diesen Fluss münden würde. Dumm daran war nur, dass ich diesen Bach bis jetzt noch nicht gefunden hatte.
                  Die Stimmen wurden lauter und ich hörte die Frauen auch lachen. Was mich automatisch positiv stimmte und mich dazu brachte, aus meinem Versteck zu kriechen. Langsam stand ich auf, reinigte meine Hosenbeine und schnappte mir mein Proviantbündel. Schon hörte ich eine der Frauen laut rufen.
                  „Hey! Seht mal, da ist wer!“ Nun gab es kein Zurück mehr. Ich ging auf sie zu und stand alsbald drei Frauen gegenüber, die verblüfft zu mir herüber sahen. Sie trugen Kleider wie die Mägde auf Schloss Sarrrgon, hatten aber keine Häubchen auf dem Kopf.
                  „Hallo“, sagte ich auf Deutsch und versuchte ein Lächeln. Hoffentlich war ich nicht zu einschüchternd mit meinem schmutzigen Gewand. „Mein Name ist Rrrramona und ich möchte zum Grenzfluss. Könnt Ihr mir vielleicht sagen, wie

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