Fantastisches Grün (German Edition)
hoffte ich sie auszutricksen oder zumindest Zeit zu gewinnen.
Der Untergrund im Bach war deutlich mehr Hindernis als alle Bäume und Äste des Waldes, denn auf den glitschigen und spitzen Steinen wurde mein Fortkommen automatisch langsamer. Schweiß stand mir auf der Stirn und mein Herz hämmerte, dass ich meinte es müsse jeden Moment vor Schmerz explodieren. Aber ich lief trotzdem weiter wie ein Roboter und konnte nicht aufhören einen Fuß vor den andern zu setzen, auch wenn ich dazwischen immer wieder stürzte. Meine Hände waren blutig von den Steinen, meine Hosen vollkommen durchnässt und trotzdem war ich bemüht, so lange als möglich in dem Bachbett weiterzulaufen. Ein paar Meter noch und ich würde wieder in das schützende Dickicht des Waldes eintauchen. Die Hunde waren permanent zu hören, klangen aber noch halbwegs weit entfernt. Ich lief weiter und war so damit beschäftigt nicht noch einmal zu stürzen, dass ich das wilde Pferdegetrampel erst hörte, als es zu spät war.
Etwas Dunkles fiel in meine Richtung und umschlang mich erbarmungslos. Ich stürzte sofort und schlug mir meine Knie auf. Ich versuchte zwar wieder in die Höhe zu kommen, doch das dunkle Etwas war ein Netz mit groben Maschen und ich darin gefangen wie ein zappelnder Fisch – nur mit dem Unterschied, dass ich nicht im Wasser bleiben wollte. Das Netz zog sich immer fester zu und ich verhedderte mich so derart in den Maschen, dass ich drohte zu ertrinken.
„Bleib still, dann zieh ich dich heraus“, donnerte eine Stimme, die ich sofort erkannte. Das Herz, das zuvor noch so extrem gehämmert hatte, blieb mir dadurch vor Schreck beinahe stehen. Schon wurde ich gepackt und nach oben gehoben. Seinen roten Haarschopf erkannte ich sofort und weil ich so außer mir und überanstrengt war, versuchte ich wütend nach ihm zu treten. Doch das gelang mir natürlich nicht und hatte nur zur Folge, dass er mich unsanft auf den Wegesrand schleuderte.
„Wirst du dich jetzt endlich beruhigen?“, schrie er und klang dabei zwar wütend, aber so herrisch, dass mir die Zornesröte in die Wangen stieg. Warum war er hier? Warum hetzte er seine verdammten Hunde auf mich und was sollte dieses verfluchte Netz? Wie auf Befehl zog es sich sogar noch fester um meinen Körper und ich hörte endgültig auf zu strampeln. Ich war auch einfach zu erledigt, um mich noch weiter zu wehren. Mit der Ruhe kam auch der dumpfe Schmerz. Ich hatte mich leicht auf Armen und Beinen verletzt und war vollkommen erschöpft. Die Hysterie ließ nun endlich nach, doch die Angst, die sie nachspülte, ließ meinen ganzen Körper erzittern.
Das Kläffen war nun in unmittelbarer Nähe und der hohe Herr machte immer noch keine Anstalten mich loszubinden oder mich aufzuklären, warum sie alle wie die Idioten hinter mir her waren. Verschnürt wie ein Päckchen lag ich da, zitterte mir die Seele aus dem Leib und konnte nur daran denken, dass sich die Hunde jeden Moment auf mich stürzen würden. Dann hetzte tatsächlich der erste aus dem Gebüsch, dann der zweite und noch ein dritter. Es waren riesige Bestien und ich schwöre sie hatten rote Augen. Selbst auf die Entfernung konnte ich ihr wütendes Geifern sehen und ihre Gier spüren, mich zu zerfleischen.
„Bitte ...“, wimmerte ich und versuchte meine Hände irgendwie vor das Gesicht zu heben. „Ich komme ja mit.“ Es war nicht ehrlich gemeint, aber einen Versuch wert. Die Hunde würden sich schließlich jeden Moment auf mich stürzen. Doch dann gab Darrrer nur einen herrischen Befehl und die Hunde blieben enttäuscht und wütend winselnd stehen, duckten sich und gingen sogar ein paar Schritte zurück. Jetzt endlich begann er das Netz zu zerschneiden, wobei er immer wieder den Hunden einen neuen Befehl gab, wohl auch, um mir zu zeigen, was für wütende Bestien sie waren und wie sehr sie darauf warteten, mir beim nächsten Fehltritt die Eingeweide herauszureißen.
„Besser du benimmst dich, sonst kannst du auch noch zu Fuß zurückgehen. Haben wir uns verstanden?“ Ich war sowieso einer Ohnmacht nahe, also was hatte ich noch zu verlieren, wenn ich dem zustimmte? Alles war besser als bei lebendigem Leibe von Hunden zerrissen zu werden. Der Prinz hob mich in die Höhe und strich mir mein nasses Haar aus dem Gesicht. Mit flatternden Lidern
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