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Fantastisches Grün (German Edition)

Fantastisches Grün (German Edition)

Titel: Fantastisches Grün (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Berger
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an einem Eck der Tür rankte ein etwas dickerer Ast des Efeus. Also musste ich mit meinen Händen schaufeln und den Ast mit meinem Messer absäbeln. Kurz hielt ich noch inne und lauschte in die Nacht, dann begann ich mit meiner Arbeit. 
                  Ich kam gehörig ins Schwitzen, aber ich gab nicht auf, schaufelte so gut ich konnte und ritzte wie besessen in den Ast. Und endlich! Als ich es erneut versuchte, machte die Tür erste komische Geräusche und ließ sich tatsächlich öffnen. Langsam und mit einem leisen Knarren, aber ich öffnete sie soweit, dass ich hindurch schlüpfen konnte. Mir graute vor dem dunklen Loch, denn die Mauer ums Schloss war sicher zwei Meter dick, doch ich nahm all meinen Mut zusammen und handelte mich auch hier weiter. Visionen von Riesenspinnen und Ratten schob ich zittrig beiseite und handelte mich tapfer weiter vor. Am Ende des Durchgangs aber musste ich feststellen, dass es wohl besser gewesen wäre ein Buschmesser statt einem kleinen Messer mitzunehmen. Denn, natürlich war auch die andere Seite vollkommen verwachsen von irgendwelchem Gestrüpp.
                  Aber auch das schaffte ich! Es dauerte zwar länger als erwartet und die ersten Sonnenstrahlen tauchten bereits auf, aber schließlich war ich frei und befand mich tatsächlich außerhalb der Schlossmauern. Genau einen Meter vor mir erstreckte sich bereits dieses unglaublich intensive und dichte Grün des Waldes. Die Vögel zwitscherten und der Duft von Laub, Beeren und Pilzen stieg mir in die Nase. Den Hauptgeruch allerdings konnte ich mit keinem herkömmlichen Begriff erklären, sondern am ehesten noch mit frischer Energie bezeichnen.
                  Der erste Schritt war wie das Aufwachen aus grauer Starre, wie das Betreten von fantastischer Lebendigkeit nach zu viel Isolation und Einsamkeit. Natürlich war das nur ein Gefühl und nicht wirklich erklärbar, außer mit der Hoffnung, endlich frei zu sein und mein eigenes Leben zu finden. Hier gab es keinen Weg oder eine freie Stelle, hier war alles dicht verwachsen und unübersichtlich. Trotzdem war dieses grüne Chaos so viel interessanter, als die geradlinige und kalte Struktur des Schlosses. Sicherheitshalber ging ich im Kopf noch einmal den Lageplan durch und die Stelle, wo ich durch die Wand ins Freie geschlüpft war, dann versuchte ich ungefähr die Richtung einzuschlagen, aus der ich vor fast einem Jahr gekommen war. Schließlich wollte ich den Bach wieder finden, denn Wasser würde ich immer wieder brauchen. Mein Vorrat bestand schließlich nur aus etwas Brot, zwei Hühnerkeulen und einem kleinen Behälter mit Wasser – mehr hatte ich in der kurzen Zeit nicht gefunden.
                  Ich rannte fast und auch wenn ich wusste, dass ich dieses Tempo nicht den ganzen Tag halten konnte, wollte ich doch so schnell wie möglich weiterkommen. Mit Pferden würden sie mir in diesem Wald nicht folgen können und die Wege würde ich natürlich meiden. Nach dem Fest waren sicher alle noch müde und schliefen länger als an anderen Tagen. Der Herzog selbst war als kleine Schlafmütze verschrien und so war ich guter Dinge, dass sie mein Verschwinden erst spät bemerken würden. Und vor Gohanem wähnte ich mich sicher, weil ich mich ausgiebig mit Farnkraut eingerieben und geschrubbt hatte.
     
    Nach nur einer Stunde machte ich bereits schlapp, was bei dem Tempo kein Wunder war und auch daran lag, dass ich ein dreiviertel Jahr nichts Besseres zu tun gehabt hatte, als eine frustrierte Herzogin zu unterhalten. Ich war also nicht gerade fit, aber mein Wille war stark und ich schleppte mich noch weiter, ehe ich auf einer kleinen Lichtung Pause machte. Ich setzte mich und versuchte meine schnelle Atmung unter Kontrolle zu bringen. Zugleich aber sah ich auch rundum und in den Himmel und versuchte mich zu orientieren. Nichts hier kam mir bekannt vor oder erinnerte an den Weg, der mich zum Schloss geführt hatte. Trotzdem war ich mir sicher, mit dieser Richtung nicht allzu falsch zu liegen.
                  Langsam kam ich zur Ruhe, saß im duftenden Gras mit beiden Beinen weit von mir gestreckt und streckte mein Gesicht in der Sonne. Es war ein idyllisches Plätzchen, doch wirklich entspannen konnte ich mich nicht. All das Verdrängte der letzten Stunden drohte in die Höhe zu kommen oder formte sich gerade zu einem dicken Klumpen in meinem Magen. Würde ich noch lange hier sitzen bleiben, wäre ich wohl zu müde zum

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