Fantastisches Grün (German Edition)
blinzelte ich in sein Gesicht und konnte darin nicht wie erwartet Wut und Verärgerung sehen, sondern Besorgnis.
„Warum lasst Ihr mich nicht einfach gehen?“
„Dich gehen lassen?“, sagte er leise während er mich aufs Pferd hievte „Davon träumst du wohl!“ Mein Kopf fiel sofort auf den weichen Hals des Pferdes und wenn Darrrer mich nicht gehalten hätte, wäre ich wohl wieder vom Pferd gefallen. Er schwang sich auf den Rücken seines Pferdes und gab seinen Männern, die inzwischen ebenfalls eingetroffen waren, den Befehl zurückzukehren. Die brummten unzufrieden und streichelten ihre Hunde, die immer noch winselten, als hätte man ihnen den versprochenen Knochen weggenommen. Dann aber nickten sie untertänig, pfiffen ihren Hunden etwas zu und machten tatsächlich kehrt. Es war ein kleiner, wütender Haufen der den ganzen Wald mit seinem Lärm rebellisch machte, aber sie gingen tatsächlich zurück zum Schloss und ließe mich in der Obhut des Prinzen. Darrrer schob mich ein wenig zurecht, bis er mich fest im Griff hatte und trabte mit seinem schönen Hengst los.
„Ich hätte nicht gedacht, dass du so weit kommst. Du musst ja mit wahrem Höllentempo gestartet sein.“ Er schien sogar zu lachen, doch ich schluckte hart an der Verzweiflung. Ich wollte nicht zurück, wollte fort von ihm, dem Schloss, dem Wahnsinn dort. Aber ich fühlte mich nicht in der Lage klar zu denken, hatte ständig nur eine Frage im Kopf.
„Warum hast du mich nicht gehen lassen?“ Es war mir egal ob er jetzt der Prinz war oder Darrrer oder einfach nur RR. Er hatte mich brutal gefangen und brachte mich nun gegen meinen Willen wieder dorthin zurück, wo ich nicht hingehörte. Er war ganz klar der Böse und nicht der tolle Held, den ich liebte oder der mich liebte.
„Das kann selbst ich nicht“, sagte er nun und hielt das Pferd für einen Moment an. Er drehte mich ein wenig zur Seite, sodass ich ihn ansehen musste und sein Ausdruck hatte einen tiefen Ernst und ein Bedauern, dass ich nicht deuten konnte.
„Warum?“, wisperte ich und verlor bei seinem ernsten Gesicht jeden Mut.
„Der Herzog ist tot“, antwortete er mit schmalen Augen und ich starrte ihn verblüff an, verstand nicht gleich. „Und man geht davon aus, dass die Rumarin, die gleich in seiner Nähe Quartier bezogen hat, ihn ermordet hat.“ Wie bitte? Das war ja wohl lächerlich! Ein Mord? Ich wurde leichenblass und verstand plötzlich, warum man diese verrückte Hetzjagd überhaupt erst angezettelt hatte. Aber wie kamen sie nur darauf, dass ich den Herzog ermordet haben sollte? Aufgebracht schnappte ich nach Luft, als hätte eine eisige Hand nach meiner Kehle gegriffen.
„Aber, ich ...“, stammelte ich vollkommen durcheinander, obwohl ich gar nicht wusste, was ich darauf sagen sollte. Darrrer umfasste fest mein Kinn und sah mir streng in die Augen.
„Wenn du es warst, werde ich dich töten müssen. Darüber musst du dir im Klaren sein“, zischte er und schien in meinen Augen nach der Wahrheit zu suchen.
„Aber ich war es nicht“, schrie ich ihn an und begann hemmungslos zu weinen. Das alles hier war aber auch extrem. „Ich kann doch keiner Fliege was zuleide tun“, jammerte ich weiter, doch das schien ihn nicht sehr zu überzeugen. Immer noch sah er mir nur tief in die Augen und schien – egal was ich sagte oder nicht sagte – ausschließlich darin seine Wahrheit finden zu wollen.
„Ich habe den Herzog nicht umgebracht! Das schwöre ich. Ich wollte einfach nur nach Hause. Nachdem du ... ich meine ... nachdem wir ...“ Ich unterbrach mich, schluckte den Rest zu unserem persönlichen Eklat herunter und brachte es auf den Punkt. „Ich war aufgebracht, verständlicher Weise. Und ich wollte einfach mit all dem nichts mehr zu tun haben. Ich hatte das Schloss satt, die Arbeit und ... dich.“ So jetzt war es heraußen und jetzt konnte er damit anfangen, was er wollte.
„Wir dürfen hier nicht darüber reden“, meinte er und legte seine Hand sanft auf meine Schulter. „Du wirst es vor einer Kommission tun müssen. Aber wenn du nicht überzeugend bist, wirst du zum Tode verurteilt.“ Seine Worte waren brutal und ich fiel vollkommen
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