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Fantastisches Grün (German Edition)

Fantastisches Grün (German Edition)

Titel: Fantastisches Grün (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Berger
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rasiert und die Haare geschnitten. „Er hat dich betrogen und verlassen, war ziemlich gemein zu dir. Du warst natürlich am Boden zerstört, dabei hättest du vermutlich jeden anderen haben können. So aber hast du dich in deinem Kummer hineingesteigert und bist vor Sehnsucht krank geworden. Dein Herz war gebrochen.“ Er zwinkerte mir aufmunternd zu, als müsste er mich trösten. Dabei konnte ich mich an nichts davon erinnern. Und ich zweifelte auch, ob DAS wirklich meine Geschichte war. So banal und einfach. Da hatte mir die Version mit der Rebellin schon um einiges besser gefallen. Kämpferin für Recht und Ordnung klang nun einmal beeindruckender, als betrogene Lusche mit Überreaktion. Ricks Erklärung nach war ich also depressiv geworden, hatte mir eine illegale Droge besorgt und war ins Land der Träume abgehauen. Passte das wirklich zu mir?
                  „Wie hat mein Freund denn geheißen?“, fragte ich und räusperte mich, weil mein Hals plötzlich trocken geworden war und höllisch kratzte.
                  „Daniel.“
                  „Oh.“ Klingt wie Darrrer, hallte es durch meinen Kopf und mir wurde richtig schlecht, weil alles irgendwie zusammenpasste. Rote Haare und der ähnliche Name schienen Ricks Erklärung zu stützen.
                  „Heißt das ...“ Ich stockte kurz, weil ich eine ganz schreckliche Ahnung hatte. „Heißt das etwa, dass hier in Ertian NICHTS echt ist, dass ich nur die Erinnerung an mein altes Leben verarbeite – mit einer Droge, die mir über Daniel hinweghelfen soll? Heißt das etwa, dass ...“ Ich keuchte und bekam plötzlich keine Luft mehr. „... dass Ertian nur in meinem Kopf existiert?“ Ricks sonst immer so fröhliches Gesicht wurde schlagartig ernst.
                  „Du begreifst relativ schnell, Sophie.“ Seine Augen wirkten mit einem Mal völlig anders. Rick war immer irgendwie die Nervensäge für mich gewesen, als Stimme in meinem Kopf, oder auch als Rick in Person. Er war die Ulknudel, die man am liebsten auf den Mond schießen würde, obwohl sie auch etwas Liebenswürdiges hatte. Doch genau diese Liebenswürdigkeit war nun plötzlich verschwunden.
                  „Aber das kann doch nicht sein!“ Nervös knetete ich meine Hände. „Und was soll das mit dem Mord und dem Prozess? Und warum habe ich ein dreiviertel Jahr hier wie im Schlaf verbracht und Zeit vertrödelt. Und wie kann ich so intensiv für Darrrer empfinden oder derart überirdischen Sex haben? Ich meine, so etwas kann man sich doch nicht alles ausdenken.“ Rick lachte leise.
                  „Im Prinzip schon, Prinzessin. Mit dieser Droge kannst du sehr viel tun. Sie ist extrem bewusstseinserweiternd und du hast eben viel Fantasie.“ Sein Blick war immer noch distanziert, aber bei seinen Worten blitzte auch etwas Anzügliches hervor und es wurde klar, an welches fantasievolle Ereignis er in erster Linie dachte. Das war natürlich unangebracht, aber was mir richtig Angst machte war, was er sagte und wie er es tat. Dabei hatte ich dieses Land doch sowieso von Anfang an seltsam und fantastisch gefunden. Richtig unreal in manchen Momenten. Das Problem war nur, wenn es gar nicht existierte, kam mir diese Möglichkeit noch viel unrealistischer vor. Denn es spürte sich fast so an, als müsste ich bereits etwas vermissen, obwohl ich noch darin festsaß. Schließlich saß ich wirklich hier, konnte meine Umgebung sehen und auch angreifen. Der Gefängnisraum ohne Fenster war für mich Beweis genug, dass ich nicht fantasierte. Ich saß auf Schloss Sarrrgon fest, war von Prinz Darrrer zurückgebracht worden und musste nun einen bescheuerten Prozess durchstehen. Das war doch real! Und wenn der einmal überstanden war, würde ich mich aufs Neue dem schönen Prinz widmen. Ausführlich und mit ganzer Leidenschaft. Gerade DAS konnte doch bitte kein Hirngespinst sein.
                  „Bitte. Nicht“, jammerte ich, weil ich diese Hoffnung nicht aufgeben und das Erlebte nicht als Traum abtun wollte. Mein Kreislauf spielte verrückt und ich musste meinen Kopf zwischen die Beine drücken, um meinen Atem wieder unter Kontrolle zu bringen. Die Verlustangst war in dem Moment einfach zu massiv.
                  „Ich bin doch nicht verrückt oder bin ich das?“, murmelte ich und meine Stimme klang komisch dumpf, weil ich meinen Kopf zwischen den Beinen hatte. „Gibt es dieses Land denn

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