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Farben der Sehnsucht

Titel: Farben der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaugth
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Leben nur zwei erotische Beziehungen gehabt, und die eine davon hätte sie sicher auch nicht angefangen, wenn sie sich damals nicht wie eine völlige Außenseiterin vorgekommen wäre.
    Die einzige, die ihr Verhalten nicht seltsam fand, war ihre Mutter, wenngleich auch Kimberly - als Sloan auf die Dreißig zuging und in ihrem Leben immer noch weit und breit kein Mann in Sicht war - immer häufiger darauf anspielte, daß sie sich öfter verabreden sollte. Dabei erging es Kimberly mit Männern nicht anders als ihrer Tochter: Immer wieder tauchte ein Verehrer auf und machte ihr den Hof, aber sie ging fast nie darauf ein. »Ich fühle mich einfach nicht zu ihm hingezogen«, sagte sie dann zu Sloan. »Lieber bleibe ich zu Hause oder gehe mit guten Freunden aus.«
    Sloan mußte entdecken, daß sie ihrer Mutter mehr ähnelte, als sie gedacht hatte. Sie konnten sich beide kaum jemals dazu überwinden, an einem Mann Gefallen zu finden; nur äußerst selten geschah es, daß einer sie wirklich anzog, aber wenn es dann doch geschah, war es eine Erfahrung, die ihr ganzes Leben umwälzte. Hatten sie sich einmal verliebt, geschah dies rettungs- und bedingungslos.
    Diese Gedanken beschäftigten Sloan, während sie auf ihrem Schlafzimmerbalkon stand und in den Anblick des Mondlichts versunken war. Schließlich warf sie jedoch einen kurzen Blick auf ihre Uhr und sah, daß es fast zehn war. Um sich von den Gedanken an Noah abzulenken und später besser einschlafen zu können, beschloß sie, noch einen Strandspaziergang zu machen. Sie zögerte nicht lange, vertauschte ihr Kleid mit Jeans und Turnschuhen und zog sich ein eigentlich zu groß geratenes, pinkfarbenes Sweatshirt über. Dann band sie ihr Haar zu einem Pferdeschwanz und hüpfte die Treppen hinunter.
    Am Strand angekommen, entschied sie sich, nach links abzubiegen statt nach rechts in Richtung von Noahs Haus, um nicht in Versuchung zu geraten, unbewußt nach ihm Ausschau zu halten. Sie mußte damit aufhören, ständig mit den Gedanken bei ihm zu sein. Statt dessen sollte sie sich lieber ihrer eigenen Zukunft widmen, in der es einen Mann namens Noah Maitland nicht geben würde. Doch sooft sie sich diesen Vorsatz auch wiederholte, immer wieder ertappte sie sich dabei, wie ihre Gedanken abschweiften und sie von Noah träumte. Es war viel zu schön, an all die Dinge zu denken, die er sagte und tat, wenn sie zusammen waren. Er war ein brillanter Unterhalter, witzig und beredt und immer bereit, über alles zu sprechen, was sie interessierte - außer über die Gefühle, die er für sie empfand. Niemals, nicht einmal in der größten Leidenschaft, gebrauchte er das Wort »Liebe« oder erwähnte er ihre Zukunft nach ihrer Abreise aus Palm Beach. Niemals machte er ihr ein zärtliches Versprechen oder rief sie auch nur bei einem Kosenamen. Jess in Bell Harbor nannte sie »Kleine« oder manchmal - wenn er Humphrey Bogart spielen wollte - sogar »Süße« oder »Baby«. Die Hälfte ihrer Polizeikollegen hatte irgendeinen Spitznamen für sie, aber der Mann, mit dem sie sich manchmal stundenlang liebte, nannte sie schlicht und einfach »Sloan«.
    Statt sich über seine mangelnden Liebeserklärungen den Kopf zu zerbrechen, beschloß Sloan, an ihre gemeinsamen schönen Erlebnisse und an all den Spaß zu denken, den sie oft miteinander hatten.
    Als sie eine Stunde später von ihrem Spaziergang zurückkam und sich bereits wieder Carters Haus näherte, waren ihre Gedanken immer noch bei Noah. Sie blieb eine Weile stehen, schob die Hände in die Hosentaschen und schaute aufs Meer hinaus, während sie sich lebhaft vorzustellen versuchte, wie er ein Boot segelte und der Wind ihm dabei durch die Haare strich. Als sie eines Tages gemeinsam hinausgefahren waren, hatte er sich als begeisterter und kompetenter Segler erwiesen und sich sogar bereit erklärt, ihr das Segeln beizubringen. Allerdings hatte er ein ungeduldiges Temperament und tendierte dazu, von seiner Schülerin zuviel auf einmal zu verlangen und schnell gereizt zu werden, wenn sie ihm manchmal nicht gleich folgen konnte. Sie hatte sich dies aber nicht gefallen lassen und ihn in halb ernstem, halb spaßhaftem Ton auf seine mangelnden pädagogischen Fähigkeiten hingewiesen.
    Sloan war so in ihre Erinnerung an diesen Tag vertieft, daß sie zuerst dachte, sie habe sich nur eingebildet, seine Stimme zu hören. »Sloan!«
    Sie schreckte aus ihren Träumereien hoch und wandte sich in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war. Zu ihrem Erstaunen

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