Farben der Sehnsucht
sie, legte seine Arme um ihre Taille und zog sie dicht an seinen Körper. In seiner Stimme lag bereits das wiedererwachende Begehren, als er sagte: »Aus dem Salon führt eine Tür in mein Schlafzimmer, und wenn man den einen Raum betritt, muß man auch zu dem anderen durchgehen; so steht es in den Schiffsregeln.«
Er wartete gespannt auf ihre Reaktion und spürte, wie sein Blut bei ihrem kaum merklichen Nicken in Wallung geriet.
»Da ist noch ein Problem«, flüsterte er. »Ich habe vorhin einen Fehler gemacht. Der Standardpreis schließt diesen Teil der Tour nicht ein. Ich muß dir einen Aufschlag berechnen -und zwar im voraus.«
Sloan schauderte, als seine Lippen ihre Wange berührten, und mit einem hingebungsvollen Seufzer drehte sie sich um, um seinen Kuß zu empfangen.
33
Die folgende Woche erlebte Sloan als herrliche Abfolge von sonnigen Tagen und sinnlichen Nächten. Sie verbrachte den Großteil der Tage mit Paris und den Großteil der Nächte mit Noah. Sein kleineres Segelboot, die Star Gazer, kam ihr schon bald wie ein mobiles Gartenhäuschen vor. Sein Haus am Strand war ihr schon fast so vertraut geworden wie ihr eigenes in Bell Harbor, und sowohl Douglas als auch Courtney schienen sie bereits als Familienmitglied zu betrachten. Nichts von alldem würde von Dauer sein, das wußte sie. Genauso wie sie wußte, daß sie nur eine Sache von ihrer Reise nach Palm Beach mit nach Hause nehmen würde, die beständig war: ihre Liebe zu Noah.
Auch Paul und Paris schienen gut miteinander auszukommen, und oft verbrachten die vier den Nachmittag zusammen, wenngleich sich ihre Wege am Abend meist trennten. Sloan hatte keine Ahnung, welcher Art die Beziehung des FBI-Agenten zu ihrer Schwester war. Paul war kein Mann, der sein Gegenüber zu offenen Fragen über seine persönlichen Gefühle einlud, und obwohl Paris die ihren gern mit Sloan geteilt hätte, konnte sie ihr nicht viel darüber sagen, da sie selbst nicht wußte, was Paul für sie empfand.
Darüber und über viele andere Themen sprachen Sloan und Noah in ihren gemeinsamen Nächten, wenn sie sich nicht gerade liebten. Am achten Tag nach ihrer schicksalshaften Nacht auf der Apparition aber war er nicht da, und zum ersten Mal seit ihrer Ankunft in Palm Beach hatte Sloan einen einsamen Abend vor sich. Noch vor wenigen Wochen hätte sie dies genossen, nun aber fühlte sie sich plötzlich rastlos und allein.
Noah hatte eine geschäftliche Verabredung in Miami und würde erst am nächsten Tag zurückkehren. Sloan wollte seine Abwesenheit eigentlich dazu nutzen, den Abend mit Paris und Edith zu verbringen, doch dann bekam ihre Schwester am Nachmittag einen Migräneanfall und fiel nach der Einnahme eines Medikaments in tiefen Schlaf. Paul hingegen war schon am Morgen weggefahren, um »persönliche Geschäfte« zu erledigen, und hatte nicht gewußt, ob er noch am selben Abend oder erst am nächsten Morgen zurückkehren würde. Auch Carter war nicht zu Hause und hatte angekündigt, daß er von seinem Pokerspiel mit ein paar Freunden nicht vor elf Uhr zurück sein würde. Nach einem frühen Abendessen hatte sich Sloan daher mit Edith vor den Fernseher gesetzt, um sich mit ihr noch ein paar Spielshows anzusehen, doch schon um halb zehn hielt sie es nicht mehr in ihrem Sessel aus.
Eine schreckliche Vorahnung beschlich sie, daß nach ihrer Abreise aus Palm Beach und dem Abschied von Noah Ruhelosigkeit und Einsamkeit ihre ständigen Begleiter werden würden. Es war ihr klar, daß sie sich keine falschen Hoffnungen über seine Absichten machen durfte, denn sie hatte genug Bemerkungen von Douglas und Courtney sowie von Noah selbst gehört, um zu wissen, daß er weder ein zweites Mal heiraten, noch Kinder haben wollte. Überdies hatte sie im Country Club ein paar seiner Freunde kennengelernt und ihren Gesprächen entnommen, daß Noah seine Frauen fast so sorglos - und fast so oft - wechselte wie seine Hemden.
Und dennoch: Wenngleich sie dies alles wußte und obwohl ihr klar war, wie sehr es schmerzen würde, wenn es vorbei war, hätte Sloan keinen Moment ihrer Zeit mit Noah missen wollen.
Bis vor einer Woche war sie sich in der Gesellschaft von Sara und anderen Freundinnen immer wie ein Fremdkörper vorgekommen. Alle Mädchen außer Sloan waren schon als Teenager ganz verrückt nach Jungs gewesen; in ihrer gemeinsamen College-Zeit hatten sie sich ständig verliebt und wieder »entliebt« und ihre ersten sexuellen Erfahrungen gemacht. Sloan hingegen hatte in ihrem ganzen
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