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Farben der Sehnsucht

Titel: Farben der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaugth
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Brille wieder auf die Nase und versuchte, sich unsichtbar zu machen, während Detective Flynn das Verhör wieder übernahm.
    »Für heute abend sind wir fast fertig«, sagte er. »Mr. Richardson, Sie sagten, Sie seien tagsüber aus geschäftlichen Gründen unterwegs gewesen und um elf Uhr abends zurückgekommen?«
    »Das stimmt.«
    »Sie haben den Knopf am Eingangstor betätigt, über die Gegensprechanlage mit Mr. Dishler gesprochen, und der hat Sie schließlich hereingelassen?«
    »Auch das stimmt.«
    »Ich danke Ihnen, Sir.«
    »Ich kann Mr. Richardsons Aussage bestätigen«, ließ sich Dishler vernehmen.
    »Auch Ihnen vielen Dank, Sir«, sagte Flynn erleichtert.
    »Miss Reynolds?« sagte er dann und wandte sich an Sloan. »Hätten Sie etwas dagegen, Ihren Abend noch einmal gemeinsam mit mir durchzugehen? Sie sagten, Sie haben mit dem Opfer zu Abend gegessen. Was ist danach geschehen?«
    Sloan hob die Hand und rieb sich ihre Schläfen, ohne sich ihrer beginnenden Kopfschmerzen wirklich bewußt zu sein. »Nach dem Essen saß ich bis etwa halb zehn mit meiner Urgroßmutter in dem Zimmer, in dem Sie sie gefunden haben, und sah fern; dann entschloß ich mich, nach oben zu gehen und einen Brief zu schreiben. Mrs. Reynolds liebt Spielshows, und ich hatte mir schon drei davon mit ihr zusammen angesehen. Ich konnte es einfach nicht mehr vor dem Fernseher aushalten. Mrs. Reynolds ist beim Fernsehen immer sehr konzentriert und will sich dabei auch nicht unterhalten, außer während der Werbepausen. Ich war stundenlang gesessen, und als ich oben ankam, wollte ich lieber noch etwas Spazierengehen, statt mich wieder hinzusetzen und den geplanten Brief zu schreiben.«
    Detective Flynn zeigte sich sehr mitfühlend und verständnisvoll. »Ich hoffe, Sie machen sich keine Vorwürfe, weil Sie Mrs. Reynolds allein gelassen haben. Wenn Sie bei ihr geblieben wären, hätte der Einbrecher auch Sie noch erschießen können.«
    »Vielleicht«, sagte Sloan und empfand plötzlich eine grenzenlose Wut auf das Monster, das dieses Verbrechen begangen hatte - und auch auf sich selbst, weil sie nicht dagewesen war, um ihrer Urgroßmutter helfen zu können. Wenn ihre Gedanken nicht immerzu mit Noah beschäftigt gewesen wären, wäre all dies vielleicht nie passiert.
    Plötzlich lief ein Schauder des Entsetzens durch ihren Körper, der sie leicht erzittern ließ. Noah, der sie schon seit längerem aufmerksam ansah, war dieses Anzeichen für ihre Erschöpfung nicht entgangen, und er wandte sich nun mit gerunzelter Stirn an Captain Hocklin: »Sie haben für heute nacht genug gehört«, sagte er scharf. »Lassen Sie diese Menschen zur Ruhe kommen.«
    Zu Sloans Erleichterung stand Hocklin sofort auf und warf einen entschuldigenden Blick in die Runde, während die beiden Detectives unverzüglich seinem Beispiel folgten. »Sie haben recht, Mr. Maitland.«
    Sobald die Beamten das Haus verlassen hatten, ging Carter nach oben in sein Schlafzimmer. Paris hatte sich erhoben und wollte ebenfalls zu Bett gehen, doch sie zögerte noch. Auf ihrem Gesicht lag ein leerer Ausdruck, und sie wirkte so bleich und wächsern wie ein Gespenst. In einer ihrer geballten Fäuste hielt sie ein Taschentuch umklammert, das sie völlig vergessen zu haben schien. Den ganzen Abend hatte sie sich bemüht, vor den Fremden keinen Zusammenbruch zu erleiden, doch als Sloan sie nun zur Tür begleitete, merkte sie, daß sie langsam die Kontrolle über sich verlor. »Kommst du nicht auch nach oben ins Bett?« fragte Paris mit leicht zitternder Stimme.
    Sloan verstand sofort, daß sie Angst vor dem Alleinsein hatte, und sagte daher mit sanfter Stimme: »Ich will nur noch kurz mit Paul sprechen und komme in ein paar Minuten nach. Was hältst du denn davon, heute nacht in meinem Zimmer zu schlafen? Das Bett ist doch groß genug für uns beide.«
    Nachdem Paris ihr nur erleichtert zugenickt hatte, umarmte Sloan sie fest und versuchte, ihr etwas von ihrer eigenen Kraft abzugeben. Als sie sich abwandte und ihr Blick kurz in den Spiegel fiel, bemerkte sie gar nicht, daß Trauer und Erschöpfung auch in ihrem Gesicht zu lesen waren und sie fast so mitgenommen wie Paris aussah.
    Wer dies aber wohl bemerkte, war Noah. Nachdem Carter den Raum verlassen hatte, hatte er keine Lust mehr, seine Gefühle für Sloan zu verbergen, und ohne den immer noch anwesenden Paul zu beachten, zog er sie zärtlich in seine Arme. »Komm mit mir nach Hause«, flüsterte er ihr dann liebevoll zu. »Wir werden uns um

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