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Farben der Sehnsucht

Titel: Farben der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaugth
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geschehen?«
    Er blickte wieder stirnrunzelnd auf seinen Drink. »Das kann ich dir nicht sagen.«
    »Ich habe es wirklich satt...«
    »Glaub mir bitte«, sagte er eindringlich. »Ich würde es dir gern sagen, jetzt um so mehr - aber ich kann nicht. Nicht nach dem, was heute nacht passiert ist.«
    Sloan vermutete, daß er Ediths Tod meinte. Sie konnte sich nicht vorstellen, welche Verbindung es zwischen seinem Auftrag und dem Mord an ihrer Urgroßmutter geben konnte, doch es war offensichtlich, daß er nicht weiter darüber zu sprechen wünschte. »Hast du irgendwelche Vermutungen, wer den Mord begangen haben könnte, oder ist das auch wieder so ein Geheimnis, das du nicht ausplaudern willst?« fragte sie bitter.
    Zu ihrer Überraschung gab er ihr diesmal eine zufriedenstellende Antwort. »Das kommt darauf an. Falls Flynn und Cagle Anhaltspunkte dafür haben, daß es sich um einen geplanten Raubmord mit eventuellen Komplizen handelt, dann würde ich bei den außer Haus lebenden Dienstmädchen anfangen. Das Personal hier im Haus würde ich zunächst aussparen, da Reynolds mir mehr als einmal gesagt hat, daß die Leute schon seit Jahren für die Familie arbeiten. Der Mörder hat jedenfalls ein Neun-Millimeter-Kaliber benutzt; ich habe die Patronenhülse auf dem Boden gesehen. Und wer immer es auch war: Er war ein Amateur.«
    »Du meinst, weil er so töricht war, durch das Fenster im Fernsehzimmer einzusteigen - falls er wirklich von dort gekommen ist?«
    »Nein, eher weil er einige Dinge übersehen hat, die ein Profi auf jeden Fall beachten würde. Als du nach draußen gelaufen warst, um ihn vielleicht noch aufzuspüren, war ich mit Paris im Fernsehzimmer. Der Diamantring, den Edith immer getragen hat, steckte nicht mehr an ihrem Finger, aber der Mörder hat eine sehr wertvolle Diamantbrosche an ihrem Kleid und den Ring an ihrer anderen Hand übersehen. Das ist ein weiterer Grund für Cagle und Flynn, dich nicht als Verdächtige zu betrachten: Wieso solltest du erst umständlich einen Einbruch simulieren, sie umbringen und die Wertsachen am Ende zurücklassen?«
    Als Sloan ihm keine Antwort gab, fuhr er fort: »Ach, übrigens, wieso bist du eigentlich zur Vorderseite des Hauses gelaufen statt nach hinten?«
    »Ich war ja gerade mit Noah durch den Garten gekommen und hatte am Strand niemanden gesehen. Es war reine Spekulation, daß er über die Vorderseite geflüchtet war, und ich wollte es wenigstens versuchen.«
    Sloan fühlte sich plötzlich völlig erschöpft, und die Tränen, die sie so lange zurückgehalten hatte, stiegen ihr nun doch in die Augen. Sie dachte an Ediths toten Körper auf dem Sofa: Ihr Haar war immer noch perfekt frisiert gewesen, und ihr Kleid war ordentlich über die Beine gezogen. Jemand hatte ihr das Leben und ihren Schmuck geraubt, doch auch im Tod hatte er ihr ihre Würde nicht nehmen können. Sloan seufzte tief auf und wischte sich eine Träne von der Wange. »Ich kann einfach nicht glauben, daß sie tot ist.«
    »Es wird dir morgen erst richtig zu Bewußtsein kommen«, sagte Paul mit der instinktiven Sicherheit eines Mannes, der Dinge dieser Art schon oft - zu oft - erlebt hat. »Wir sollten ins Bett gehen. Du wirst deinen Schlaf brauchen, und ich auch.«
    Sloan bemerkte erst jetzt, wie mitgenommen er aussah. Er hatte gesagt, er sei unten im Wohnzimmer nicht ganz bei der Sache gewesen, aber sie hatte das bestimmte Gefühl, daß er sich in Wirklichkeit Sorgen machte. Große Sorgen. Er schien immer so ungemein selbstsicher und resolut, daß es nicht einfach war, sich vorzustellen, daß er auch schwache Momente kannte.
    »Ich sehe dich morgen früh«, sagte er.
    In ihrem Schlafzimmer zog Sloan sich aus und streifte ein altes T-Shirt über, das Sara nicht aus ihrem Koffer genommen hatte. Vorsichtig schlug sie die Decke zurück, um Paris nicht zu stören, kroch dann ins Bett und fiel sofort in einen unruhigen Schlaf.

37
    Der Anruf, auf den Dennis Flynn gewartet hatte, kam um halb elf Uhr morgens, während er, in seinen Stuhl gelümmelt, vor dem Computer saß und die Datenbanken des Regionalen Informationszentrums zur Verbrechensbekämpfung in Nashville abrief. Er hatte die Namen aller Mitglieder der Reynolds-Familie sowie des Personals und der zum Zeitpunkt des Verbrechens anwesenden Gäste eingegeben, um eventuelle Vorstrafen oder Verdachtsmomente herauszufinden. Doch der Bericht, den er auf seine letzte Anfrage erhielt, war ebenso ergebnislos wie die vorhergehenden.
    Am Schreibtisch gegenüber

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