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Farben der Sehnsucht

Titel: Farben der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaugth
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dich kümmern. Bleib heute nacht nicht hier, mein Liebling.«
    Es war das erste Mal, daß er sie mit einem Kosenamen ansprach, und die Zärtlichkeit in seinen Worten ließ Sloan fast zusammenbrechen. Sie war es gewöhnt, daß immer sie diejenige war, die sich um andere Menschen kümmerte, und als Noah nun ihr seine starke Schulter anbot, stiegen ihr die Tränen in die Augen. »Ich kann nicht«, sagte sie dennoch, während schon eine Träne über ihre Wange rollte, die er sanft mit seinem Daumen wegwischte. Jetzt, da sie seine Liebe spürte, empfand sie plötzlich auch den Schock und den Schmerz über Ediths Tod stärker, und es gelang ihr nur schwer, sich zu beherrschen.
    »Es wird mir gleich bessergehen«, sagte sie, während sie sich aus seinen Armen wand und sich ungeduldig die Augen wischte. Als ihr Blick kurz auf Paul fiel und sie Mißbilligung und sogar Wut in seinen Augen zu lesen glaubte, erschrak sie, ging aber darüber hinweg und wandte sich wieder an Noah. »Ich bin okay, wirklich«, sagte sie mit einem verkrampften Lächeln, und als er sie immer noch zweifelnd ansah, hakte sie sich bei ihm ein und begleitete ihn zur Gartentür.

36
    Wie Sloan erwartet hatte, war Paul schon nach oben in sein Zimmer gegangen und hatte die Tür für sie angelehnt gelassen, damit sie sich allein unterhalten konnten.
    Als sie das Zimmer betrat, stand er mit einem Drink in der Hand am geöffneten Fenster und sah zu, wie Noah über den Rasen ging und die Richtung zu seinem Haus einschlug. »Das war eine verdammt miese Nacht«, sagte er mit unterdrücktem Zorn in der Stimme, als er das Fenster schloß und sich ihr zuwandte. Bis auf den wütenden Blick, den er Noah bei dessen Abschied zugeworfen hatte, hatte Paul den ganzen Abend den wohlerzogenen und aus verständlichen Gründen schockierten Versicherungsmann gespielt, doch nun hielt er nicht mehr mit seinen wahren Gefühlen hinter dem Berg.
    Er zeigte auf die beiden Stühle in seinem Zimmer und bedeutete Sloan, auf einem von ihnen Platz zu nehmen. »Was zum Teufel geht zwischen dir und Maitland vor?« fragte er dann gereizt.
    Sloan war zu überrascht von seinen Worten, um beleidigt zu sein. Andererseits war sie aber auch davon überzeugt, daß sie ihm keine Erklärung schuldete und die ganze Sache ihn im Grunde nichts anging. »Was glaubst du denn, was zwischen uns vorgeht?« fragte sie ruhig.
    »Nach allem, was ich in der vergangenen Woche beobachtet hatte«, sagte er sarkastisch, »hatte ich angenommen, daß ihr einen kleinen Flirt miteinander habt. Aber es ist mehr als ein Flirt, nicht wahr? Mir ist nicht entgangen, was sich zwischen euch abgespielt hat, bevor er gegangen ist, und mir ist auch nicht entgangen, wie du ihn den ganzen Abend angesehen hast.«
    »Und?« fragte Sloan abwartend.
    Seine Miene verhärtete sich. »Wie kannst du in jeder anderen Beziehung so schlau sein - und ihm gegenüber so verdammt töricht? Du hast selbst gesagt, daß er ein ganzes Waffenarsenal auf seiner Yacht hat und daß auch sein Segelboot mit einer ansehnlichen Sammlung bestückt ist.«
    »Schiffsbesitzer haben nun mal Waffen an Bord. Schließlich handelt er ja nicht mit ihnen, und ein Schmuggler ist er auch nicht. Überall in der Welt gibt es Häfen, die nicht besonders sicher sind. Noah will sich und seine Crew nur schützen.«
    »Und dazu braucht er ein Maschinengewehr?« fragte Paul mit einem gereizten Lachen. »Und ein ganzes Lager mit Schnellfeuerwaffen? Es klingt mir eher danach, daß er eine etwas heikle Fracht zu beschützen hat.«
    »Das ist doch Unsinn! Wie ich dir gesagt habe, ist das Maschinengewehr veraltet, und überdies habe ich nie behauptet, daß es sich um Schnellfeuerwaffen handelt.«
    »Du konntest es nur nicht feststellen, weil du nicht nahe genug an sie herangekommen bist, um sie zu untersuchen.«
    »Ich hatte keine Ahnung, daß dir das alles solche Sorgen bereitet«, sagte Sloan und versuchte, ruhig zu bleiben. »Falls dich das beruhigt, werde ich Noah darum bitten, mir die Waffen noch einmal zu zeigen.«
    »Nein, tu das nicht. Laß bitte die Finger davon. Sieh mal, ich will nur nicht, daß du dich in diesen Mann verliebst. Es ist mir scheißegal, ob du mit ihm im Bett warst; schließlich seid ihr beide erwachsen. Leider hatte ich nur dummerweise angenommen, daß so etwas nicht passieren würde, nach allem, was ich von dir weiß. Immerhin hast du in Bell Harbor ein ziemlich abstinentes Leben geführt.«
    »Woher willst du denn das wissen?« fragte Sloan

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