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Farben der Sehnsucht

Titel: Farben der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaugth
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fassungslos.
    »Woher ich das wissen will?« wiederholte er mit beißendem Sarkasmus. »Ich weiß sogar, wann du deine Milchzähne verloren hast! Was denkst du denn, woher ich das weiß, verdammt noch mal?« Er beugte sich nach vorn und legte seine Unterarme auf die Knie. Eine Weile starrte er schweigend auf seinen Drink und rollte das Glas zwischen seinen Händen hin und her. Als er weitersprach, klang seine Stimme schon viel milder. »Wie weit geht das mit dir und Maitland? Gefühlsmäßig, meine ich.«
    Er hatte die Frage mit fast väterlicher Besorgnis gestellt, und Sloan antwortete ihm nun bestimmt, aber ohne jeden Unwillen. »Das geht dich nichts an.«
    Er wußte, was er von ihrer Bemerkung zu halten hatte. Nachdem er wieder eine Weile auf sein Glas gestarrt hatte, rang er sich zu einem Lächeln durch und sagte nachdenklich: »Das klingt ja verdammt weit.«
    »Paul?«
    Er sah sie an.
    »Wieso sprechen wir eigentlich über Noah, wenn jemand hier im Haus heute nacht ermordet wurde? Ist dir bei der kleinen Sitzung unten im Wohnzimmer nichts aufgefallen?«
    Zu ihrer Erleichterung hatte er anscheinend nichts dagegen, das Thema zu wechseln. »Ich weiß nicht. Ich war wohl nicht ganz bei der Sache. Was meinst du denn genau?«
    »Sie sagten, ein Fenster im Fernsehzimmer sei zerbrochen worden und der Mörder sei wahrscheinlich auf diesem Wege eingedrungen. Das macht aber keinen Sinn. Die Vorhänge waren aufgezogen, und jeder hätte Edith von draußen vor dem Fernseher sitzen sehen können. Das gleiche gilt aber auch für Edith. Auch wenn sie den Mörder nicht gleich gesehen haben sollte, hätte sie doch zumindest gehört, wie das Fenster zersplittert ist.«
    »Vielleicht auch nicht, wenn der Mörder vorsichtig war und der Fernseher so laut, daß sie nichts hören konnte.«
    »Aber wieso sollte ein Dieb ausgerechnet das Fenster zu einem Zimmer einschlagen, in dem sich jemand aufhält? Es gibt doch noch genug andere zugängliche Fenster im Haus. Und früher oder später muß sie ihn doch bemerkt und zumindest versucht haben, zu fliehen.«
    »Ihre Augen waren nicht mehr so gut, und das Fenster befand sich außerhalb ihres Blickwinkels. Vielleicht war sie so sehr auf den Fernseher konzentriert, daß sie ihren Mörder erst gesehen hat, als es schon zu spät war.«
    »Gut, ihre Augen waren nicht mehr die besten, aber sie war noch lange nicht blind! Man hat sie auf dem Sofa gefunden, was bedeutet, daß der Mörder das Fenster einschlagen, es aufdrücken und dann ins Zimmer steigen mußte, bevor er sich schließlich zu ihr hinüberschlich und sie erschoß. Und das alles, ohne von ihr bemerkt zu werden? Das kommt mir alles ziemlich seltsam vor«, schloß Sloan vielsagend. »Ich habe den Verdacht, daß sie den Mörder kannte und überzeugt war, nichts von ihm befürchten zu müssen.«
    »Der Gerichtsmediziner wird uns bald sagen können, wer sich wo befand, als es passierte.«
    Sloan hatte das Gefühl, daß seine Gedanken aus irgendeinem Grund immer noch bei Noah waren, und das irritierte und ärgerte sie so sehr, daß ihr fast die Tränen in die Augen stiegen. »Verstehst du denn nicht, was ich dir sagen will?«
    »Doch, natürlich verstehe ich«, sagte er mit einem grimmigen Seufzer. »Alles außer dem zerbrochenen Fenster weist darauf hin, daß der Mörder schon im Haus war.«
    »Und da ist noch etwas. Früher oder später werden Flynn und Cagle unsere Identität überprüfen. Ich bin sicher, daß deine Tarnung funktioniert, aber sie werden im Handumdrehen herausfinden, daß ich keine harmlose Innenarchitektin aus Bell Harbor bin.«
    »Ich hoffe, daß dies eher später als früher der Fall sein wird. Schließlich bist du keine Verdächtige. Wieso solltest du in ein Haus einbrechen, für das du einen Schlüssel hast?«
    »Um eine falsche Fährte zu legen«, sagte Sloan müde. Dann lehnte sie den Kopf zurück und schloß die Augen. »Andy Cagle ist schlau. Er wird mich überprüfen, und sei es auch nur aus Routinegründen. Du solltest damit einverstanden sein, daß ich ihnen die Wahrheit sage, damit sie nicht unnötig Zeit verlieren und sich auf wichtigere Dinge konzentrieren können. Ich finde, ich sollte gleich morgen früh mit ihnen reden.«
    »Nein«, sagte er scharf. »Es besteht die Gefahr, daß dann auch Carter davon erfährt. Ich brauche sechsunddreißig Stunden, bevor dies geschehen darf. Danach wird es nichts mehr ausmachen.«
    Sloan sah ihn mit großen Augen an. »Was wird denn in sechsunddreißig Stunden

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