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Farben der Sehnsucht

Titel: Farben der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaugth
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so fest an ihr Ohr, daß Paris am anderen Ende der Leitung ihr Haar rascheln hörte.
    Paris schaltete die Scheinwerfer an und ging auf die Bremse, da sie an einer Ampel halten mußte. »Ich bin in Bell Harbor und habe ein Problem: Ich muß sofort Sloan finden.«
    »Sie sollte eigentlich zu Hause sein. Es ist schon nach fünf Uhr, und sie hatte heute Frühschicht, aber wenn sie besonders viel zu tun hat, arbeitet sie manchmal länger.«
    »Ich befinde mich gerade auf der Ausfahrt von der Interstate. Könntest du mir sagen, wie ich von hier aus zu ihrem Haus komme? Ich bin jetzt...«, Paris machte eine Pause, um das Straßenschild zu lesen, »... am Harbor Point Boulevard.«
    Kimberly gab ihr so eifrig Auskunft, daß Paris vor Rührung für einen Moment ihre Angst vergaß. »Sloan hat ihren Ersatzschlüssel in einem Versteck«, fügte Kimberly hinzu und sagte ihr, wo genau der Schlüssel lag. »Falls sie noch nicht daheim ist, kannst du damit ins Haus gelangen und auf sie warten.«
    »Vielen, vielen Dank.« Paris folgte Kimberlys Anweisungen und bog nach links ab, zögerte aber noch, das erste Telefongespräch mit ihrer Mutter zu beenden. Unsicher hielt sie den Atem an, bevor sie sagte: »Meinst du, ich kann später bei dir vorbeikommen?«
    Ihre Mutter lachte unter Tränen. »Darauf habe ich dreißig Jahre gewartet. Du... Du wirst es doch nicht vergessen?«
    »Nein, das verspreche ich.«
    Wenige Minuten später kam Paris vor Sloans Haus an. Im Inneren brannte Licht, und in der Einfahrt stand ein weißer, relativ neuer Wagen, dessen Kennzeichen ihn als Eigentum des Bell Harbor Police Departments identifizierte.
    Paris parkte auf der Straße vor dem Haus, griff nach ihrer Handtasche und stieg aus. Es pfiff ein kräftiger Wind, und ein paar vereinzelte Regentropfen kündeten bereits ein Unwetter an. Wenngleich es schon dunkel war, machte die gutbeleuchtete Straße einen sehr sicheren Eindruck. Paris hatte sich vorgenommen, an die Tür zu klopfen, Sloan zu sagen, was man mit ihr vorhatte, und sie dann sofort aus dem Haus zu ziehen. Um alles andere würde sich Paul kümmern.
    Der Plan schien klar und einfach, doch je näher sie dem Haus kam, desto unwohler fühlte sie sich. Als sie vor der Haustür angelangt war, hob sie ihre Hand, um zu klopfen, hielt aber dann inne und sah sich noch einmal suchend um. Der Strand auf der anderen Seite der Straße war teilweise hell erleuchtet, und im Lichtstrahl einer Straßenlaterne sah Paris eine Frau über den Sand in ihre Richtung kommen und dann in einen schnellen Lauf fallen. Sie erkannte sie sofort und war so erleichtert, sie zu sehen, daß sie ihren Namen rief, ohne darauf zu achten, daß Sloan sie wegen des Windes und der Brandung gar nicht hören konnte.
    »Sloan...« Bevor sie ein weiteres Wort sagen konnte, wurde plötzlich die Haustür aufgerissen. Die Hand eines Mannes stülpte sich über ihren Mund und erstickte ihren Schrei, während er sie mit der anderen Hand ins Innere zog.

51
    Der drohende Regen hatte Sloan veranlaßt, schneller zu laufen, doch als es bei wenigen Tropfen zu bleiben schien, verlangsamte sie ihren Schritt wieder. Normalerweise hatte das Meer immer eine beruhigende Wirkung auf sie gehabt, und oft war es ihr so vorgekommen, als sänge es ihr ein Lied, doch seit ihrer Rückkehr aus Palm Beach bot es ihr keinen Trost mehr. Bevor sie Bell Harbor verlassen hatte, hatte sie die ruhigen Stunden allein zu Hause genossen. Nun konnte sie auch diese nicht mehr ertragen.
    Sie beugte sich zum Sand hinunter und hob einen glatten, runden Stein auf; dann ging sie zurück zu den Wellen und warf ihn mit einer schnellen Drehung aus dem Handgelenk hinaus, um ihn auf der Wasseroberfläche springen zu lassen. Statt zu hüpfen, fiel er jedoch sofort ins Wasser und versank. Nach ihren Erlebnissen der letzten Tage hatte sie nichts anderes erwartet.
    Sie war kurz nach drei Uhr nach Hause gekommen und hatte den größten Teil des Nachmittags damit verbracht, auf einem Felsen im Norden des Picknickgeländes zu sitzen und aufs Meer zu starren.
    Während die Wolken vor der untergehenden Sonne vorbeizogen, hatte sie verzweifelt versucht, die vertraute Musik der Wellen zu hören. An stillen Abenden hatte das Meer Schlaflieder für sie gespielt; in stürmischen Nächten waren es kraftvolle Sinfonien gewesen. Seit sie aus Palm Beach zurückgekommen war, war die Musik verstummt. Das Meer schien ihr nun plötzlich bedrohlich, und das unheimliche und beunruhigende Geräusch der Brandung

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