Farben der Sehnsucht
Rückruf gewartet, bevor sie einsah, daß sie sich auf sich selbst verlassen und einen Plan über ihr weiteres Vorgehen schmieden mußte. Ihre Hände auf dem Lenkrad waren verschwitzt, und sie erwartete jeden Moment, wegen zu schnellen Fahrens von einer Streife aufgehalten zu werden.
Sie mußte Ruhe bewahren und einen klaren Kopf behalten. Mit ihrer rechten Hand öffnete sie ihre Handtasche und nahm Stift und Papier heraus. Dann griff sie wieder zum Telefon und rief die Auskunft von Bell Harbor an, um sie um Sloans Telefonnummer zu bitten: Sie war nicht registriert.
»Haben Sie dann vielleicht die Nummer von Kimberly Reynolds?« fragte Paris.
Sie notierte Nummer und Adresse, die ihr der Mann am anderen Ende der Leitung gab. »Und dann möchte ich auch noch die Nummer des Polizeireviers von Bell Harbor.«
Nachdem sie auch diese aufgeschrieben hatte, wählte sie die zuerst und fragte nach Detective Sloan Reynolds. Man versprach ihr, sie umgehend mit Detective Reynolds zu verbinden, doch Paris schien eine Ewigkeit vergangen zu sein, als sich endlich ein Mann namens Lieutenant Caruso meldete.
»Ich muß mit Sloan Reynolds sprechen«, sagte Paris ungeduldig.
»Tut mir leid, meine Dame, aber sie hat seit drei Uhr Feierabend.«
»Es ist aber sehr dringend. Ich bin ihre Schwester. Könnten Sie mir ihre Privatnummer geben?«
»Sie sind Sloans Schwester und haben ihre Privatnummer nicht?«
»Ich habe sie im Moment nicht bei mir.«
»Es tut mir leid, aber wir dürfen keine Privatnummern herausgeben.«
»Hören Sie mir bitte zu«, sagte Paris unwirsch. »Es handelt sich um einen Notfall. Sloans Leben ist in Gefahr. Heute nacht wird jemand versuchen, sie umzubringen.«
Der Mann namens Caruso war offensichtlich der Meinung, daß die Anruferin eine Verrückte sei. »Und ich nehme an, daß Sie selbst die Frau sind, die Sloan an den Kragen will?«
»Natürlich nicht!« explodierte Paris, versuchte sich aber wieder zu beruhigen, als sie merkte, daß sie mit Wut bei diesem Narren nicht weiterkam. »Ich bin wirklich ihre Schwester. Kennen Sie Sloan Reynolds persönlich?«
»Klar.«
»Dann wissen Sie doch sicher, daß sie bis vor ein paar Tagen zu Besuch bei ihrer Familie in Palm Beach war?«
»Jawohl, und ich weiß auch, daß ihre Urgroßmutter umgebracht und Detective Reynolds vorübergehend des Mordes verdächtigt wurde. Wir hatten hier schon zwei Anrufe von Leuten, die den Mord gestehen wollten.«
Paris beschloß, daß er ein hoffnungsloser Idiot war. »Wer ist Ihr oberster Vorgesetzter?«
»Eigentlich Captain Ingersoll, aber der hat heute frei.«
»Und wer vertritt ihn?«
»Ich selbst.«
Paris beendete entnervt das Gespräch.
Als Paul mit dem Packen fertig war, griff er automatisch nach dem Autoschlüssel und seinem Handy. Das blinkende Licht erinnerte ihn daran, daß jemand ihn anzurufen versucht hatte, während er mit McCade gesprochen hatte. Die Nummer auf seinem Pager war ihm unbekannt, doch er beschloß, vorsichtshalber zurückzurufen und sich zu erkundigen, worum es sich handelte.
Paris’ Hand zitterte stark, als sie den Zettel mit Kimberlys Nummer vom Beifahrersitz nahm. Sie wollte sie gerade wählen, als das Telefon zu klingeln begann und sie hastig den Hörer hochriß.
»Hier spricht Paul Richardson«, sagte eine vertraute Stimme. »Ich hatte Ihre Telefonnummer auf meinem Pager.«
Paris war so erleichtert, Pauls Stimme zu hören, daß ihr unwillkürlich die Tränen in die Augen stiegen. »Paul, hier ist Paris. Ich sitze in meinem Wagen und bin auf dem Weg nach Bell Harbor. Du mußt mir unbedingt glauben, denn die Polizei von Bell Harbor hält mich für eine Psychopathin und denkt gar nicht daran, etwas zu unternehmen. Und wenn du mir nicht hilfst...«
»Ich werde dir glauben, Paris«, unterbrach er sie mit erstaunlich sanfter Stimme. »Und ich werde dir auch helfen. Sag mir jetzt bitte, was los ist.«
»Sie wollen Sloan heute nacht umbringen! Sie wollen sie dazu bringen, einen Abschiedsbrief zu schreiben, in dem sie den Mord an meiner Urgroßmutter gesteht, und danach wollen sie sie erschießen!«
Paris hatte erwartet, daß er eine umständliche Erklärung von ihr fordern würde, während Sloan jeden Moment ermordet werden konnte.
»Verstanden. Sag mir nun bitte, wer >sie< sind, damit ich mir überlegen kann, wie ich sie aufhalte.«
»Ich weiß nicht, wer sie sind. Ich habe nur ein Gespräch belauscht, in dem darüber gesprochen wurde.«
»Okay, dann muß ich wenigstens wissen, wen du
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