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Farben der Sehnsucht

Titel: Farben der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaugth
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Magenbeschwerden hat, und ich möchte nicht, daß es noch schlimmer wird. Ich kann es aber auch gar nicht erwarten, deine Reaktion zu erfahren, daher hinterlasse mir doch bitte eine Nachricht auf meinem Anrufbeantworter. Vergiß nicht...«
    Sara schüttelte verwundert den Kopf über Kimberlys endlose Monologe. »Mein Gott, sie ist ja völlig aus dem Häuschen.«
    »Stimmt«, sagte Sloan und verdrehte leicht entnervt die Augen über diese für ihre Mutter so typische Naivität. Auf Sloans Geburtsurkunde war zwar Kimberly Janssen Reynolds als ihre Mutter verzeichnet, aber in Wirklichkeit hatte eher Sloan Kimberly erzogen als umgekehrt. »Wieso, überrascht dich das?«
    »Ich weiß nicht. Wahrscheinlich habe ich angenommen, daß sie einen Groll gegen deinen Vater hegt.«
    Sloan sah sie mit einem spöttischen Grinsen an. »Sprechen wir beide über dieselbe Person? Meinst du meine Mom, meine süße Mom, die niemandem etwas abschlagen kann, weil sie Angst hat, zu hart zu sein oder seine Gefühle zu verletzen? Die Frau, die sich von Lydia hat zwingen lassen, noch sechs Stunden mehr in der Woche zu arbeiten, weil sie Angst hat, die Magenbeschwerden dieses herrischen, undankbaren Weibs könnten sich verschlimmern? Die unterbezahlte, überarbeitete Frau, die fünfzehn Jahre lang Lydias Laden geschmissen und ihr mehr Kunden eingebracht hat als alle anderen Angestellten zusammen?«
    Sara, die Kimberly fast ebenso liebte wie Sloan selbst, fing an zu lachen, als Sloan ihre komische Tirade zum Abschluß brachte. »Ich kann nicht glauben, daß du wirklich gedacht hast, die Frau, die dich praktisch aufgezogen hat, könnte einen Groll gegen Carter Reynolds hegen, nur weil er sie vor dreißig Jahren verlassen, ihr das Herz gebrochen und nie wieder an sie gedacht, geschweige denn je wieder ein Wort mit ihr gewechselt hat.«
    Sara hob abwehrend ihre Hand. »Okay, okay. Du hast absolut recht. Ich muß einen Moment lang nicht ganz bei Trost gewesen sein, daß ich auf eine solche Idee gekommen bin.«
    Sloan lächelte wehmütig und drückte wieder auf den Wiedergabeknopf. Auch die dritte Nachricht war von Kimberly und eine Viertelstunde vor Sloans Heimkehr aufgenommen. »Liebling, hier ist noch mal deine Mom. Ich habe gerade Pause und bin schnell zu dem Münztelefon im Drugstore gelaufen. Jess sagte mir am Telefon, daß dein Vater dich inzwischen schon erreicht hat; ich brauche mir daher keine Gedanken mehr zu machen, daß ich dir mit meinen Anrufen die Überraschung verderbe. Weißt du, ich habe darüber nachgedacht, was du nach Palm Beach mitnehmen könntest. Ich weiß ja, daß du jeden übrigen Cent für dein Haus ausgegeben hast, aber wir werden dich wohl vorher noch komplett neu einkleiden müssen. Mach dir auf jeden Fall keine Sorgen, Schatz: Wenn du nach Palm Beach fährst, wirst du eine Menge wunderschöner neuer Kleider haben.«
    Während Sara verhalten kicherte, schüttelte Sloan den Kopf und wählte die Nummer ihrer Mutter; wie erwartet war sie nicht zu Hause, und Sloan hinterließ daher eine Nachricht auf ihrem Anrufbeantworter. »Hallo, Mom, hier ist Sloan. Es stimmt, daß Carter Reynolds mich angerufen hat, aber ich werde sicher nicht nach Palm Beach fahren. Ich habe ihm deutlich zu verstehen gegeben, daß ich keinen Wert darauf lege, ihn oder jemand anders aus diesem Zweig meiner Familie kennenzulernen. Sei mir bitte nicht böse. Lieben Gruß. Tschüs.« Damit legte sie auf und wandte sich wieder
    Sara zu. »Ich bin am Verhungern«, erklärte sie mit einem Seufzer, als wäre das Thema Carter Reynolds für sie damit erledigt. »Willst du auch ein Thunfischsandwich?«
    Sara verfolgte schweigend, wie Sloan in die Küche ging und mit den Vorbereitungen für die Sandwiches begann. Jetzt, da die Faszination der Sensationsnachricht langsam abebbte, war sie vor allem erstaunt und auch verletzt, daß Sloan und Kim all die Jahre ein so großes Geheimnis vor ihr gehabt hatten. Diese beiden Frauen verkörperten für sie ihre Familie - jedenfalls viel mehr als ihre eigene.
    Ihre Mutter war Alkoholikerin gewesen und hatte sich nicht um Sara gekümmert. Es war ihr auch egal, daß ihre Tochter seit ihrem vierten Lebensjahr die meiste Zeit bei ihren Nachbarinnen Kimberly und Sloan Reynolds verbrachte. Gemeinsam mit Sloan hatte sie als Dreikäsehoch unzählige Male an dem alten Resopaltisch in Kims einfacher Küche gesessen und mit ihren Wachsmalstiften in den Malbüchern herumgeschmiert, die Sloan bereitwillig mit ihr teilte. Kim war es

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