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Farben der Sehnsucht

Titel: Farben der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaugth
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sehr mit ihren eigenen Gedanken über die aufregende Neuigkeit beschäftigt. »Als wir noch klein waren, hast du mir erzählt, daß deine Eltern geschieden wurden, als du noch ein Baby warst, aber du hast mir nie gesagt, wer dein Vater war... Carter Reynolds!« rief sie wieder aus und warf ihre Hände beschwörend in die Luft. »Mein Gott, schon allein beim Klang seines Namens sehe ich alles vor mir: Yachten, Luxuswagen, Banken und... Geld. Viel, viel wunderbares, herrliches Geld! Wie konntest du das all die Jahre vor mir geheimhalten?«
    Sloan hatte keinen einzigen Moment für sich gehabt, um über alles nachzudenken, aber Saras überschwengliche Begeisterung festigte ihren spontanen Entschluß, sich weder von Carter Reynolds’ Herzkrankheit noch von seinem verspäteten Versöhnungsversuch beeindrucken zu lassen, und schon gleich gar nicht von seinem Geld. »Er ist nur im biologischen Sinne mein Vater. In all den Jahren hat er mir nicht mal eine Karte geschrieben, geschweige denn mich angerufen.«
    »Aber heute hat er dich doch angerufen! Was wollte er eigentlich?«
    »Er wollte, daß ich ihn in Palm Beach besuche, damit wir einander kennenlernen. Ich habe abgelehnt. Meine Entscheidung steht fest«, sagte Sloan, in der Hoffnung, sich nicht mit Sara auf eine Debatte einlassen zu müssen. »Es ist zu spät; er kann nicht plötzlich nach dreißig Jahren daherkommen und Vater spielen«, fügte sie hinzu, während sie ihren Wagen aufsperrte.
    Sara hatte Sloan gegenüber immer eine uneingeschränkte Solidarität an den Tag gelegt, und unter normalen Umständen hätte sie Sloans Entscheidung, einen Vater zurückzuweisen, der nie einer gewesen war, sicherlich unterstützt. In diesem Fall lag ihrer Meinung nach die Sache jedoch anders: Sloan hatte sich als die Tochter eines steinreichen Mannes entpuppt, der auch sie zu einer wohlhabenden Frau machen konnte. »Meiner Meinung nach solltest du es dir noch einmal überlegen«, sagte sie und suchte verzweifelt nach einem Argument, das ihre wahren Motive im verborgenen lassen würde. Was ihr schließlich in den Sinn kam, war allerdings mehr als fadenscheinig.
    »Ich glaube nicht, daß Männer so sehr das Bedürfnis haben, ihren Kindern nahe zu sein wie Frauen«, erklärte sie. »Wahrscheinlich fehlt ihnen irgendein Chromosom, das sie zu einem anständigen Elternteil macht.«
    »Tut mir leid«, erwiderte Sloan unbeeindruckt, »aber du kannst diesen ausgeprägten Mangel an Interesse nicht auf defekte Gene schieben. Nach allem was ich gelesen habe, kümmert er sich sehr um meine Schwester. Sie spielen zusammen Tennis, sie fahren zusammen Ski, sie spielen zusammen Golf. Sie sind ein Team, und zwar ein sehr erfolgreiches. Ich habe irgendwann den Überblick verloren, wie viele Preise die beiden schon gewonnen haben.«
    »Deine Schwester! Stimmt ja!... Mein Gott, du hast ja auch eine Schwester!« rief Sara voller Staunen aus. »Ich kann es einfach nicht glauben... Du und ich, wir haben gemeinsam Sandkuchen gebacken, gemeinsam Hausaufgaben gemacht, und wir hatten sogar gemeinsam die Windpocken; und nun erfahre ich aus heiterem Himmel, daß dein Vater ein bekannter Mann ist und daß du auch noch eine Schwester hast. Wieso in aller Welt hast du mir das alles verschwiegen?«
    »Ich habe dir gerade eben so ziemlich alles erzählt, was ich über die beiden weiß. Genau wie du kenne ich sie nur aus der Zeitung und weiß von meiner Schwester nur, daß sie Paris heißt und ein Jahr älter ist als ich. Ich habe keinen Kontakt mit ihr, genausowenig wie mit meinem Vater.«
    »Aber wie konnte denn das alles geschehen?«
    Sloan sah auf ihre Uhr. »Ich habe nur eine Stunde, um etwas zu essen und mich umzuziehen, bevor ich wieder zum Dienst antreten muß. Wenn du wirklich darüber reden willst, müssen wir das bei mir zu Hause tun.«
    Sara zögerte keinen Augenblick. »Natürlich will ich darüber reden«, sagte sie und ging schon auf ihren roten Toyota zu. »Wir treffen uns gleich bei dir zu Hause.«
    Sloan hatte ihr kleines, schmales Stuckhaus vor einigen Jahren gekauft. Es lag in einem angenehm gepflegten Viertel, das zehn Wohnblöcke umfaßte und in dem die meisten anderen Häuser nicht größer waren als ihr eigenes. Die Nähe zum Strand machte die Gegend sehr interessant für junge Leute, die zwar nicht sehr viel Geld hatten, aber über die nötige Begeisterung und Energie verfügten, um die etwa vierzig Jahre alten Häuser zu renovieren. Der Phantasie und den handwerklichen Fähigkeiten dieser

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