Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Farben der Sehnsucht

Titel: Farben der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaugth
Vom Netzwerk:
aufgetaucht war und ihr ganzes Leben durcheinandergebracht hatte. Nachdem sie die Tagesdecke zurückgeschlagen hatte, baute sie sich aus ein paar Kissen eine Rückenstütze und streckte sich auf dem Bett aus. In Erinnerung an Edith Reynolds’ Befehl, beim Abendessen pünktlich zu sein, griff sie dann nach dem Radiowecker und stellte ihn - für den Fall, daß sie doch einnicken würde - auf sechs Uhr abends. Als ihr Blick auf das Telefon auf dem Nachttisch fiel, sah sie, daß ein Licht auf dem Apparat blinkte, und fragte sich nachdenklich, was man mit dem Ding alles anstellen konnte.
    Wenn wohlhabende Leute in Bell Harbor ein neues Haus bauten oder ein altes renovierten, ließen sie sich meist ein multifunktionales modernes Telefonsystem installieren. Ein solches System gewährte nicht nur die Möglichkeit, von jedem Zimmer aus telefonischen Kontakt mit jedem anderen Zimmer des Hauses aufzunehmen, sondern befähigte den Eigentümer auch noch, das ganze Haus - von Stromversorgung und Alarmanlage bis zu Heizung und Klimaanlage -über das Telefon zu kontrollieren.
    Solange der Eigentümer die richtigen Codes eingab, war alles in Ordnung, aber sobald er einen Fehler beging, konnte unversehens ein Chaos ausbrechen, und die Erzählungen über solche Fehlbedienungen, die bei der Feuerwehr und der Polizei von Bell Harbor zirkulierten, hatten nicht selten für großes Vergnügen unter ihren Kollegen gesorgt.
    Sloan mußte unwillkürlich schmunzeln, als sie sich daran erinnerte, wie Karen Althorp letzten Monat versehentlich die Fünf für Feueralarm eingegeben hatte statt der Sechs, die ihren Whirlpool in Gang setzte. Als die Feuerwehr schließ-lich durch ein Fenster eingebrochen war und das Haus von oben bis unten durchsucht hatte, erwischten sie die Frau schließlich dabei, wie sie sich nackt in ihrer Badewanne mit ihrem Gärtner vergnügte. Trotz der äußerst peinlichen Situation hatte Mrs. Althorp auch noch die Dreistigkeit, den armen Feuerwehrmännern mit einer Klage wegen Hausfriedensbruchs zu drohen.
    Eine Woche später gab sie statt der Sechs eine Neun ein und löste damit einen Polizeialarm aus. Jess Jessup, der als erster in dem im Dunkeln liegenden Haus ankam, fand sie schließlich, wie sie - wiederum nackt - am Pool lag und in die Sterne schaute. Sie war zunächst so erschrocken, daß sie bei Jess’ Auftauchen laut aufschrie; als sie den hübschen Polizisten dann näher betrachtete, besann sie sich jedoch eines Besseren und lud ihn ein, sich auszuziehen und zu ihr zu gesellen.
    Ein ähnliches System hatte das Ehepaar Pembroke in seinem Haus installiert, und nach mehreren Streitigkeiten aufgrund von Fehlbedienungen wurde es schließlich zum Auslöser für die Scheidung ihrer Ehe. Dr. Pembroke versuchte später, den Hersteller auf ein Schmerzensgeld von sieben Millionen Dollar zu verklagen, was genau dem Betrag entsprach, den er seiner Exfrau als Abfindung zahlen mußte.
    Sloan lächelte immer noch in sich hinein, als sie schließlich ihr Buch aufschlug. »Nächster Halt: Mord« war ein ungeheuer spannender Bestseller, und schon nach wenigen Minuten hatte sie die Welt um sich her vergessen.
    Das plötzliche Summgeräusch des Weckers ließ Sloan aus ihrer Lektüre hochfahren. Ohne den Blick von ihrem Roman zu wenden, griff sie nach dem Wecker und schaltete ihn ab. Als sie ein paar Minuten später am Ende des Kapitels anlangte, legte sie das Buch widerstrebend umgedreht auf das Nachtkästchen und stand auf.

15
    Paul klopfte wenige Minuten vor sieben Uhr an Sloans Tür und wurde von ihr gebeten, hereinzukommen. »Ich bin fast fertig«, sagte sie und warf einen kurzen Blick aus ihrem Ankleidezimmer. Er trug einen grauen Nadelstreifenanzug, ein weißes Hemd und eine rot-grau gemusterte Krawatte. Sloan konnte nicht umhin, zu bemerken, daß er sehr gut aussah, aber sie war sich nicht sicher, ob es unter den gegebenen Umständen angemessen war, ihm ein Kompliment zu machen. »Du läßt besser die Tür offen, so daß niemand auf falsche Gedanken kommt und uns Ihrer Hoheit verrät«, warnte sie ihn statt dessen.
    Sie stellte sich vor den riesigen Ankleidespiegel und überprüfte sorgfältig, ob die Kombination, die sie gewählt hatte, sich mit der auf Saras Foto deckte. Der leichte, veilchenblaue Seidenrock war lang und gerade geschnitten und mit einem Schlitz versehen, der ihr Bein bis zum Knie freigab, und das dazu passende Oberteil hatte einen weiten Kragen, der die Schultern unbedeckt ließ. Sloan fühlte sich etwas

Weitere Kostenlose Bücher